Fußball-Legende sagt nach 30 Jahren "Servus Ried"
RIED. Goran Stanisavljevic kehrte in seine Heimatstadt in Serbien zurück.
24. Juni 1995, kurz nach 16 Uhr. Die SV Ried spielt vor mehr als 8000 Fans im Rieder Stadion gegen den FC Linz um nicht weniger als den Aufstieg in die Fußball-Bundesliga. Der Verein aus der 11.000- Einwohner-Stadt steht vor dem größten Erfolg der Vereinsgeschichte. 55 Minuten sind gespielt, es steht 0:0, das erste Spiel haben die Rieder in der Landeshauptstadt überraschend mit 2:0 gewonnen. Schiedsrichter Fritz Stuchlik zeigt auf den Elfmeterpunkt.
Für diese verantwortungsvolle Aufgabe kommt nur einer in Frage: Routinier und Mittelfeldregisseur Goran Stanisavljevic läuft an und verwandelt. Doch Mitspieler Marinko Ivsic ist zu früh in den Strafraum gelaufen, der Strafstoß wird wiederholt. Auch der zweite Versuch sitzt, doch wieder verhindert ein "Frühstart" von Ivsic die Führung. Ivsic muss mit gelb-rot vom Platz, der Druck für Stanisavljevic wird noch größer. Aber auch im dritten Versuch behält er die Nerven, der Rest, also der Aufstieg, ist Rieder Fußballgeschichte. "Bei den ersten beiden Elfmetern war ich nicht nervös, vor dem dritten hatte ich schon etwas Angst", erinnert sich Stanisavljevic mit einem Lächeln.
- Video-Interview mit Goran Stanisavljevic und Klaus Roitinger:
Gleicher Ort, August 2021. Rieds Jahrhunderttrainer Klaus Roitinger und sein ehemaliger Führungsspieler spazieren auf dem Rasen im alten Rieder Stadion herum und sprechen über die alten Zeiten. Zu erzählen gibt es viel. Im September 1991 holte Roitinger, damals noch Spielertrainer der SV Ried, die gerade erstmals in die Zweite Liga aufgestiegen war, den Serben nach Ried.
Bis 1999 absolvierte Stanisavljevic 265 Pflichtspiele für die SV Ried. "Jeder, der sich in Ried damals mit Fußball beschäftigt hat, weiß, dass wir ohne Goran in der ersten Saison in der zweiten Bundesliga mit großer Wahrscheinlichkeit abgestiegen wären", sagt Roitinger und fügt hinzu: "Er war von Anfang an ein Führungsspieler. Sein Selbstvertrauen und seine großen fußballerischen Qualitäten haben der ganzen Mannschaft geholfen. Die Gegner hatten enormen Respekt vor ihm."
Das Treffen an alter Wirkungsstätte im Rieder Stadion mit Roitinger ist für den 57-jährigen der letzte Termin in Ried, seine Wohnung hat er bereits geräumt, den Schlüssel abgegeben. Gemeinsam mit seiner Frau geht es für Stanisavljevic zurück nach Serbien, 1170 Kilometer sind es bis zu seinem Haus in der 57.000-Einwohner-Stadt Krusevac. Dort wird sich der ehemalige Fußballprofi um seine Eltern kümmern.
Einige Tage zuvor hat Stanisavljevic noch mit seinen Freunden der "SV-Ried-Senioren", mit denen er regelmäßig kickte, Abschied gefeiert. Neben Roitinger waren auch Herwig Drechsel, Helmut Zeller und Leo Kiesenhofer anwesend. "Die Rede von Klaus hat mich sehr berührt, es war ein unvergesslicher Abend für mich", sagt Stanisavljevic, der in den vergangenen zwölf Jahren in Ried und Umgebung als Busfahrer tätig war. Zum Cupsieg seiner Rieder 2011 in Wien fuhr er die Fans mit dem Bus ins Ernst-Happel-Stadion.
Beim ersten Cup-Triumph der SV Ried 1998 im Wiener Hanappi-Stadion war der kampfstarke Techniker selber einer der schwarz-grünen Helden.
Ein Lupfer für die Ewigkeit
Die Rieder sind gegen Meister Sturm Graz krasser Außenseiter. Nach zehn Minuten zeigt Schiedsrichter Günter Benkö auf den Elfmeterpunkt, der Grazer Markus Schupp muss mit gelb-rot vom Platz. Stanisavljevic, der Mann mit den eisernen Nerven, übernimmt wieder einmal die Verantwortung. Er lupft den Ball in die Mitte, der Grazer Torhüter Kazimierz Sidorczuk springt in die Ecke und ist chancenlos. "Ich war mir sicher, dass Goran den Elfer verwandelt, aber nicht so. Für mich war es aus Rieder Sicht der Elfmeter des Jahrhunderts", sagt Roitinger. "Nachdem ich mir den Ball auf den Elfmeterpunkt gelegt habe, sah ich Sidorczuk im Tor stehen. Er hat groß wie ein Bär ausgesehen. Ich habe mir gedacht, dass er in eine Ecke springt, daher habe ich den Ball gelupft. Mir war klar, entweder bin ich der Held oder der Depp. Zum Glück hat es funktioniert", sagt der 57-Jährige. Ried gewinnt mit 3:1 und ist einmal mehr als sensationeller Underdog in den österreichischen Schlagzeilen.
"Der Aufstieg und der Cup-Sieg sind die Momente, die ich nie vergessen werde. Immer wenn ich hier ins Stadion gekommen bin, um meine Runden zu laufen, habe ich mich an diese so schönen Momente erinnert", so der 57-Jährige.
Ein Abschied mit Wehmut
Der Abschied aus Ried fällt Stanisavljevic, der nach seiner Spielerkarriere noch bei mehreren Vereinen als Trainer aktiv war, sehr schwer. "Es war mir mehr oder weniger seit 30 Jahren bewusst, dass dieser Tag einmal kommen wird. Vorbereitet bin ich aber trotzdem nicht. Ich habe so viele Freunde hier im Innviertel. Sportlich gesehen waren die Jahre in Ried die mit Abstand besten meiner Karriere. Der Zusammenhalt war unglaublich, das war das Geheimnis unseres Erfolges. Und wenn wir gewonnen haben, dann wurde gefeiert, das hat dazugehört. Die Gemeinschaft, die ich hier erlebt habe, werde ich nie vergessen."
Sein wahrscheinlich bester Freund, Klaus Roitinger, sagt: "Ich weiß nicht, wem der Abschied schwerer fällt, dem Goran oder mir. Ich hoffe, dass wir uns weiterhin regelmäßig sehen werden, egal ob in Ried oder Serbien", sagt Roitinger, während er den Arm um seinen ehemaligen Spielmacher und jahrzehntelangen guten Freund legt.
In Ried wird Stanisavljevic für immer in guter Erinnerung bleiben, nicht nur wegen seiner legendären Elfmetertreffer.
Goran, alles,alles Gute in deiner Heimat,wir werden dich nie vergessen
obwohl Körperlich ziemlich geschwächt, Er lag ja mehr am Boden als Er stand, u die Schiris hatten ständig Mitleid mit Ihm, war Er tatsächlich ein Glücksgriff f Ried
Das Bild sagt alles zwei dicke Freunde die das Fussball Wunder von Ried eingeleitet haben. Gesund bleiben lieber GS und so oft wie möglich nach Ried in die Josko Arena kommen. Spezi Klaus Rotinger reserviert immer den berühmten Stehplatz 👍😉
Goran unvergesslich. Sehe dich jetzt noch geistig auf dem Spielfeld. Eine wunderbare Zeit.
Wünsche Stanisavljevic Alles Gute. Er wird immer positiv in Erinnerung bleiben, als Leistungsträger der SVR.