Handwerk als Kulturerbe: Linzer Dombauhütte international anerkannt

WIEN/LINZ. Die Dombauhütten, darunter jene des Linzer Mariendoms, sind seit gestern Teil des globalen immateriellen Kulturerbes – auch die finnische Saunakultur wurde aufgenommen.
Seit Oktober 2018 sind die Dombauhütten aus Linz (Mariendom) und Wien (Sankt Stephan) auf der nationalen Unesco-Liste des immateriellen Kulturerbes. Gestern wurden beide – gemeinsam mit 16 weiteren Bauhütten aus Deutschland, Frankreich, Norwegen und der Schweiz – auch auf die internationale Liste des immateriellen Kulturerbes gesetzt.
Die Unesco würdigt damit die Techniken zur Restaurierung und Instandhaltung historischer Bauwerke, die seit Jahrhunderten von Generation zu Generation weitergegeben werden. Das Bauhüttenwesen trage zur nachhaltigen Pflege der Bauwerke bei und sei ein Garant für die Erhaltung und Weitergabe traditioneller Handwerkstechniken.
Mit Baubeginn des Linzer Mariendoms im Jahr 1862 wurde in Linz in Anlehnung an mittelalterliche Vorbilder eine vom Dombauverein finanzierte Dombauhütte eingerichtet. In dieser waren die Steinmetze mit der Herstellung von Steinbauteilen für den Dombau betraut. Nach der Fertigstellung des Mariendoms konzentrierte sich die Dombauhütte ab 1925 auf Erhaltung, Sanierung und Restaurierung.

Derzeit wird der Turm saniert
Dabei werden mittelalterliche Bearbeitungstechniken und neue Technologien gemeinsam genützt. Derzeit wird, wie mehrfach berichtet, der 135 Meter hohe Turm des Linzer Mariendoms saniert. Besonders viel Arbeit fiel auch nach dem Zweiten Weltkrieg an, als Kriegsschäden behoben werden mussten.
Kulturstaatssekretärin Andrea Mayer (Grüne) gratulierte den Dombauhütten. „Allzu oft ist uns nicht bewusst, welch spezielle Fertigkeiten dafür erforderlich sind, historische Bauwerke und Kunstschätze zu erhalten.“ Auch Sabine Haag, Präsidentin der österreichischen Unesco-Kommission und Direktorin des Kunsthistorischen Museums Wien, zeigte sich hocherfreut über die Aufnahme des Dombauhüttenwesens in das internationale Unesco-Register.

Eingereicht worden war die Bewerbung für einen Eintrag von den Dombauhütten in Linz und Wien sowie den deutschen Dom- und Münsterbauhütten Köln, Freiburg, Regensburg, Passau, Soest, Aachen, Bamberg, Lübeck, Mainz, Schwäbisch Gmünd, Ulm, Xanten und Dresden (Zwingerbauhütte).
Aus Norwegen beteiligte sich Trondheim an der Bewerbung, aus Frankreich Straßburg und aus der Schweiz Basel.
Weitere Neueinträge in der Unesco-Liste:
Auch die finnische Saunatradition wurde gestern in die internationale Liste des immateriellen Unesco-Kulturerbes aufgenommen. Wie die finnische staatliche Museumsbehörde mitteilte, sei dies der erste finnische Eintrag in die Liste, die verschiedene kulturelle Traditionen enthält. In Finnland gibt es ungefähr 3,2 Millionen Saunen und rund 90 Prozent der Finnen gehen einmal pro Woche in die Sauna. „Die Sauna ist untrennbarer Bestandteil des Alltags und der Feiern, des Wohlbefindens und der Lebensweise der Finnen“, sagte die finnische Kulturministerin Annika Saarikko.
Auch Glasperlen aus Venedig und dem Riesengebirge sind in die globale Unesco-Liste des immateriellen Kulturerbes aufgenommen worden. Das teilten die Gemeinde Venedig und das tschechische Kulturministerium mit. Die Tradition der venezianischen Glasperlen-Produktion reicht bis ins 13. Jahrhundert zurück. Beim Christbaumschmuck aus dem Riesengebirge handelt es sich um handgeblasene Glasperlen, die an einer Schnur gereiht sind.