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Lenzing zu Hygiene Austria Maskenskandal: "Wussten nichts"

Von nachrichten.at/uru/apa, 11. März 2021, 12:24 Uhr
Regionale Wurzeln, globaler Spieler
Stefan Doboczky Bild: APA/HELMUT FOHRINGER

LENZING. "Nein", sagte Lenzing-Chef Stephan Doboczky knapp auf die Frage, ob er etwas von den China-Einkäufen bzw. dem Verdacht von Schwarzarbeit bei der Tochterfirma Hygiene Austria (vor den Hausdurchsuchungen am 3. März) gewusst habe.

Der heimische Faserhersteller Lenzing hat im Masken-Skandal noch "kein Bild zur Faktenlage" und können deshalb viele Detailfragen noch nicht beantworten. Man arbeite mit den Behörden und intern aber mit Hockdruck daran, Transparenz herzustellen, teilte der Vorstand am Donnerstag bei der Präsentation der Bilanzkennzahlen für 2020 mit.

Ob es nicht schwere Managementfehler gegeben habe? "Das ist eine berechtigte Frage und wird Teil der Untersuchungen sein", sagte Vorstandsmitglied Stephan Sielaff, der die Krisenkommunikation im Vorstandsgremium übernommen hat. "Jetzt haben wir dafür jedenfalls keine Fakten." Der Lenzing-Mann Stephan Trubrich, der bei der Hygiene Austria  (HA) immer noch Geschäftsführer ist, bei der Lenzing AG aber seiner Aufgabe im Investment Relations-Bereich entbunden wurde, sei "viel Zeit" vor Ort in Wiener Neudorf gewesen. Jedenfalls war das seine Haupttätigkeit in den vergangenen Monaten. 

Wer hatte wirklich die Management-Führung?

Es gab und gibt keine einheitliche, eigene betriebliche Software, mit der man die Abläufe bei der HA steuert;  Teile der Betriebsführung liefen über Palmers, Teile über Lenzing, so die Lenzing-Manager. Sielaff: "Wichtige Prozesse waren bei Palmers. Dort haben wir keinen Zugang, das ist unabhängig von der Mehrheit". Lenzing hält 50,1 Prozent an HA, Palmers 49,9 Prozent. Wie die Aufteilung der Aufgaben genau ausgesehen hat, ist nicht bekannt. Jedenfalls gebe  es schriftliche Verträge zwischen Palmers und Lenzing, in denen auch die Aufgaben geregelt seinen, teilte Lenzing auf Anfrage ohne nähere Angaben mit.

 

Was mit den HA-Anteil geschieht, dazu wollte Lenzing trotz mehrmaliger Nachfrage keine Angaben machen. Dafür sei es noch zu früh. Lenzing hatte im Februar bei der Bundeswettbewerbsbehörde einen Antrag auf Erwerb der alleinigen Kontrolle gestellt (aus bilanztechnischen Gründen, wie es heißt, zur Vollkonsolidierung), der mittlerweile auch bewilligt wurde. Bezüglich Wert der Anteile und diesbezüglicher Investition verwies man nur auf den Jahresabschluss. Rückstellungen für die Hygiene Austria und etwaige Schadenersatzforderungen habe man noch nicht gemacht, so der Lenzing-Vorstand.

Zu den Schwarzarbeits- bzw. Lohndumping-Vorwürfen sagte Sielaff nur: "Natürlich ist das ein gewaltiges Imageproblem. Aber wir laufen nicht weg und versuchen den Schaden so gering wie möglich zu halten."

Schwieriges Jahr für Lenzing mit Umsatz- und Ergebniseinbruch

Die Coronakrise hat dem Unternehmen 2020 einen kräftigen Umsatzeinbruch sowie Verlust eingebrockt.

Unter dem Strich erzielte Lenzing im Vorjahr einen Verlust von 10,6 Mio. Euro nach einem Gewinn von 114,9 Mio. Euro davor. Die Umsatzerlöse brachen um mehr als ein Fünftel auf 1,63 Mrd. Euro ein. Auch wenn sich der Fasermarkt im zweiten Halbjahr 2020 wieder erholte, konnten die Verluste nicht ausgeglichen werden. Für 2021 erwartet der Vorstand eine Entwicklung des operativen Ergebnisses, die auf einem vergleichbaren Niveau wie im Vorkrisenjahr 2019 liegen wird. Lenzing geht unverändert von einem steigenden Bedarf an nachhaltigen Fasern für die Textil- und Bekleidungsindustrie sowie die Hygiene- und Medizinbranche aus.

Der über 7.000 Beschäftigte zählende Faserkonzern ist gerade dabei, zwei Megaprojekte in Brasilien und Thailand zu stemmen. Diese liefen "nach Plan". Aufgrund der Großprojekte haben sich die Investitionen im vergangenen Jahr auf 668,8 Mio. Euro nahezu verdreifacht. Die Inbetriebnahme des Zellstoffwerks in Brasilien ist für das erste Halbjahr 2022 geplant. In Thailand ist die Errichtung einer neuen Lyocellanlage geplant. Der Anteil der Spezialfasern an den Umsatzerlösen des Segments Fasern soll dadurch bis 2024 auf mehr als 75 Prozent gesteigert werden. Das Investitionsvolumen für die neue Anlage mit einer Kapazität von 100.000 Tonnen beträgt etwa 400 Mio. Euro. Gegen Ende des Jahres 2021 soll die Produktion aufgenommen werden.

Masken-Affäre im Rückblick

 Einen Teil der Corona-Schutzmasken hat die Firma Hygiene Austria in China zugekauft, umetikettiert und dann unter "Made in Austria" verkauft. Die Staatsanwaltschaft ermittelt wegen des Verdachts des schweren gewerbsmäßigen Betrugs sowie der organisierten Schwarzarbeit.

Zu Wochenbeginn hat Lenzing überraschend seine beiden Geschäftsführer und auch seine Mitarbeiter aus dem Joint Venture abgezogen. Seinem Partner Palmers warf das börsennotierte Unternehmen vor, die Aufklärung des Falls zu verhindern. Lenzing kündigte bereits an, einen Wirtschaftstreuhänder mit der Verwaltung der Hygiene-Austria-Anteile zu betrauen. Der Faserhersteller will dieses ungute Kapitel abhaken.

In der heutigen Pflichtmitteilung anlässlich der Unternehmensergebnisse schreibt Lenzing, das Projekt sei "mit der tiefen Überzeugung mitgegründet" worden, mit österreichischer Qualität einen wichtigen Beitrag zum Schutz der Bevölkerung in der größten Pandemie der letzten hundert Jahre leisten zu können. Das Versprechen "Made in Austria" sei offensichtlich nicht durchgehend gewährleistet gewesen, so Lenzing. Das Unternehmen sieht daher die Aufarbeitung der aktuellen Vorwürfe bei den zuständigen Behörden.

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25  Kommentare
25  Kommentare
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deskaisersneuekleider (4.150 Kommentare)
am 11.03.2021 19:14

Man wollte es nicht so genau wissen...

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Klettermaxe (10.696 Kommentare)
am 12.03.2021 18:16

So ist es, wussten nichts, weil nicht genau genug hingesehen. Die Frage ist, was der Lenzing Geschäftsführer, der dort angeblich viel Zeit verbracht hatte, dort getan hat.

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( Kommentare)
am 11.03.2021 18:46

Lenzing war zu blauäugig - kann sein dass unser hl. Basti ein gutes Wort dafür eingesetzt hat.

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lucky890 (2.145 Kommentare)
am 11.03.2021 15:01

Stellt sich die Frage was der Lenzing Geschäftsführer Trubrich bei der Hygiene Austria gemacht hat. Beim Betriebsrundgang hätte er die chinesischen Lieferungen gesehen, beim Sichten von Rechnungen oder Statistiken den Eingang von fertigen Masken, ganz besonders hätten Rechnungen aus Liechtenstein auffallen müssen.

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pinkpaul (379 Kommentare)
am 11.03.2021 20:32

Herr Ex-GF Trubrich war jahrelang Aktienanalyst bei Kepler Chevreux. Dort war er für die Analyse der LENZING AG zuständig, wobei seine Analysen immer sehr positiv mit hohen Kurszielen ausfielen. Vor etwas mehr als zwei Jahren hat ihn dann der LENZING-Generaldirektor S. Doboczky zur LENZING AG geholt und ihn für "Investors Relations" zuständig gemacht. Dann wurde er vor etwas weniger als einem Jahr zum Geschäftsführer der Hygiene Austria gemacht. Es stellt sich schon die Frage, ob Herr Trubrich als GF einer neugegründeten Firma unter den gegebenen Bedingungen der geeignete Mann war? Falls man diese Frage verneint, dann war Freunderlwirtschaft ein Beitrag zum Fiasko.

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glingo (4.977 Kommentare)
am 11.03.2021 14:47

Wahrscheinlich hat die Sekretärin einfach ohne Wissen der Geschäftsführung in China eingekauft.

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herst (12.758 Kommentare)
am 11.03.2021 14:42

"Wussten nichts"

Mein Name ist Hase, ich weiß von nichts...

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foxxx (726 Kommentare)
am 11.03.2021 13:52

Bei den Projektrisiken die eine Lenzing hat, Bau und Betrieb großer Werke in fernen Ländern, wie Südamerika, da sage ich mir: Hände weg von der Aktie!
wenn die bei einer Pemperlfirma nicht einmal wissen was los ist, dann traue ich ihnen das Risikomanagement solcher Projekte erst recht nicht zu.

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betterthantherest (34.026 Kommentare)
am 11.03.2021 13:40

Der Mehrheitseigentümer weiß nicht was sich in seinem Unternehmen abspielt und er hat auch keinen Zugang zu den wichtigsten Daten?

Könnte man als Musterbeispiel für Managementversagen hernehmen.

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KritischerGeist01 (4.928 Kommentare)
am 11.03.2021 14:43

@ Better...:
In diesem Fall stimme ich dir vollkommen zu. Als Mehrheitseigentümer habe ich zu jeder Zeit informiert zu sein - vor allem bei derart heiklen Themen. Es scheint, der erwartete hohe Gewinn hat alle Kontrollmechanismen ausgeschaltet.

Alleine schon die Aussage spricht Bände: "Wichtige Prozesse waren bei Palmers, und dort haben wir keinen Zugang, trotz der Mehrheit."

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Steuerzahler2000 (4.074 Kommentare)
am 11.03.2021 13:21

"Wussten nichts"

Ist das jetzt der Wusste-Nix-2021-Virus der aber schon seit längerer Zeit auch in der Politik "wütet" ????

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veribo (513 Kommentare)
am 11.03.2021 12:59

schon erstaunlich, dass der von Lenzing gestellte GF nichts mitgekriegt haben will. Normalerweise lassen sich Ceo's Firmendaten mind. monatlich vorlegen. Hätte das Missverhältnis von Umsatz und Produktionsmenge nicht auffallen müssen?

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( Kommentare)
am 11.03.2021 12:54

Wir wussten nichts!!!

Da hat wohl jemand eine Anleihe bei Siemens, VW oder bei unseren Politikern genommen!

Es ist unglaublich, welche "Top"-Manager bei uns tätig sind.

Paradox finde ich, dass im Firmenwortlaut "Hygiene" vorkommt. Bei der Unternehmensführung war den Pressemeldungen nach von Hygiene aber nichts zu sehen!

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gerho (112 Kommentare)
am 11.03.2021 13:32

Keine Firma bekommt wegen ihren Arbeitern oder Angestellten Probleme.
Die Vollkoffer sitzen immer im Managment.

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AroundTheWorld (2.296 Kommentare)
am 11.03.2021 12:46

Klar, verstanden, bei 51% würde ich mir auch keine Gedanken machen. Wozu auch!

Hat der mit dem Vizekanzler studiert? Dann würden die Aussagen passen.

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lentio (2.771 Kommentare)
am 11.03.2021 12:35

Wenn die nichts wußten, scheint es bei Lenzing in allen Bereichen drunter und drüber zu gehen. Vielleicht ist es auch nur schlecht gelogen. Oder beides…

In Zukunft wird man auch diesem Unternehmen nicht mehr Vertrauen können…

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eg3006 (1.336 Kommentare)
am 11.03.2021 12:09

Sollen den Gewinn der Hygiene Austria einfach umbuchen. Bei dem Schlammassel ist es auch schon wurscht, wenn die Buchhaltung sich mal vertippt.

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ab1412 (1.341 Kommentare)
am 11.03.2021 08:38

Da helfen auch die Chinamasken "Made in Austria" nicht,,,,,

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supercat (5.327 Kommentare)
am 11.03.2021 10:02

es sind eher die Baustellen Amerika und Thailand..

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susisorgenvoll (16.665 Kommentare)
am 11.03.2021 10:13

Gerade die Baustelle in den USA war wohl KEINE gute Idee! Kosten gibt es ja immer noch, solange "Baustelle" und Grundstück nicht verkauft sind!

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DonMartin (7.488 Kommentare)
am 11.03.2021 10:44

Völlig richtig. Der Vorstand hat die jahrelangen schlechten Erfahrungen und Risken der Standorte in den USA entweder ignoriert bzw. nicht selbst mit erlebt.

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Analphabet (15.410 Kommentare)
am 11.03.2021 11:04

Maxi, unverständlich ist aber, daß in Zeiten wie diesen, der Vorstand um eine Person aufgestockt wurde?

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max1 (11.582 Kommentare)
am 11.03.2021 08:29

Die Koronakrise ist mitnichten die Ursache sondern die weltweiten Lockdowns.

Wenn die Geschäfte für Textilien geschlossen sind braucht es keine Fasern um diese herzustellen.
Die Ostasiaten können ihren Bedarf im Lande erzeugen Textilindustrie ist auch vor Ort.
Das Problem könnte in der Langfriststrategie des Unternehmens liegen.

Das Theater mit möglicherweise kriminellem Handeln von Hygiene Austria ist ja nicht einmal ein Nebenschauplatz sondern einfach eine Idiotie eine solche Produktion in A aufzubauen.

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boris (1.939 Kommentare)
am 11.03.2021 08:52

Also die Coronapandemie ist mitnichten Ursache der Umsatzeinbußen, sondern die Lockdowns waren es.
Und weshalb wurden die Lockdowns verordnet... zum Spaß der Bevölkerung? Oder war vielleicht doch die Pandemie die eigentliche Ursache?
Oder wie stellt sich der kleine Maxi die Welt vor?
Der Etiketten-Schwindel der Hygiene Austria ist wohl nicht in Ordnung; wenn aber die "umetikettierten" Masken den Qualitätsnormen entsprechen - wo ist dann das Problem -außer dass man eines hochschaukelt. Wenn sie allerdings nicht entsprechen, dann ist es schon eines.
Ob ein (in Österreich eingesperrtes) Huhn ein Ei legt oder eines in Bayern oder Ungarn macht vermutlich in der Qualität nur des Legeortes wegen noch keinen Unterschied. Den Unterschied macht die Art der Tierhaltung und der Fütterung aus, allenfalls die Lagerung und die Länge der Transportwege - es ist aber egal in welchem Land das Huhn das Ei legt.

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max1 (11.582 Kommentare)
am 11.03.2021 13:20

...nicht zum Spaß das ist klar. Die Klein- und Mittelunternehmer werden nun von den Großen übernommen das ist Sinn und Zweck der Pandemie! .......eine Anleihe bei Herrn Schab vom WEF.

Was wir alles nicht brauchen wurde nun 1 Jahr lang getestet und wird noch fortgesetzt. Das gelingt nur wenn die Covidioten als die Covidgläuben mitspielen und wie ich ja tag-täglich erleben kann spielen sehr viele mit.
„Da es jetzt viel einfacher ist, das menschliche Genom in lebensfähigen Embryonen präzise zu manipulieren, werden in Zukunft wahrscheinlich Designer-Babys auftauchen, die bestimmte Merkmale besitzen oder gegen eine bestimmte Krankheit resistent sind. “ (Klaus Schwab)

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