"Die Hochzeit wird nicht nur gefeiert, sondern eher zelebriert"
Ein Gespräch mit Gabi Socher, Hochzeitsplanerin der ersten Stunde.
Bei Gabi Socher dreht sich alles ums Heiraten – seit 15 Jahren schon. So lange betreut und unterstützt sie Brautpaare, damit an diesem Tag möglichst alles perfekt ist. Sie war eine der ersten Hochzeitsplanerinnen österreichweit, neuerdings bildet sie auch Frauen aus. Ihr jüngstes Baby: Die Gründung einer Hochzeitsgemeinschaft im Salzkammergut.
Keine Frage, die 49-Jährige kennt sich aus und – sie ist momentan schwer im Stress. Vier Hochzeiten gilt es im Mai noch vorzubereiten. Der Hochzeitsmonat macht seinem Namen alle Ehre. Obwohl: Immer häufiger, so Sochers Erfahrung, werde auch im September geheiratet – in der Hoffnung auf beständigeres Wetter. Die Farben und das Licht des beginnenden Herbstes seien bei den Fotografen sehr beliebt, sagt die Gmundnerin. Vorbei auch die Zeiten, in denen nur junge Paare vor den Traualtar traten, immer häufiger wagt auch die Generation 40 plus (erneut) diesen Schritt – und bedient sich einer Hochzeitsplanerin.
OÖN: Brautleute jenseits der 40; was sind Ihre Erfahrungen?
Gabi Socher: Wenn es die erste Hochzeit ist, ist die Aufregung oft genauso groß wie bei jungen Paaren. Wenn es bereits eine Vorehe gab, dann wissen die Brautleute oft meist ganz genau, was sie nicht mehr wollen. Die rosarote Brille ist ab, dafür ist aber auch eine große Dankbarkeit da, dass man wieder jemanden getroffen hat. Ein Unsicherheitsfaktor bei Frauen ist häufig die Frage: Kann ich das noch anziehen? Das weiße Kleid erscheint nicht mehr so passend, auch wenn es die erste Trauung ist. Sicherer sind reifere Brautpaare meist bei der Auswahl ihrer Hochzeitsgäste. Die Herzensmenschen und Wegbegleiter werden eingeladen, die eigenen Kinder fungieren als Trauzeugen. Oft sind die Hochzeitsgemeinschaften kleiner, dafür das Fest aber genau so, wie es für Braut und Bräutigam passt. Man feiert das Leben und die Hochzeit einfach anders, sie wird eher zelebriert.
Was ist der größte Unterschied zu jüngeren Paaren?
Meist sind reifere Brautpaare klarer in dem, was sie persönlich möchten, und tun sich bei manchen Entscheidungen daher leichter. Die Traditionen und Erwartungen anderer spielen keine so große Rolle mehr. Bei jungen Paaren haben doch noch oft die Eltern ein gewichtiges Wort mitzureden. Sie orientieren sich oft noch mehr daran, was die Gesellschaft, was die Verwandtschaft von ihnen erwartet.
Wie alt war das älteste Brautpaar, das Sie betreut haben?
Der Bräutigam war 74 Jahre und die Braut war 65 Jahre zum Zeitpunkt der Eheschließung. Die beiden kamen aus Großbritannien und haben bei uns am Traunsee mit zirka 40 Hochzeitsgästen gefeiert und sind dann noch einige Jahre immer auf Urlaub gekommen.
Auch beim Heiraten gibt es Modeerscheinungen. Was sind die aktuellen Trends auf dem Hochzeitssektor?
Ganz neu sind Off-Season-Hochzeiten. Immer mehr Brautpaare suchen sich Randtermine. Da ist alles ein bisschen entspannter, nicht so heiß wie im Hochsommer – ein großer Vorteil speziell für die Herren in den dunklen Anzügen – und es ist oft auch ein bisschen günstiger. Weitere Trends sind Hochzeits-Themen, die sich von der Einladung bis zum Gastgeschenk durchziehen: Sweet-Table mit kreativen Hochzeitstorten etwa, Show-Barkeeper mit Braut- & Bräutigam-Cocktails oder Fotokabinen wie früher oder Kameras mit Selbstauslöser für die Gäste. Trotz aller Internet-Affinität der heutigen Zeit gibt es jedoch auch immer öfter den "No-Facebook"-Wunsch der Brautpaare.
