Die Super-Adler auf Rekordjagd vor 80.000 Fans

"Wenn du das erste Mal gesprungen bist, dann willst du sofort wieder rauf auf die Schanze. Es ist dann fast eine Gemeinheit, dass 50 andere vor dir fliegen dürfen, so schnell möchtest du das wieder erleben." Stefan Kraft hatte gestern bei der Qualifikation für das Weltcup-Skifliegen am Fuße des Grimmings wieder das Lächeln aufgesetzt, mit dem er schon die Fans bei seinem Tournee-Sieg gewonnen hatte. Heute und morgen wollen der 21-jährige Salzburger und sein oberösterreichischer Freund Michael Hayböck bei den Wettkämpfen auf dem Kulm Weitenmeter sammeln. Insgesamt 80.000 Fans sollen den beiden neuen ÖSV-Super-Adlern an der neuen, monströsen Schanze in Bad Mitterndorf/Tauplitz den notwendigen Aufwind bescheren.

Als ginge es um Olympia-Gold

Kraft landete bei den ersten Versuchen auf dem umgebauten Bakken drei Mal bei 212,5 Meter. Vor allem beim ersten Sprung war der Respekt groß: "Das war wie bei Olympia, wenn es um die Goldmedaille geht." Und: "Von oben schaut das echt brutal aus. Ich habe probiert, den anderen nachzuschauen, damit ich einen Rhythmus finde. Am Ende war es nur noch lässig."

Der Weltcup-Gesamtführende Michael Hayböck konnte sich mit der nun mit Vikersund (Nor) größten Flugschanze "noch nicht ganz anfreunden". Er landete bei Weiten von 194, 201 und 167 Metern. Seine persönliche Bestleistung, die der 23-jährige Theninger unbedingt überbieten will, liegt bei 208 Meter.

Schrecksekunde für Hayböck

"Es war auch ein bisserl Pech dabei. Ausgerechnet vor meinen Flügen wurde der Anlauf verkürzt, außerdem waren die Bedingungen schlechter. Da ist man fast ein wenig sauer. Schließlich will ich ja weit fliegen", sagte Oberösterreichs "Sportler des Jahres". Sprich: Die Entscheidungen der Jury fanden bei ihm wenig Anklang. Wobei Hayböck auch eine Schrecksekunde erlebte. Vor der Auffahrt zu seinem ersten Trainingssprung bemerkte er, dass eine Schraube bei der Bindung fehlte. "Ich bin sofort zu unserem Servicemann." Der gab Entwarnung: Lediglich eine Blende war damit montiert. Ob Hayböck vor dem ersten Flug auf der XXL-Anlage angespannt war? "Natürlich wusste keiner, was auf uns zukommt. Aber ich war so fokussiert, dass ich die Nervosität gar nicht richtig spürte." In der Luft selber heißt es, "nur keine Geschwindigkeit verlieren. Und kämpfen, weil der Druck auf den Skiern noch viel größer als beim normalen Springen ist." Sein Nachsatz: "Jetzt hoffe ich, dass das Glück des Tüchtigen wieder zurückkommt."

Eine "innige" Beziehung

Mit dem Kulm hat Hayböck übrigens eine innige Verbindung. Hier hat er als Bub erstmals sein Vorbild Andreas Goldberger beim Flug durch die Lüfte gesehen. Hier hat er auch seine Freundin Claudia kennengelernt. "Beim Anstellen am Lift." Die Lebensgefährtin wird den Weltcupführenden am Wochenende natürlich anfeuern, Bruder Stefan ist als Vorspringer im Einsatz.