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Das Ärztehaus im Grünen

Von Anneliese Edlinger, 08. Oktober 2018, 06:57 Uhr
Das Ärztehaus im Grünen
Das neue Ärztehaus: Bald soll übersiedelt werden. Bild: Gemeinde

KIRCHBERG-THENING. Vorne ein Feld, hinten ein Feld, und dazwischen ein mächtiger Neubau. Dass in Kirchberg-Thening Grünland umgewidmet wurde, damit auf der grünen Wiese eine Arztpraxis gebaut werden konnte, wird heftig diskutiert.

Es ist ein Bauprojekt, das sprichwörtlich ins Auge springt. Wer von Thening Richtung Axberg fährt, der kann den mächtigen Neubau, der zwischen zwei landwirtschaftlich genutzten Flächen in die Höhe gezogen worden ist, nicht übersehen.

Und es gibt kaum einen Spaziergänger, der nicht darüber verwundert ist, warum hier, 1,1 Kilometer außerhalb des Ortszentrums, eine neue Ärztepraxis auf die grüne Wiese gestellt worden ist. Warum wird so etwas erlaubt? Wie kann die Raumordnung ein derartiges Projekt genehmigen? Das sind die Fragen, die aufgeworfen werden.

Dietmar Kapsamer, der Bürgermeister (SP) von Kirchberg-Thening, kennt die Kritik, kann sie aber nur teilweise nachvollziehen. Dass der Gemeinderat einstimmig beschlossen habe, in der Ortschaft Schauersfreiling Grün- auf Bauland umzuwidmen, damit Allgemein-Mediziner Martin Schwanninger hier seine neue Landarztpraxis samt Hausapotheke errichten kann, sei nicht aus Jux und Tollerei passiert, sondern habe gute Gründe.

"Endlich brauchen wir nicht mehr so weit zu fahren"
Das neue Ärztehaus in Schauersfreiling Bild: Land

Kein idealer Standort

"Uns war wichtig, dass uns Doktor Schwanninger als Hausarzt erhalten bleibt", sagt Kapsamer. Und das sei alles andere als gesichert gewesen, nachdem sich Gemeindearzt Johannes Übleis, in dessen Theninger Praxis Schwanninger als Juniorpartner tätig war, in die Pension verabschiedet hatte.

"Doktor Schwanninger wollte neu bauen", aber zentrumsnah habe es keinen idealen Standort gegeben – was auch an den Grundstückspreisen gelegen sei. "Zwischen 300 und 400 Euro pro Quadratmeter werden hier für Toplagen verlangt", sagt der Bürgermeister. Anders sei die Sache in der 1,1 Kilometer außerhalb von Thening gelegenen Ortschaft Schauersfreiling gewesen.

Dazu sei noch der Umstand gekommen, dass bei einem zentral gelegenen Standort die Hausapotheke nicht zu halten gewesen wäre – die Entfernung zur nächsten Apotheke sei zu gering gewesen. "Das wäre ein großer Nachteil für die Bewohner, vor allem die älteren Menschen, gewesen", sagt der Bürgermeister.

Also habe man ein Flächenwidmungsverfahren eingeleitet, bei dem die Abteilung Raumordnung des Landes Oberösterreich als übergeordnete Behörde ein gewichtiges Wort mitzureden hatte.

Und dort gab es auch Widerstand gegen die Umwidmungspläne. Die Abteilung Land- und Forstwirtschaft gab eine negative Stellungnahme ab: "Wir haben das Projekt nicht befürwortet, da damit wieder landwirtschaftliche Nutzflächen reduziert werden", sagt Gruppenleiter Michael Haderer.

"Alle anderen Stellungnahmen, die wir eingeholt haben, etwa jene von der Abteilung Natur- und Landschaftsschutz, waren hingegen positiv", sagt Gerald Sochatzy, Chef der Raumordnungabteilung, im Gespräch mit den OÖN.

Natürlich sei jede Umwidmung ein Eingriff in die Natur, und theoretisch hätte seine Behörde das Projekt untersagen können. Aber die verschiedenen Interessen müssten abgewogen werden. Und jene für die medizinische Versorgung der Bevölkerung habe letztlich den Ausschlag für die positive Beurteilung gegeben.

Außerdem habe die Landarztpraxis eine "überschaubare Größe", weshalb auch der Bodenverbrauch kein großes Thema gewesen sei, sagt Sochatzy.

 

„Endlich brauchen wir nicht mehr so weit zu fahren“

Die Bewohner der Ortschaft Axberg freuen sich über die neue Praxis im nahen Schauersfreiling.

Wie heikel das Thema neue Arztpraxis auf der grünen Wiese ist, zeigt sich daran, dass kaum jemand im Ort offen dazu Stellung nehmen will. Wenn geredet wird, dann nur anonym, ohne Namensnennung in der Zeitung.

"Endlich brauchen wir nicht mehr so weit zu fahren"
Das neue Ärztehaus in Schauersfreiling Bild: Land

Da ist etwa jene Mittfünfzigerin, die in der Ortschaft Axberg zuhause ist und sich über den Umzug des Allgemeinmediziners Schwanninger nach Schauersfreiling „wirklich freut. Denn damit brauchen wir Axberger nicht mehr so weit zu fahren, wenn wir einen Doktor brauchen.“ Die Kritik, die Bewohner von Kirchberg und Thening formulieren, weil sie demnächst, wenn die neue Praxis eröffnet wird, einen weiteren Weg zum Hausarzt haben, sei „lächerlich. Mit dem Auto sind es ein paar Minuten, zu Fuß vielleicht eine Viertelstunde“, so die Dame aus Axberg.

„Bei einer Gemeinde wie unserer, die fast 16 Quadratkilometer groß ist und elf Ortschaften hat, sind Wege nicht zu vermeiden“, sagt Bürgermeister Kapsamer. Wichtig sei, dass der Arzt weiter eine Hausapotheke betreibe. Die nächsten Apotheken in Alkoven und Hörsching sind rund sieben Kilometer entfernt.

 

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21  Kommentare
21  Kommentare
Neueste zuerst Älteste zuerst Beste Bewertung
mike12_2008 (843 Kommentare)
am 08.10.2018 21:56

Ein klassisches Beispiel für Zersiedelung, wie es sie längst nicht mehr geben fürfte.

Das Argument mit dem Preis zählt NULL,
denn da könnte jeder mit dem Kaufpreis eine Widmung im 'Nirvana' erpressen.

Zudem ist die Praxis fast nur mit dem PKW erreichen, auch das ist im 21. JH kein Glanzstück.

Kurzum: Ein Negativbeispiel.

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il-capone (10.383 Kommentare)
am 08.10.2018 16:41

Wem die mutwillige Zersiedelung stört, soll diesen Bau eben boykottieren.
Hoffentlich ist eine Tiefgarage u. Busanschluss dabei ... 🤔

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Strachelos (7.167 Kommentare)
am 08.10.2018 14:07

Ich habe lange in der Gemeinde gelebt. Die FPÖ hat dort Gott sei Dank kaum etwas zu sagen.

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benni_börger (1.462 Kommentare)
am 08.10.2018 10:49

da hat es sich wieder einer auf kosten der allgemeinheit gerichtet ...

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BalthasarGracian (178 Kommentare)
am 08.10.2018 11:50

Ich finde ihren Kommentar frech. Dr. Schwanninger ist meiner Meinung nach ein wirklich guter und fürsorglicher Hausarzt. Es ist nicht ohne soviele Schulden aufzunehmen und dann ein Ärztezentrum aus dem nichts zu errichten indem die Bevölkerung rundum versorgt ist. Hausarzt, Physiotherapeut, Internist, Gynäkologin, Apotheke. Ohne Hausapotheke hätte sich womöglich kein Arzt gefunden. Alleine in Linz sind 3-4 Kassenarztstellen unbesetzt. In ganz OÖ noch viel mehr! Die Leute in Kirchberg-Thening und Umgebung haben nun die fast volle medizinsche Versorgung. Haben Sie mal soweit überlegt? Dafür muss man eben investieren. Nicht nur der Arzt. Auch die Gemeinden.

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reibungslos (14.485 Kommentare)
am 08.10.2018 11:59

Das rechtfertigt aber nicht die Vorgangsweise der Gemeinde entgegen allen Grundsätzen der Raumordnung. Jetzt kann natürlich auch jeder Gewerbetreibende, Freiberufler und womöglich auch jede finanziell besser gestellte Persönlichkeit das Recht beanspruchen, mitten im Grünland zu bauen. Gleiches Recht für alle, die mehr sind als das gemeine Volk.

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BalthasarGracian (178 Kommentare)
am 08.10.2018 12:01

sie verstehen aber schon dass die medizinische Grundversorgung so grundlegend ist wie Wasseranschluß und Strom? da ist auch von Gesetz geregelt dass Ausnahmen gemacht werden können!

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reibungslos (14.485 Kommentare)
am 08.10.2018 12:09

Gründe für Ausnahmen finden sich immer. Was ist, wenn die Apotheke verlegt wird und der Abstand plötzlich wieder nicht passt? Welche Ausnahme von der Ausnahme wird man sich dann einfallen lassen?

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BalthasarGracian (178 Kommentare)
am 08.10.2018 12:13

für Neubau gelten andere Regeln als für bestehende Einrichtungen. Daran ändert sich nichtsmehr. Wenn dann wird die österr. Apothekenschutzregel endgültig aufgehoben, weil sie gegen EU Recht verstößt. Ich bleib dabei. Die Bevölkerung wird noch froh sein nicht wegen jedem Arztbesuch nach Leonding fahren zu müssen! Wohnortnahe Versorgung! Da werden viele andere Gemeinden mit nassen Augen hinschauen. Das was die Kassen nicht schaffen haben Gemeinde und Arzt möglich gemacht.

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go4wards (411 Kommentare)
am 08.10.2018 10:36

Ein klassisches Beispiel an Baugrundversiegelung in " der Pampa".

Die Gemeinde hat versagt, indem es nicht gelang ein zentrale Grundstück zu beschaffen. Im Ortszentrum gäbe es sogar eine Betriebsruine nahe dem Nah und Frisch Markt, aber die Geminde hatt keinen Zugriff auf das leerstehende Areal.

Kirchberg hat eigentölich keinen Ortskern. Nun wurde auch diese Chance vertan ein Element zur Ortkernbildung zu situieren.

Multiorganversagen der Raumordnung, Gemeindepolitik und Regeln der Apothekerkammer.

Ein Musterbeispiel wie man es NICHT machen soll.

Das Ergebnis: betagte Bürger müssen nun mit dem Taxi zum Arzt gebracht werden, der 2km vom Siedlungskern Kichberg -Thening residiert!!

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Gratistester (292 Kommentare)
am 08.10.2018 09:52

Optimale Lösung?

Es wird in die Prärie gewidmet und gebaut, damit der Herr Doktor seine Hausapotheke führen kann...

Begründung: Nähe für wenig mobile Personen... dann gehört sowas ins Ortszentrum... Grund dort zu teuer? Der Herr Doktor wird sich doch bei der Pharma ein paar Sponsoren finden...

Bananenrepublik...

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BalthasarGracian (178 Kommentare)
am 08.10.2018 11:55

ohne Hausapotheke hätte sich halt garkein Arzt dort niedergelassen.
Jetzt ist da ein neues modernes Ärztezentrum mit vielen Ärzten und anderen Gesundheitsdienstleistern. Gute Sache. Man muss nur Leistung auch anerkennen können!

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Gratistester (292 Kommentare)
am 08.10.2018 12:13

Habe ja auch nicht gesagt, dass Ärzte keine Hausapotheke haben sollten, halte ich für sehr sinnvoll!

Aber wenn man sich als Gemeinde bis hin zur Raumordnung erpressen lassen muss um einen Arzt im Ort erhalten zu können, dann sollte man viell. an anderen Schrauben drehen, diese ist jedoch die gänzlich falsche gewesen... Die Argumentation der Erreichbarkeit für weniger Mobile Personen ist jedoch eine Farce!

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alteraloisl (2.658 Kommentare)
am 08.10.2018 09:13

Das mit der Hausapotheke ist ein besonderes Problem, welches Politik selbst herbeigeführt hat. Sämtliche Arztpraxen und Apotheken sollte frei gegeben werden. Der bessere setzt sich durch. Die Krankenkasse gibt einen Leistungskatalog heraus, zu dem die Behandlungen durchzuführen sind. Aus passta. Da braucht man wirklich nur eine EINZIGE Krankenkasse für alle Bürger. Es gehen natürlich viele Gschaftlhuber - Posten (Funktionäre) verloren. Da hat aber der Patient überhaupt keinen Nachteil.

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DonMartin (7.488 Kommentare)
am 08.10.2018 08:54

Selber schuld, wenn die Gemeinde keine nahen und günstigen Gründe organisieren kann. Jetzt müssen die Bürger dafür mit ihren Wegkosten bezahlen.

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mike12_2008 (843 Kommentare)
am 08.10.2018 22:00

Völlig richtig.
Für Fehler der Gemeinde muss die Allgemeinheit blechen.

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Inmediasres (802 Kommentare)
am 08.10.2018 08:44

Heißt er nicht Martin Schwanninger? Aber egal, er hat es sich wasgerichtet.

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Einheizer (5.398 Kommentare)
am 08.10.2018 08:16

Die Zersiedelung schreitet munter voran. Der Gemeindearzt darf sich eine Villa in Alleinlage bauen, die Öffentlichkeit darf dafür die Zuleitungen für Wasser, Kanal, Strom etc. bezahlen.
Das Problem Bodenversiegelung ist was für Sonntagsreden - die Realität sieht anders aus !

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BalthasarGracian (178 Kommentare)
am 08.10.2018 11:53

Ja aber dass ohne Dr. Schwanninger nun garkein Arzt dort wäre daran haben sie nicht gedacht... Viele Gemeinden in OÖ können davon ein Klagelied singen. Durch dieses Gebäude werden die Bewohner dort mit Hausarzt, Internist, Apotheke, Physio, Frauenärztin usw versorgt.
Hauptsache schimpfen auf jemanden der sowas leistet! Das wurde möglich, weil jedem der Verantwortung übernimmt klar ist, daß es eine tolle Sache ist!

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mike12_2008 (843 Kommentare)
am 08.10.2018 22:04

Die Notwendigkeit einer Arztpraxis
#
Vogelfreiheit bei der Raumordnung!

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watchmylips (1.032 Kommentare)
am 08.10.2018 07:17

Sieht von außen sehr gut aus, Frank Lloyd Wright könnte Pate gestanden sein. Und da der Grundriss frei wählbar war, ist sie sicher innen auch top, Raumaufteilung, Arbeitsabläufe etc. Besser geht's nicht.

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