Der Linzer Christbaum, der aus der denkmalgeschützten Parkanlage kam
LINZ. Gefällte Tanne aus Bauernbergpark am Froschberg dient nun als Weihnachtsbaum für das Neue Rathaus. Magistrat verteidigt Aktion: "Nadelbäume wurden für diesen Zweck gepflanzt"
Der Baum müsse krank sein, dachte Ursula Kail. Aus welchem anderen Grund würde man sonst eine so wunderschöne Tanne fällen. Noch dazu in einer Parkanlage, die seit Jahren denkmalgeschützt ist. Kurz nach halb neun Uhr vormittags war der große grüne Lastwagen gestern vor dem Bauernbergpark am Linzer Froschberg vorgefahren. Kail saß vor ihrem Frühstück, als die Arbeiter lautstark begannen, die Tanne mit einem Seil zu fixieren.
Die Anrainerin konnte beobachten, wie der Baum gehoben, auf den Lastwagen gehievt und für den Abtransport vorbereitet wurde. Was denn mit der Tanne jetzt passiere, wollte Kail von den Arbeitern wissen. Die Antwort war verblüffend: Er werde ab heute als Christbaum vor dem Neuen Linzer Rathaus stehen. "Mir blutet das Herz. Ich kann doch keinen völlig gesunden Baum aus der 100-jährigen Parkanlage am Froschberg schlägern und ihn dann als Christbaum aufstellen", sagt Kail. Die Aufregung in Linz war groß, das Unverständnis noch größer. Wer lässt einen Baum aus einer Parkanlage zu einem Christbaum umfunktionieren? Eine Frage, die zunächst auch Vizebürgermeister Bernhard Baier (VP), in Linz zuständig für Stadtgrün und Straßenbetreuung, nicht beantworten konnte.
Christbaumzucht am Froschberg
Er habe der Baumschlägerung jedenfalls nicht zugestimmt und sei auch nicht darüber informiert worden. "Zu Recht sind viele Menschen verärgert und aufgebracht. Mir geht es nicht anders. Schließlich laufen gerade intensive Bemühungen, mehr Bäume im Stadtzentrum zu pflanzen, und daher ist diese Baumschlägerung absolut nicht nachvollziehbar", sagte Baier. Es handle sich offenbar um einen Alleingang der Verwaltung, der nicht ohne Konsequenzen bleiben könne.
Dass Baier über die Fällung nicht informiert worden war, sei ein Fehler gewesen, den man bedauere, sagt Martin Krammer, Direktor des Geschäftsbereichs "Stadtgrün und Straßenbetreuung". Der Vorgang selbst sei aber völlig normal. "Vor 15 Jahren wurden diese Bäume im Bauernbergpark als Christbaumkultur gepflanzt. Um sie später genau für diesen Zweck, nämlich als Weihnachtsbäume im öffentlichen Raum, zu verwenden. Wir fällen nirgendwo aus Spaß einen Baum", sagt Krammer. Dem Park sei kein Schaden entstanden.
Das sieht Günter Eberhardt von der Baumrettungsinitiative Linz gänzlich anders: "Eine Christbaumzucht in einer historischen Parkanlage ist an den Haaren herbeigezogen. Dies war ein wertvoller Solitärbaum an einer besonderen Stelle, der dort seit Jahrzehnten stand. Der Auftraggeber muss Verantwortung übernehmen", sagt er. Selbst wenn eine "Christbaumzucht" die ursprüngliche Idee war, müsse man das mit dem heutigen Bewusstsein überdenken, sagt Umwelt-Stadträtin Eva Schobesberger (Grüne). "Die Bäume müssen im Park bleiben."
Erster Fotowettbewerb zum "Tag der Streuobstwiese"
Handel mit Drogen und Ausweisen im Salzkammergut: weiterer Täter festgenommen
Schwerer Unfall beim Überholen in Fraham: Zwei Lenker (35, 56) verletzt
Michael Hager: Der siebente Baumeister des Linzer Doms
Interessieren Sie sich für diesen Ort?
Fügen Sie Orte zu Ihrer Merkliste hinzu und bleiben Sie auf dem Laufenden.
Ja da schau her. Die Schobesbergerin gibt auch ihren Senf dazu. Dachte schon die gibt es nicht mehr.
Wir werden es sicher überleben, wenn am Bauernbergpark ein Baum weniger steht. Und natürlich haben wir momentan ganz andere, viel größere Probleme.
Aber ich kenne den Bauernberg-Park seit vielen Jahren sehr gut. Er gilt als der schönste Park in Linz. Und eine Christbaum-Zucht am Bauernberg-Park ist mir absolut neu.
Dass die Stadt Linz ihre eigenen Parks jetzt für einen Christbaum plündert, finde ich etwas merkwürdig. Aber vielleicht reichen die Finanzen nicht mehr aus, um sich anderweitig einen Baum zu besorgen. Dann muss man halt im Bauernberg-Park die Bäume fällen.
Schön, dass diese Bewohnerin und Herr Baier derzeit keine anderen Probleme zu bewältigen haben. Ich hoffe er wird im Sommer regelmäßig über das Abmähen von Grashalmen in Linz informiert.
Nur wenn diese Grashalme mindestens 7 Meter hoch sind 😉
Es war genau der richtige Zeitpunkt diese Picea clauca einen vernünftigen Zweck zuzuführen, In einigen Jahren hätte sie nur als Elefantenfutter getaugt, wenn sie bis dahin nicht der Buchdrucker (Käfer) vernichtet hat. Kann mich noch erinnern als vor 20 Jahren ein Mühlviertler in den Uferbewuchs eingriff. Es stellte sich nur wenige Jahre später als richtig heraus. LR Ackerl schrie damals im Fernseher Zeter und Mordio.
Richtig!
Und wieder verliert die Linzer Stadtregierung ein großes Stück an Glaubwürdigkeit!
Sie machen Werbung für mehr grün in der Stadt, setzen Bäume in Holzkisten am Hauptplatz - und dann sowas!
die Entscheidungsträger - sind die Unsensibel? Haben die Zuständigen kein Gespür?
Oder war die Aktion einfach nur dumm?
Vielleicht alles zusammen.
Denn mit einem entsprechenden Aufschrei war zu rechnen..
Jedenfalls- mit solchen Aktionen verlieren die Linzer wieder ein Stück an Glaubwürdigkeit... Kübelbaum hin oder her.
Du würdest dich noch mehr empören müssen, wenn du wüsstest, wieviele Bäume ganz routinemäßig im Stadtgebiet geschnitten werden.
NunJa, falls Bäume und Äste aufgrund schlechten Zustand gefährlich werden, müssen sie wohl gefällt/ geschnitten werden. Und es soll für Ersatz gesorgt werden.
Wien beschwert sich dass der Christbaum aus dem Mühlviertel nicht passt. In Linz darf man keinen Christbaum aus einem Park entfernen obwohl diese Bäume für diesen Zweck bestimmt sind. Wenn wir in die Zukunft blicken wird es dann keine Christbäume auf öffentlichen Plätzen geben.
Wir werden noch unser kahles Wunder erleben, wenn wir nach dem Lockdown wieder rausdürfen: Museumspark, Laskahof-Park, ...
Ich hoffe, Herr Arch. Eberhardt hört noch viele Nachtigallen trapsen!
"Die Aufregung in Linz war groß, das Unverständnis noch größer."
Naja, die Frau Kail ist nicht "Linz", auch wenn ihr das Löfferl in dne Frühstückskaffee gefallen ist, bevor sie zitternd die OÖN angerufen hat.