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Eine 22-jährige Innviertlerin im Garten der Lüste

Von Valentina Dirmaier, 13. Juni 2014, 00:04 Uhr
Eine 22-jährige Innviertlerin im Garten der Lüste
Johanna Kohlbauer war zum dritten Mal als Schneiderin beim Life Ball. Bild: Life Ball

SANKT ROMAN/WIEN. Mehr als 300 Stunden war Johanna Kohlbauer aus St. Roman beim heurigen Life Ball im Einsatz – ehrenamtlich.

Zum dritten Mal hat Johanna Kohlbauer als Kostümbildnerin bei der weltweit erfolgreichsten Charity-Veranstaltung, dem Life Ball in Wien, ausgeholfen. Welche Stars die 22-Jährige beim schrillen Event getroffen hat, was sie vom umstrittenen Plakat, auf dem eine Frau mit Penis abgebildet ist, hält und warum die Innviertlerin trotz Näh-Phobie in der Kindheit Schneiderin wurde, erzählt sie im Interview.

Innviertler Nachrichten: Was war der tollste Moment am Life Ball-Wochenende?

Johanna Kohlbauer: Als die letzten Künstler mit ihren Kostümen draußen auf der Bühne waren und wir gewusst haben, jetzt haben wir’s geschafft. Jetzt ist alles vorbei. Die Standby-Zeiten waren schon lange, weil wir warten mussten, bis alle Artisten in ihren Kostümen wieder vom Auftritt zurückkamen. Das hat etwa eine Stunde gedauert. Die Kleider mussten am selben Abend wieder eingesackt und verpackt werden. Um ein Uhr morgens waren wir fertig. Dann haben wir gefeiert.

In einem selbst geschneiderten Kostüm?

Natürlich. Wir haben neben den vorgeschriebenen Arbeiten noch extra Nachtschichten für unsere eigenen Kostüme, die natürlich auch ausgeflippt waren, eingelegt. Passend zum Motto hab’ ich mir ein weißes Kleid im Princess-Schnitt geschneidert und bunte Blumen aufgenäht. Ich glaube, man muss sich mit den Künstlern identifizieren können, wenn man Teil der Veranstaltung ist.

Wie stehst du persönlich zum Life Ball und wie die Message, die vermittelt wird?

Natürlich setze ich mich mit dem Thema auseinander und unterstütze das voll und ganz. Anstatt Geld spende ich meine Zeit. Nur oft wird der Life Ball als Fest der Homosexuellen dargestellt, was nicht stimmt. Der Life Ball steht für alle HIV-Erkrankten.

Wie hat dir das viel diskutierte Werbeplakat zum Thema "Garten der Lüste" gefallen?

Aus künstlerischer Sicht hat mir das Plakat sehr gefallen. Aber ich finde das, was damit dargestellt wurde, zu krass für die Öffentlichkeit. Das war zu viel.

Beim Life Ball mitarbeiten. War das dein Kindheitstraum und geplant?

Überhaupt nicht, das war alles Zufall. Schneiderin zu werden war nicht einmal mein Kindheitstraum. Ich hätte mir nie erträumen lassen, dass ich später einmal was mit Nähen zu tun habe. In der Unterstufe im Gymnasium habe ich Nähen gehasst. Ich bin durch Zufall, durch einen Potenzialtest, zur Schneiderei gekommen. Nach der Modeschule in Ebensee habe ich die Meisterklasse für Damenkleidermacher in der Herbststraße in Wien absolviert. Zum Life Ball bin ich durch eine Freundin, die schon öfter mitgearbeitet hat, gekommen. Die haben Leute gesucht. In der Kostümabteilung hat’s personell gezwickt. Keine Frage, da hab’ ich sofort zugesagt. Und mich letztes Jahr und heuer auch wieder beworben.

Wie viel hast du vom Trubel auf dem Rathausplatz mitbekommen?

Gar nichts. Wir waren sehr eingespannt. Wir haben am Samstag um 7 Uhr morgens angefangen und bis ein Uhr früh durchgearbeitet. Der Tag vergeht sehr schnell, war echt stressig. Ich musste auch die Zeit, die Standby-Zeit im Backstage-Bereich, zu der ich die Künstler fix fertig anziehen musste, beachten. Dann gab es noch eine Standby-Zeit, zu der die Artisten hinter der Bühne sein mussten. Damit auf dem Weg von der Ankleide zur Bühne keiner verloren geht, sind alle Künstler in Begleitung. Ein richtiges Gewurrl.

Sind dir bei der Arbeit auch Promis über den Weg gelaufen?

Im Backstage-Bereich hab ich Sopranistin Jennifer O’Loughlin und Soul-Sängerin Candice Glover (Anm.: die Siegerin der Castingshow "American Idol" sang den Life Ball Song 2014) und Conchita Wurst sowie Ricky Martin getroffen.

Wann haben die Vorbereitungen für die Nacht der Nächte begonnen?

Acht Wochen vor der Show haben wir begonnen, die ersten Kostüme anzupassen. Der größte Teil des Repertoires stammt vom Kostümverleih Art for Art, den Seefestspielen in Mörbisch oder gehört zum Life Ball. Nach der Anprobe mussten die Kleider dann noch umgeändert werden, dann wurden sie mit Dekoration bestückt. Jennifer O’Loughlin und einige Tänzer bekamen ein komplett neues Kostüm. Bei der Show selbst war Head of Backstage zwei. Ich musste die Tänzer einkleiden. Die waren alle sehr professionell und gut drauf. Die Models der Fashionshows der Designer wurden auf Backstage eins vorbereitet.

Viele Kostüme werden verliehen, werden bereits fertig geliefert. Ist da noch Platz, deine Kreativität auszuleben?

Ja klar. Vor allem beim Finalisieren. Zusätzlich zur Nähkunst ist vor allem handwerkliches Geschick gefragt, weil hauptsächlich mit Heißkleber und Draht gearbeitet wird.

Wie viele Schneiderinnen haben insgesamt ausgeholfen?

Anfangs waren nur die Kostümchefin und ich. Zwei Wochen vor dem Ball haben wir zu zehnt gearbeitet. Trotzdem könnten wir mehr Leute gebrauchen, weil wir gewaltig im Stress waren. Unsere Arbeitstage haben meistens um acht Uhr morgens begonnen und endeten um zehn Uhr in der Nacht. In den letzten Tagen sind wir auch bis ein oder zwei Uhr morgens gesessen, weil wir auf Wunsch von Gery einiges wieder umändern mussten. Dann ging’s um sieben wieder los.

Wie kommst du mit Mr. Life Ball Gery Keszler klar?

Ich finde ihn sehr professionell und gewissenhaft. Es ist ein Wahnsinn, was er alles mit seinem Team, ohne das die Veranstaltung nicht funktionieren würde, geschaffen hat. Er ist wie jeder Chef. Wenn du deine Arbeit gut machst, freut er sich. Wenn nicht, dann natürlich nicht.

Wurdest du für den Aufwand und deine Arbeit entsprechend entschädigt?

Nein. Die Arbeit ist ehrenamtlich. Insgesamt hab ich mehr als 300 Arbeitsstunden für den heurigen Life Ball zusammengebracht.

Bist du nächstes Jahr auch wieder dabei?

Wenn es nach mir geht, ja. Ich werde mich wieder anmelden.

Wie geht es für dich jetzt nach diesem Arbeitsmarathon weiter?

Ich bin bis Herbst noch in Bildungskarenz, mache eine Ausbildung zum Farb- und Stilberater. Nach dem Abschluss möchte ich in die Theater- oder Filmbranche, um dort als Kostümtechniker zu arbeiten. Vielleicht verschlägt es mich auch ins Ausland, mal sehen.

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