Edison Peña Villarroel: Vom „Stollen-Jogging“ zum Marathon
Beim gestrigen Marathonlauf in der US-Metropole New York standen zwei Männer im Mittelpunkt des Interesses: Der äthiopische Wunderläufer Haile Gebrselassie, der zum ersten Mal am weltberühmten Lauf-Spektakel teilnahm und Edison Peña Villarroel.
Beim gestrigen Marathonlauf in der US-Metropole New York standen zwei Männer im Mittelpunkt des Interesses: Der äthiopische Wunderläufer Haile Gebrselassie, der zum ersten Mal am weltberühmten Lauf-Spektakel teilnahm und Edison Peña Villarroel. Der chilenische Kumpel war vor rund drei Wochen noch eingeschlossen in der Unglücksmine von San José in Chile – und eroberte New York ab dem Zeitpunkt seiner Ankunft am vergangenen Donnerstag im Sturm.
Der 34-Jährige, der sich während der 69-tägigen Gefangenschaft unter Tage mit „Stollen-Jogging“ fit gehalten hatte, war Ehrengast auf dem Empire State Building und in der „Late Show“ von David Letterman im US-Fernsehen. Stets entpuppte sich Peña dabei als sympathischer und humorvoller Entertainer: Er erzählte sein Schicksal gestenreich, mit Grimassen – ein Mi(e)nenspiel gewissermaßen.
„Als ich das erste Mal in einer Mine war, wollte ich sofort wieder raus“, erzählte Peña bei Letterman. „Ach“, antwortete dieser, „das geht den meisten meiner Gäste hier auch so.“
Vollends die Herzen der Amerikaner eroberte der chilenische Elvis Presley-Fan, als er in der TV-Show spontan den Song „Suspicious Minds“ anstimmte – inklusive des typischen Beckenschwungs des Kings.
Bei der Rettung der 33 Kumpel am 13. Oktober in der Atacama-Wüste war Peña am fittesten. Kein Wunder, lief der Kumpel doch jeden Tag bis zu zehn Kilometer in den langen, finsteren Stollen. In 600 Metern Tiefe bei 30 Grad und hoher Luftfeuchtigkeit trainierte der 34-Jährige im Schein seiner Stirnlampe; mit einer Zange hatte er sich die kniehohen Minenstiefel zu „Laufschuhen“ umfunktioniert.
„Ich wollte der Welt zeigen: Yes, we can“, sagte der Chilene auf einer Pressekonferenz in New York. „Ich lief um das Leben. Ich lief, um Gott zu zeigen, dass ich leben will. Ich habe zu der Mine gesagt: Ich laufe einfach so lange, bis du meiner überdrüssig wirst.“
Bereits zwei Wochen nach seiner Rettung nahm Peña als Staffelläufer an einem Triathlon nördlich der chilenischen Hauptstadt Santiago teil. Er lief eine Strecke von 10,5 Kilometern und trug dabei die Startnummer 33 – in Erinnerung an die Zahl der verschütteten und schließlich geretteten Kumpels.
Nach dem Lauf sagte er, es sei wichtig, um ein Ziel zu kämpfen, unabhängig von den Hindernissen, die den Weg dorthin erschwerten. Dieses Motto hat Peña gestern auch durch den anspruchsvollen New York- Marathon getragen: In „unter sechs Stunden“ wollte er die 42,195 Kilometer absolvieren. Tatsächlich benötigte er am Ende nur fünf Stunden, 40 Minuten und 51 Sekunden bis ins Ziel.