Vincent Kriechmayr, der Unaufhaltsame
Als Vincent Kriechmayr im November 2013 in Sölden erstmals in eine volle Weltcup-Saison startete, war er alles andere als ein Senkrechtstarter.
Der bodenständige Typ aus dem Mühlviertel galt zwar als technisch perfekter Skifahrer mit allen Qualitäten, die einen Siegertyp auszeichnen, in den Ergebnislisten konnte man das zunächst aber nicht wirklich ablesen. Was den 27-Jährigen nicht daran hinderte, sich wie ein unaufhaltsamer Schneepflug seinen Weg in die Weltcup-Elite zu bahnen.
Nach gelegentlichen Top-Ten-Plätzen etablierte er sich in der Gruppe der Besten, vor drei Jahren kam er in Korea als Dritter erstmals auf das Siegerfoto, in der Vorsaison klappte es im Super-G von Beaver Creek mit dem überfälligen ersten Weltcupsieg. Kriechmayrs WM-Silbermedaille im Super-G von Åre war jetzt ein vorläufiger Höhepunkt. Und alle, die den Gramastettner kennen, sind davon überzeugt: Da kommt noch mehr, viel mehr. Vielleicht schon bei der WM-Abfahrt am Samstag.
Kraftplatz und privates Rückzugsgebiet des Modell-Athleten ist der Bauernhof seines Vaters Heinrich, der früher im Winter in Obertauern als Skilehrer jobbte. Dort lernte er Vincents Mutter Gertrudis, eine Kunstgeschichte-Lehrerin aus Belgien, kennen und lieben. Vincents Zwillingsbruder Rafael ist dabei, den Bauernhof zu übernehmen. Die große Schwester, Jakoba, konnte sich als Freeriderin in der "autonomen" Skiszene einen Namen machen. "Vinc" hat es immer als Privileg empfunden, dass er auserwählt wurde, eine Rennsport-Karriere probieren zu dürfen. "Eigentlich wollte ich das meinen Eltern nicht antun, weil der Skisport so kostenaufwändig ist", sagte er 2013 in Sölden in einem Interview mit den OÖN. Damals wusste der Bewegungskünstler, der höchstwahrscheinlich der einzige verletzungsfreie Athlet in der Startgruppe eins ist, noch nicht, ob er einmal die Früchte seiner Arbeit ernten wird können. Jetzt ist er dort, wo es nicht nur glänzende Medaillen, sondern auch satte Prämien zu gewinnen gibt. Kriechmayrs Erntedank wird sich auf seine Familie verteilen, so viel ist sicher. Und bodenständig wird er bleiben, egal, wie weit ihn der Karriereweg noch nach oben führen wird.
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