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"Epische Nacht": Thiem drehte 0:2-Satzrückstand gegen Kyrgios

Von nachrichten.at/apa, 12. Februar 2021, 12:52 Uhr
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Bildergalerie Thiem nach Krimi im Melbourne-Achtelfinale
Thiem nach Krimi im Melbourne-Achtelfinale  Bild: GEPA pictures/ Tennis Australia (GEPA pictures)

MELBOURNE. Dominic Thiem hat sein Husarenstück vom Finale der US Open wiederholt. Der Vorjahres-Finalist erreichte am Freitag nach einem denkwürdigen Match zum vierten Mal das Achtelfinale der Australian Open und drehte wieder einen 0:2-Satzrückstand zum Sieg.

Der Niederösterreicher lag gegen den australischen "Provokateur" Nick Kyrgios bereits schier aussichtslos zurück, ehe Thiem den Weltranglisten-47. noch mit 4:6, 4:6, 6:3, 6:4, 6:4 bezwang.

Thiem trifft nun am Sonntag im Kampf um das Viertelfinale auf den Bulgaren Grigor Dimitrow. Der Weltranglisten-Dritte fand vor fast 7.000 Fans, die Kyrgios komplett hinter sich zog, lange keine spielerischen Mittel gegen den stark spielenden und mit allen Mätzchen arbeitenden Kyrgios. Doch der US-Open-Champion blieb in aufgeheizter Atmosphäre cool und schaffte es nach 3:21 Stunden zum vierten Mal in seiner Karriere, wie u.a. zuvor im Finale der US Open 2020 von New York, einen 0:2-Satzrückstand noch in einen Sieg zu drehen.

Thiem zu Beginn "neben der Spur"

"Ich bin noch immer schwer in dem Hype vom Match, weil es war einfach unglaublich schwierig", sagte Thiem nach dem Match. "Das erste Mal gegen ihn zu spielen in einem Match, in dem er voll 'on fire' war, auf seinem bevorzugten Platz - eine richtig geile Atmosphäre, aber verständlicherweise waren alle für ihn. Es gibt sicher leichtere Dinge im Tennis als das", gestand Thiem. Im Gegensatz zu den US Open 2017, als er gegen Juan Martin Del Potro (ARG) vor entfesselter "Davis-Cup"-Atmosphäre nach klarer Führung noch verloren hatte, blieb Thiem diesmal aber erstaunlich cool.

Nicht ganz so zu Beginn. "Ich war in den ersten zwei Sätzen ein bisschen neben der Spur." Einen Schlüssel sah Thiem dann zu Anfang von Satz drei, als er zwei Breakbälle abwehren konnte. "Dann bin ich richtig reingekommen. Da habe ich schon auch ein bisserl ans US-Open-Finale gedacht natürlich, 0:2-Sätze - es geht immer zum Aufholen." Dennoch übte Thiem auch Selbstkritik - Er müssen gerade gegen solche unangenehme Gegner, die über solch einen Aufschlag verfügen, einfach besser ins Match starten. "Da gibt es einige Sachen zum Verbessern, aber generell war es schon eine epische Nacht."

Thiem wusste aber, je länger das Match dauert, desto besser für ihn. Die nächste Partie gegen Dimitrow wird wieder vor leeren Tribünen stattfinden, nachdem in Melbourne ab Samstag ein fünftägiger Lockdown wegen Covid-19-Fällen in Kraft tritt. Thiem macht dies traurig. "Ich spiele lieber vor Leuten, die gegen mich sind, als vor gar keinen Leuten. Jetzt wird es wieder ein bisserl traurig und einsam am Platz. Es macht es nicht leichter, mit den ganzen Emotionen - am Sonntag gegen Grigor vor leeren Rängen einlaufen, das tut schon ein bisserl weh."

Der 27-Jährige steht damit zum insgesamt 15. Mal bei einem Major in der Runde der letzten 16 und hat damit in einer Grand-Slam-Statistik nun auch vor Thomas Muster (14 x) sowie vor Jürgen Melzer (5 x) die Nase vorne. Gegen Dimitrow hat Thiem übrigens eine 2:3-Bilanz.

Aufschläge von unten und Provokationen

Das Match begann nach dem Geschmack der Kyrgios-Fans - und der für seine Mätzchen bekannte Kyrgios zeigte auch von Beginn, dass er mit allen gerade noch erlaubten Mitteln arbeitet. Gleich im Auftakt-Game hatte der Australier Breakball, den er unter dem Jubel der fast Fans auch nutzte. Kyrgios pushte sich und auch das Publikum schon vom ersten Game weg immer wieder. Ganz in seinem ihm eigenen Stil lebt der Sohn eines Griechen und einer halb-malaysischen Mutter auch von der Provokation. "Das ist lächerlich", kommentierte er einen starken Rückhand-Longline Thiems ebenso wie sarkastisches Lob für gute Aufschläge.

Immer wieder "foppte" er Thiem mit Aufschlägen von unten. Kyrgios ließ sich jedenfalls den Vorteil des frühen Breaks nicht nehmen. Thiem musste nach 37 Minuten mit 4:6 den ersten Satzverlust im Turnierverlauf zur Kenntnis nehmen.

Im zweiten Durchgang ging es bis zum 4:4 ohne Serviceverlust, wobei Thiem im dritten Game einen Breakball abwehren musste. Im langen neunten Spiel passierte es dann aber, Kyrgios nutzte seine dritte Chance zum Break und servierte zu Null zur 2:0-Satzführung aus. Bezeichnend: den Satzball nutzte er mit einem Ass durch einen Aufschlag von unten.

Nach zwei abgewehrten Breakbällen kippte das Momentum endlich zugunsten Thiems. Kyrgios musste erstmals zum 0:2 den Aufschlag abgeben, Thiem nutzte seinen dritten Breakball und stellte danach zu Null auf 3:0. Trotz mehrerer "Blitz-Aufschlag-Games" von Kyrgios, die er unter einer Minute gewann, ließ sich Thiem vom Satzgewinn zum 6:3 nicht mehr abbringen.

Anfang des vierten Satzes vergab Thiem zwei Breakchancen gegen Kyrgios bzw. wehrte der Australier stark ab. Danach blieben beide bei ihren Aufschlägen vorerst unantastbar. Im neunten Game war es aber soweit: Thiem nutzte den dritten Breakball zum 5:4 nach etwas mehr als zweieinhalb Stunden. Wegen einer zweiten Verwarnung an Kyrgios gab es zudem einen Strafpunkt zum 15:0 für Thiem im zehnten Game. Thiem servierte zum Satzgleichstand aus.

Das Match musste im fünften Durchgang entschieden werden: Mit dem Aufschlag ging es bis zum 3:3, ehe Thiem nach einem starken Returngame das wichtige Break zum 4:3 gelang. Diesen Vorteil ließ er sich nicht mehr nehmen. Thiem nutzte gleich seinen ersten Matchball mit einem sehenswerten Rückhand-Longline zum ersten richtigen Sieg über Kyrgios. Das bis dato einzige Match hatte er in Nizza wegen Aufgabe des Australiers gewonnen.

Thiem mit mentaler Stärke

Mental kann Thiem offenbar nicht sehr viel aus der Ruhe bringen. Auch ein provokanter Nick Kyrgios nicht. "Provokationen würde ich es jetzt gar nicht nennen. Es war klar, dass so was kommen wird, das Aufschläge von unten kommen, speziell bei meiner Returnposition, dass Unterhaltungen mit dem Schiedsrichter und dem Publikum kommen werden, das war mir alles bewusst. Das hat nicht wirklich Einfluss auf mein Spiel gehabt. Das Schwierige war, dass ich noch nie ein volles Match gegen ihn gespielt habe. Wenn er so spielt wie heute, ist er richtig schwer zu schlagen", erklärte Thiem in der Videopressekonferenz auf Nachfrage der APA - Austria Presse Agentur. Gegenüber "Eurosport" meinte Thiem über Kyrgios: "Er ist schon ein Unikat. Es ist schon anders gegen ihn zu spielen."

Aber dass er nun zum vierten Mal in seiner Karriere ein 0:2 in Sätzen in einen Fünfsatz-Sieg verwandelt hat, bedeutet Thiem schon sehr viel. "Ich war schon fast auf dem Weg nach Hause, als ich zwei Breakbälle zu Beginn des dritten Satzes gegen mich hatte. Ich bin superstolz, wie ich da durchgekommen bin und das gibt mir definitiv einen großen Boost für alles, was jetzt kommt."

Und jetzt kommt einer, der es Thiem auch nicht leichter machen wird. "Dimitrow ist auch ein Riesenspieler. Vielleicht nicht so konstant in den letzten Jahren, aber wenn er mal gut spielt, dann richtig gut und scheinbar macht er das jetzt bei dem Turnier", schätzte Thiem die aktuelle Nummer 21 im ATP-Ranking ein. "Ich glaube auch, dass ihm die schnelleren Bedingungen sehr gut liegen. Ein spektakulärer Spieler, der eigentlich alles kann und keine Schwächen hat. Ich freue mich aufs Match. Wäre schön, wenn es vor Leuten wäre, aber so ist es halt."

"Geisterspiel" gegen Dimitrow

Dass wegen der Coronavirus-Pandemie und wenigen aufgetretenen Fällen in Melbourne nun wieder fünf Tage keine Fans in den Melbourne Park dürfen, macht Thiem gar keine Freude. "Sehr traurig für mich, für alle würde ich sagen. Es waren jetzt auch gerade wieder sehr komische Szenen", bezog sich Thiem auf das Abend-Match von Novak Djokovic, der gegen Taylor Fritz (USA-27) überraschend ebenfalls über fünf Sätze hatte gehen müssen.

Mitten im Match hatte wegen des bevorstehenden Lockdowns das Stadion von Zuschauern geräumt werden müssen, damit diese rechtzeitig um Mitternacht daheim sein konnten. "Mir tut es schon leid für die Fans und auch für uns Spieler. Weil es war schon ein bisserl eine Aufbruchsstimmung da in Australien, mit Fans ein bisserl Normalität und jetzt ist es ab morgen wieder komplett leer", meinte Thiem.

Seinen ersten Major-Titel im Vorjahr hatte er ebenfalls vor leerer Kulisse errungen, Thiem kennt diese "Geisterbedingungen" also besser als manch anderer. Gegen Dimitrow hat Thiem, der um sein neuntes Viertelfinale bei einem Major-Turnier kämpft, eine mit 2:3 leicht negative Bilanz. Zuletzt hatte der Bulgare beim Indoor-Masters-1000-Turnier in Paris 2019 glatt 6:3,6:2 gewonnen. Es ist aber das erste Aufeinandertreffen bei einem der vier Grand-Slam-Turniere. Dimitrow hatte am Freitag leichtes Spiel, Pablo Carreno Busta (ESP) gab bei 0:6,0:1 wegen Übelkeit auf.

Der 29-jährige Dimitrow hat bisher acht Titel gewonnen, darunter 2017 die ATP Finals in London. Thiem hat seinem Widersacher den Major-Sieg voraus.

Der US-Open-Sieger signiert seit einiger Zeit nach Siegen bei großen Turnieren gerne die TV-Kamera mit "play for the ocean" und setzt sich für Naturschutz ein. "Das unterstütze ich seit einer langen Zeit. Und jetzt ist eine gute Zeit dafür, weil mein adidas-Outfit ist komplett aus recyceltem Plastik aus dem Meer gemacht. Das ist ein toller Hintergrund", erklärte der Niederösterreicher.

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8  Kommentare
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Neueste zuerst Älteste zuerst Beste Bewertung
Orlando2312 (22.320 Kommentare)
am 12.02.2021 20:33

Auch wenn es noch so viele Neider nicht wahrhaben wollen (auch hier in diesem Forum), Dominic ist längst einer der ganz Grossen im Tenniszirkus. Wir können stolz sein auf diesen tollen Sportler.

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Hans1958 (3.166 Kommentare)
am 12.02.2021 13:35

Es hat nicht viel gefehlt und der irre Nick hätte es beinahe geschafft, die voll austrainierte Nimmer 3 der Welt auszuschalten...Wahnsinn.

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snooker (4.427 Kommentare)
am 12.02.2021 13:23

Bravo Dominic! Ein Krimi!
Er hatte mit seiner Herangehensweise das richtige Mittel, ließ sich nicht provozieren.

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Freischuetz (3.154 Kommentare)
am 12.02.2021 13:18

Das war Dominics Big Bang in AUS und ich sah leider keinen einzelnen Ballwechsel!
Jetzt einen Tag Pause einlegen, Physiotherapeutin arbeiten lassen, dann cool & kräftig gegen Dimitrow > Go Dommie Go!

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Linzzza (167 Kommentare)
am 12.02.2021 13:08

Wahnsinn wie man sich bei der Körpersprache irren kann grinsen (muss ich gestehen)

Dachte nach dem 2ten Satz dass des grennt ist, Thiem ließ den Kopf hängen, ka Signal, NICHTS.... aber dann merkte man doch, dass er innerlich umgestellt hatte und den Hitzkopf gegenüber sich selbst überhitzen ließ ^^ grinsen

Tolles Match, geniales Comeback grinsen Hut ab vor der Leistung,

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Orlando2312 (22.320 Kommentare)
am 12.02.2021 19:50

Das ist halt der Unterschied zwischen Tennis und Fussball. Wenn'st im Fussball 5:0 vorne bist, wird nicht mehr viel schief gehen. Ein Tennis-Match ist erst vorbei, wenn der Matchball gespielt ist.

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Unterhose (2.059 Kommentare)
am 12.02.2021 13:00

Bravo Thiem!

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klam (162 Kommentare)
am 12.02.2021 14:24

Der Australier hatte nur seine Unterhose im Griff.

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