Rührendes Wiedersehen an einem Ort des Grauens
MARCHTRENK. Marchtrenker Bürgermeister Paul Mahr besuchte mit einer Gruppe Donauschwaben in Serbien die alte Heimat.
Mit einem Bilderrahmen reiste Paul Mahr ins nördliche Serbien. Dort besuchte der SP-Bürgermeister von Marchtrenk mit anderen Donauschwaben die Heimat seiner Vorfahren und damit auch der Vorfahren von Innviertlern. Das Foto in Mahrs Koffer zeigte einen 40 Jahre alten Löschwagen der Stadtfeuerwehr Marchtrenk: "Der Plan war, das Fahrzeug in der Ortschaft Deronje der örtlichen Feuerwehr zu schenken. Die Bürokratie hat uns aber einen Streich gespielt." Der Mercedes 508, Baujahr 1976, soll überstellt werden, wenn alle Genehmigungen komplett sind. Es grenzt an ein Wunder, dass die Rostlaube in dem kleinen Zeughaus von Dorenje noch Löschdienste leistet. "Gegen diesen Oldtimer wirkt unser Mercedes wie ein Neuwagen", hofft Mahr auf eine gute Verwendung.
Für ihn und seine Begleiter, unter ihnen Kulturstadtrat Reinhard Gantner, war der Besuch der alten Heimat eine bewegende Erfahrung. Die älteren unter ihnen hatten noch Flucht und Vertreibung erlitten: "Eines Nachts wurden wir aufgeweckt und aufgefordert, unser Bettzeug unter den Arm zu nehmen. In einem Viehwaggon, den britischen Tiefflieger während der Fahrt unter Beschuss nahmen, ging es in Richtung Österreich", schildert Josef Springer aus Wels.
Als im Oktober 1944 die russische Armee immer näher kam, blieb die Familie von Elisabeth Wischt in Ba?c, einer Stadt mit mittelalterlicher Burg und einem 800 Jahre alten Franziskanerkloster. "Wir hatten ja nichts angestellt. Warum sollten wir fliehen?", beschreibt die Pädagogin aus Traun die damalige Gefühlslage vieler Erwachsener. Im März 1945 trieben serbische Partisanen die noch verbliebenen Donauschwaben in Lager, wo in den darauffolgenden Jahren an die 50.000 Menschen den Tod fanden. 1947 gelang der Siebenjährigen und ihrer Mutter die Flucht aus Gakowa. Urgroßeltern, Großeltern und die kleine Schwester starben.
Mit 8500 Todesfällen war Gakowa das zweitgrößte Vernichtungslager der Tito-Partisanen. In Rudolfsgnad starben mehr als 11.000 Menschen. Der Furor der kommunistischen Befreier kannte kein Erbarmen und richtete sich zu allererst gegen die Deutsch sprechende Bevölkerung. Malaria, Ruhr, Flecktyphus und die Folgen von Misshandlungen sowie Erschießungen waren die häufigsten Todesursachen. "Es gab dort nichts zu essen. Die Menschen ernährten sich von Grassuppe und dem, was im Lager wuchs", schildert Peter Michl aus Kirchberg/Thening.
In Rudolfsgnad stand er vor dem Haus seiner Eltern. Das unter Kaiser Franz Joseph im 19. Jahrhundert errichtete Dorf an der Theiß verwandelten die Partisanen ab 1944 in ein Konzentrationslager. Vor zwei Mahnmalen gedachte die Reisegruppe aus Oberösterreich der auf Feldern verscharrten Opfer. Der Irrsinn des Krieges rückte in diesen Momenten ganz nahe.
"Ich möchte bei den Leuten Verständnis wecken. Die hier lebende Bevölkerung weiß nicht, was sich damals abgespielt hat, doch früher oder später holt sie die Vergangenheit ein", sagt Josef Springer. In einem Brief an den Bürgermeister der Gemeinde India beschreibt er das Donauschwaben widerfahrene Unrecht. Ohne zu verschweigen, dass deutsche Militärs in einer Vergeltungsaktion bei Kragujevac 2500 Zivilisten erschossen.
Als Kind überlebte Tini Schafran im eingezäunten Rudolfsgnad den Hunger und die Auslöschung der gesamten Familie. Am Ende stand sie vergessen und alleine da. Eine Schule durfte das deutsche Mädchen nie besuchen. Lesen und Schreiben blieben ihr deshalb verwehrt. Mit Putzdiensten bei serbischen Familien rettete das Waisenkind ihr Leben. Als junge Erwachsene heiratete sie einen Einheimischen. Bis heute lebt sie im Ort des Schreckens. Sehr berührend war jener Moment, als Tini mit einer Freundin aus Kindheitstagen zusammentraf. "Wir waren gemeinsam im Kindergarten", erinnert sich Margareta Lehmann aus Oftering. Nach mehr als 70 Jahren fielen sich beide Frauen in die Arme.
Pater Josip blieb als letzter Mönch
Pater Josip Spehar ist geblieben. Der Franziskanermönch wollte sein Kloster nicht verlassen, als im jugoslawischen Bürgerkrieg die kroatische Minderheit aus Serben vertrieben wurde. Bac liegt noch auf serbischem Gebiet. Die Grenze zum kroatischen Slawonien ist nur wenige Kilometer entfernt.
Der Mönch ist der einzige Bewohner des 800 Jahre alten Klosters. Das im 12. Jahrhundert erbaute Kulturgut entstand auf den Grundfesten einer römischen Basilika. Romanische Fresken und eine osmanische Betnische zeugen von der wechselvollen Geschichte der imposanten Kulturstätte.
Der 65-Jährige führt ein einsames Leben. Zweimal wöchentlich hält er die Heilige Messe. Die kroatische Minderheit hat Bac im Bürgerkrieg verlassen. Die orthodoxen Serben haben ihre eigenen Kirchen. Wie sein Kloster sind auch andere katholische Kirchen dem Verfall preisgegeben.
„Ich bin nicht allein. Der Herr ist bei mir“, glaubt der Mönch an einen göttlichen Auftrag. Im Krieg riskierte er dafür Erniedrigung und Schläge. Sein Hobby ist die Pflege des Klostergartens, in dem seltene Kräuter wachsen.
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