JKU macht sich Sorgen um Zukunft ihrer ukrainischen Studenten
LINZ/WIEN. Der Bund will Ukraine-Stipendien mit Anfang 2024 auslaufen lassen – Rektor Lukas will die Talente nicht verlieren und fordert eine Lösung.
"Überraschend" habe das Wissenschaftsministerium das Auslaufen der Stipendien für Studierende aus der Ukraine mit Ende des Wintersemesters 2023/24 angekündigt, kritisiert Meinhard Lukas, Rektor der Johannes Kepler Universität (JKU). Die Sorge ist nun groß, dass die 69 ukrainischen Studierenden an der JKU ihr Studium aus finanziellen Gründen abbrechen müssen. "Wir reden von einer Erfolgsgeschichte, die nicht jäh unterbrochen werden soll."
Der Leistungsnachweis für das "Ernst-Mach-Stipendium Ukraine" in Höhe von 715 Euro pro Monat liege bei 16 ECTS-Punkten pro Semester. Zwei Drittel haben diese Schwelle erreicht, mehr noch: Sieben Prozent schafften sogar 30 oder mehr Punkte und erzielten damit das in einem Semester mögliche Punkte-Maximum. Die Prüfungsaktivität der Studentinnen aus der Ukraine (überwiegend sind es Frauen) sei sehr hoch.
Jede Zweite studiert das JKU-Bachelorstudium "Künstliche Intelligenz", insgesamt haben sich 75 Prozent der ukrainischen Studierenden in Linz für ein Studium an der Technisch-Naturwissenschaftlichen Fakultät entschieden. "Wir müssen jetzt nicht extra das Thema Fachkräftemangel erwähnen", sagt der Rektor. Das Programm habe die Linzer Uni auch "interkulturell bereichert".
- OÖ heute: Kein Stipendium für Ukrainer
Für ein Chemiestudium in Linz hat sich zum Beispiel die 18-jährige Marta Mazurchak aus Lviv (Lemberg) entschieden. Schon in ihrer Schulzeit erreichte sie Bestnoten in Mathematik. Doch dann kam der Angriffskrieg, der ihr Leben "in ein Vorher und ein Nachher geteilt hat", wie sie in gutem Deutsch schildert. Das Stipendium decke ihre essenziellen Ausgaben, sagt die angehende Chemikerin. "Österreich ist ein blühendes Land. Ich will hier in der Industrie oder in der Wissenschaft arbeiten", sagt sie.
Gleich nach dem Ausbruch des Invasionskrieges legte sich Professor Thomas Gegenhuber vom Linz Institute of Technology (LIT) der JKU ins Zeug, um Heimplätze für geflüchtete Ukrainer zu organisieren. "Ein Platz, wo man sich sicher fühlt", sagt er. Die Flucht, das Bangen um die Familienangehörigen in den Kriegsgebieten, ein neues Land, eine neue Sprache: "Die Studienerfolge trotz dieser Mehrfachbelastungen sind bewundernswert", sagt auch Soziologie-Professor Johann Bacher, der sich wie Gegenhuber im "More"-Programm der Linzer Uni für geflüchtete Studierende engagiert.
Die Bundesregierung habe im Frühjahr 2022 mit der Einrichtung des Stipendiums "den richtigen Weg eingeschlagen, dieser gehört fortgesetzt." Warum das Ministerium die Förderung auslaufen lasse? Er wolle "nicht spekulieren", sagt der Rektor.
Auf OÖN-Anfrage teilt das Bildungsministerium mit, dass Österreich die "europäische Solidarität" mit der Ukraine "sehr ernst" nehme und, was finanzielle Unterstützung betreffe, "im vorderen Drittel" der EU-Staaten liege. "In Orientierung an der gesamteuropäischen Position sind die Ernst-Mach-Stipendien Ukraine vorerst bis 4. März 2024 befristet", heißt es in der schriftlichen Stellungnahme.
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