"Raub des Jahrhunderts" oder einfältige Frechheit?
MOSKAU. Ein Dieb trug am Sonntag vor staunenden Besuchern ein Ölgemälde aus der Moskauer Tretjakow-Galerie.
Der Mann auf dem Überwachungsvideo trägt dunkle Jeans und einen schwarzen Pullover, schlendert auf das Gemälde zu, bleibt davor stehen, betrachtet es, legt eine Hand auf den Rahmen, dann hebt er das Bild vom Haken und verschwindet damit. Andere Besucher sehen ihm staunend nach. Am Sonntag hat ein dreister Dieb ein Gemälde des russisch-griechischen Landschaftsmalers Archip Kuindschi aus der Moskauer Tretjakow-Galerie entwendet.
Russische Medien sprechen vom "Raub des Jahrhunderts". Allerdings brillierte der Täter nicht nur durch Frechheit, sondern auch durch Einfalt. Denis Tschuprikow (31) wurde schon in der Nacht auf Montag in einem Vorort Moskaus festgenommen, das Gemälde stellte die Polizei auf einer nahen Baustelle sicher. Es handelt sich um das Ölbild "Ai Petri. Krim", das ein Bergmassiv auf der Krim zeigt.
Das Kunstwerk gehört dem Russischen Museum in Sankt Petersburg, kam aber im Rahmen einer Kuindschi-Ausstellung nach Moskau. Die Gemälde des Landschaftsmalers aus der Zarenzeit werden bei Auktionen zwischen 210.000 und drei Millionen Dollar gehandelt. Allerdings gehört "Ai Petri" mit 39 mal 53 Zentimetern zu den kleineren Bildern Kuindschis.
Es war nicht auf Leinwand, sondern auf Karton gemalt, der Dieb konnte es also nicht falten. Noch wird gerätselt, wie Tschuprikow die Beute aus dem Museum herausschaffte. Laut der Zeitung Komsomolskaja Prawda hatte er einen Komplizen, sie sollen in einem Mercedes geflüchtet sein. Und der Moskowski Komsomoljez zitiert einen Mitarbeiter des Sicherheitsdienstes der Tretjakow-Galerie, der versichert, ein Helfershelfer hätte kurz zuvor einen Frauenpelz in der Garderobe gestohlen, um das Wachpersonal abzulenken.