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Vom Flickschuster zum Ausrüster der Skistars

Von Von Martin Dunst, 26. Jänner 2013, 00:04 Uhr
Vom Flickschuster zum Ausrüster der Skistars
Toni Lintners Leben glich einer Achterbahnfahrt. Von weit unten nach ganz oben und wieder bergab ins Tal. Bild: OÖN-Archiv

MOLLN. Das Steyrtal liegt abseits der großen Skigebiete in Westösterreich. Molln mischte dennoch einst im Skizirkus mit. Bei „Dachstein“ ging die Ski-Elite aus und ein. Schuhfabrikant Toni Lintner war bekannt wie ein bunter Hund.

Molln im Bezirk Kirchdorf beherbergt heute das Nationalpark-Zentrum. Dass in dem 3600-Einwohner Dorf einst das „Who is Who“ des Skizirkus ein und aus ging, ist nicht einmal mehr auf den zweiten Blick ersichtlich.

Im Dorfmuseum der Gemeinde, in einem der hinteren Winkel, lebt diese kurze, dafür schillernde Ära noch einmal auf. Alles ist verbunden mit dem Aufstieg und dem Fall der Firma „Dachstein“ und Unternehmenschef Anton „Toni“ Lintner.

Alles? Fast alles. Jener Mann, der Bilder und Exponate zu „Dachstein“ in mehrmonatiger Arbeit zusammen getragen hat, ist selbst ein Unikat, hat jahrelang eine wichtige Rolle im Skisport gespielt. Adi Staufer (73) war von 1970 bis 1980 Leiter der Entwicklungsabteilung von Fischer, Kästle, Dynafit in Ried im Innkreis. Der gelernte Sensenschmied, Werkzeugmacher und studierte Techniker hat heute noch Patente auf die ersten Carving-Ski, entwickelte den bekannten und erfolgreichen „Fischer C4“, erfand die atmungsaktive Kleidung „Löffler Transtex“. Über seinen ehemaligen Chef Pepi Fischer sagt Staufer: „Seine Liebe galt der Entwicklung, er war ein Techniker mit gesundem Hausverstand und sozialer Ader.“

Experimente mit der Schale

Ähnlich lobende Worte findet der pensionierte HTL-Professor für seinen verstorbenen Freund, Toni Lintner. „Er hat das Unternehmen von einer kleinen Flickschusterei zu einer großen Firma mit bis zu 600 Mitarbeitern entwickelt.“ Der Toni sei ein ungeheurer Lokalpatriot gewesen. „Er war ein Mollner durch und durch.“

Schuster Anton Lintner senior hat Adi Staufer kurz nach Ende des Zweiten Weltkriegs noch Lederschuhe aus alten Pistolentaschen angefertigt. Als der Schuster 1947 starb, musste Lintner junior in die Bresche springen, seine Mutter im Betrieb unterstützen. Begonnen hat Toni Lintner Mitte der 1950er Jahre mit der Serien-Produktion von Berg- Haferl- Militär- und Arbeitsschuhen. In einer Zeit als die Freizeitindustrie boomte, entwickelte sich aus Bergschuhen eigenes Schuhwerk fürs Skifahren. „Das war praktisch für die Hersteller, weil sie mit den selben Maschinen saisonübergreifend entweder Berg- oder Skischuhe fertigen konnten“, sagt Hobby-Historiker Staufer. Auf Schautafeln, dutzenden Bildern und anhand von Plänen, Skizzen und Schuh-Modellen lässt sich im Dorfmuseum der Aufstieg der Marke Dachstein nachvollziehen.

Den Durchbruch brachten die beginnenden 1970er Jahre. „Dachstein und andere Hersteller experimentierten mit neuen Technologien, tüftelten an Schalenskischuhen“, weiß Staufer. Die Zauberformel, die Absatz versprach, hieß Polyurethan. In Schuhform geschäumt, wurde aus dem verheißungsvollen Werkstoff der „Dachstein Concorde“.

Über die Talgrenzen hinaus hatte es Lintner zunächst schwer in den Kreis erlesener Ausrüster für das Österreichische Skinationalteam aufgenommen zu werden. Diese Pfründe waren fest in der Hand der westlichen Bundesländer und der dort angesiedelten Unternehmen.

Umtriebige Sportaktivisten verschafften dem Schuhhersteller aus dem Flachland eine Chance doch noch am Weltcup-Kuchen mit naschen zu können. Engagierte Funktionäre der Wintersportsektion des SV Molln wie Erich Kammerhuber, Ludwig Hasenleithner oder Friedrich Lindinger förderten Skitalente und brachten aus der Region unter anderem Franz Gruber und Hans Kniewasser in den ÖSV-Kader. „Ab diesem Zeitpunkt konnte der Skiverband nicht mehr über Dachstein hinwegsehen – Lintner hat einen Fuß in die ÖSV-Tür gebracht.“

Ein Sinnbild für dieses erfolgreiche Zusammenspiel aus Skiverein und Schuhfabrik ist der Funktionär und Trainer Erich Kammerhuber. Er hatte noch beim alten Lintner Schuhmacher gelernt, arbeitete Zeit seines Lebens für „Dachstein“, war als Rennbetreuer unter anderem für die sechsfache Weltcupsiegerin Annemarie Moser-Pröll verantwortlich. Kammerhuber organisierte mit seinen Kollegen FIS-Rennen in seiner Heimatgemeinde. Auf den Bestenlisten in Molln finden sich Namen wie Stefan Eberharter oder Thomas Sykora. Auch Christian Neureuther, der Vater von Felix, hat einst im Steyrtal gewonnen.

„Zur Hochblüte von Dachstein, arbeiteten bis zu 600 Menschen in der Firma“, sagt Staufer. Die Schuhfabrik sei vor allem auch ein wichtiger Arbeitgeber für Frauen gewesen. Der Name Toni Lintner prangte am Zeltdach des Skizirkus. „Jeder hat ihn gekannt, auch wegen seiner umgänglichen Art.“ Seine Leutseligkeit har Lintner allerdings nichts geholfen, als es am Skischuh-Sektor lauter knirschte als Schnee an einem kalten Wintertag. Der Dachstein-Stern begann Mitte der 1980er Jahre zu verglühen. „Dabei war das die österreichische Skischuhmarke, die sich noch am längsten gehalten hat“, sagt Staufer im Dorfmuseum zum Thema Niedergang. „Die Schalenschuh-Technologie war der Sargnagel für eine ganze Branche.“ Firmen wie „Dachstein“ hätten für diese neue Technologie sündteure Maschinen benötigt – „um zu verdienen, hätten diese Maschinen ein Jahr lang im Dreischichtbetrieb laufen müssen. Dafür war wiederum der Markt zu klein.“

„Dachstein“ hat lange durchgehalten, weil Lintner sein ganzes Privatvermögen eingesetzt hat. Mit der Ausstellung wollte Adi Staufer seinem Freund Lintner, der 1997 gestorben ist, ein Denkmal setzen. „Es war schon bemerkenswert, was Dachstein fernab der großen Skizentren geglückt ist.“ Staufer selbst hat nach zehn Jahren dem Skizirkus 1980 den Rücken gekehrt, bei Fischer aufgehört. Die Rennen in Kitzbühel und die WM in Schladming wird er mit großem Interesse verfolgen. „Ich schaue mir das alles an, mein Herz gehört aber immer schon den Nordischen.“

 

Auf einem Hügel in Schörfling ging es um Medaillen

Otto Bergmann, ehemaliger Alpin-Chef der Ski-Union Linz, begann früh mit dem Skifahren

Ein Skilift war nicht notwendig, um Skifahren zu gehen. Das Gehen war damals ganz normal, als Ing. Otto Bergmann in Schörfling am Attersee seine ersten Ski-Erfahrungen machte. „Am Ortsrand war ein Hügel, der ideal zum Schlittenfahren wie auch zum Skifahren war. Wer abfahren wollte, musste aber zuerst hinauf gehen und präpariert war auch nichts“, erinnert sich der 78-jährige.

Das Sportliche war ihm in die Wiege gelegt, denn schon als Fünfjähriger hatte Bergmann Ski. Die „damals modernsten“ Bretter. Dass es ihn einmal zum Rennsport zieht, hätte man erahnen können. Denn auf dem Hügel veranstaltete er in jungen Jahren seine ersten Skirennen. Amateurhaft, ernsthaft. Eine Uhr vom Großvater mit Sekundenzeiger wurde zur Stoppuhr, ein geschwenktes Tuch war das Startzeichen und im Ziel wurde auf die Uhr geschaut. Die Sieger gingen übrigens niemals leer aus. „Es gab Medaillen“, sagte Bergmann im OÖN-Gespräch. Wo er die her hatte? „Am Dachboden gefunden.“ Darunter etwa eine Tapferkeitsmedaille vom Großvater.

Als Bergmann dann in die HTL für Elektrotechnik nach Linz wechselte, war ein Schaukasten der Ski-Union Linz an der Landstraße dafür verantwortlich, dass er Skifahrer blieb. Mit Klassenkameraden trat er der Schi-Union bei und die Skigymnastik war donnerstags fortan Pflichttermin. Bergmann wurde schnell Verantwortung übertragen. Alpinchef in der Schi-Union, dann Jugendreferent im Oberösterreichischen Skiverband. In dieser Zeit – etwa 1955 bis 1967 - war der Linzer Pöstlingberg fast Austragungsort für ein Skirennen. Nicht auf der viel bevölkerten Mayrwiese (Faksimile), sondern vor der Koglerau, wo ein Bauer einen kleinen Schlepplift hatte. Mit Beleuchtung. „Da konnten wir auch am Abend fahren.“ Und das Rennen? „Der Slalom war organisiert, aber dann hat es so geschüttete, dass er ins Wasser gefallen ist.“ Übrigens: Einer möglichen Laufbahn im Österreichischen Skiverband gab Bergmann den Laufpass. Beruflich machte er Karriere, war Direktor der EBG. Skifahren geht er ein paar Tage im Jahr immer noch.    (rgr)

 

Ski-Splitter

Herndleck Noch weitum sind die verbliebenen Liftstützen am Herndleck in Ternberg im schönen Ennstal zu sehen. In der Vergangenheit war auf dem selektiven Hang der Bär los, wurden an Ort und Stelle sogar FIS-Rennen ausgetragen. Viele ältere Skifahrer haben auf dem Herndleck erste Bogerl gemacht, den Stemmpflug geübt. Besonders aktiv in der Organisation von Rennen auf diesem Hang war anno dazumal der Wintersportverein Trattenbach, der 1934 von sieben Einheimischen gegründet worden ist. In der Vereinschronik ist etwa ein Eintrag vom 3. Jänner 1982 zu finden:
6. FIS-Slalom der Herren am Herndleck mit 140 Startern aus 12 Nationen, darunter Skihelden wie Franz Gruber oder Jimmy Steiner. Am 27. Dezember sind die Damen dran: Es gewinnt Anni Kronbichler. Am Start stand unter anderen auch Anita Wachter.
 

Skilift Bereits vor Ausbruch des Zweiten Weltkriegs gab es am Feuerkogel einen Lift. Die Aufstieghilfe war natürlich nicht vergleichbar mit heutigen Transport-Geräten. Es handelte sich um eine Motorwinde und an einem Seil befestigten Holzpfosten. An diesem Holzstück konnten sich mehrere Skiläufer festhalten. Auf diese Weise konnte man sich ein paar Meter bergauf ziehen lassen. Besser als nichts, in einer Zeit in der alpines Skifahren noch viel mit Bergwandern gemeinsam hatte.
 

Nostalgieskifest Auf dem Feuerkogel in Ebensee ist einmal im Jahr Nostalgie auf der Piste oberstes Prinzip. Beim Nostalgieskifest messen sich Skigruppen auf historischen Holzlatten mit Riemenbindungen und in nostalgischer Skidress im Riesentorlauf. Spaß und Gemütlichkeit stehen im Vordergrund. Veranstalter ist die Nostalgieschigruppe Ebensee. Das 13. Fest ist für 2. März geplant.
 

Stahlkanten Bereits 1929 ließ sich der Salzburger Rudolf Lettner Stahlkanten für Ski patentieren. Die Stahlkante änderte in wenigen Jahren die Skitechnik, die Skiführung wurde geschlossen statt breit. Im Rennlauf der 1930er-Jahre waren die „geschraubten Kanten“ bereits unabdingbar für gute Leistungen.
 

Skisport Schon 1931 fand in Mürren in der Schweiz die erste Weltmeisterschaft im alpinen Skisport statt. Fünf Jahre später war der alpine Skilauf bereits olympische Disziplin.
 

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