Thomas Mayr-Stockinger: "Ein Wirt ist Facebook am Stammtisch"

Er war noch ziemlich wackelig auf den Beinen, aber die Neugier war stärker als jeder potenzielle blaue Fleck. Mitte der Siebzigerjahre tauchte Thomas Mayr-Stockinger in den altehrwürdigen Gemäuern des Landgasthofes seines Vaters in Ansfelden in jene Welt ein, die ihm heute noch alles gibt. Nur, dass der 40-Jährige heute der Chef im gleichnamigen Gasthof und Hotel ist. Sieben Tage die Woche ist sein Haus mit rund 400 Sitzplätzen und 100 Gästezimmern offen, 44 Mitarbeiter führt er und ab 1. Juli dieses Jahres spricht er auch.

Nämlich für seine Branche. Und es gibt viel zu sagen für einen Wirtesprecher. Viele Dorfwirtshäuser sperren zu, weil die Gäste ausbleiben, weil sich kein Nachfolger findet, weil sich das Geschäft nicht mehr rechnet.

"Das tut mir weh, denn ein Dorf ohne Wirtshaus ist irgendwie ein Dorf ohne Seele, ohne Charakter", sagt Mayr-Stockinger. Aber es gibt auch Hoffnung: "Noch nie ist so gerne essen gegangen worden wie heute." Da will er ansetzen, wenn er am 1. Juli sein Amt übernimmt. Mit offiziellen Funktionen bringt der Tourismus-MBA einiges an Erfahrung mit. Mit 18 war er Obmann des "Jungen Gastgewerbes", später vier Jahre Mastermind der Vereinigung der "Kulti-Wirte" – mit dem Ziel, Tradition, Originalität und Qualität (wieder) salonfähig zu machen.

Obwohl längst Geschäftsführer seines Betriebes, ist Thomas Mayr-Stockinger mit Leib und Seele Wirt geblieben. Ein Wirt gehört unter die Leut’, der muss am Stammtisch sein, denn: "Der Wirt ist so was wie Social-Media, wie Facebook am Stammtisch", sagt das Mitglied der Feuerwehr Nettingsdorf.

Nachfolger in Sicht

Seit 2006 ist der Wirtesprecher in spe – er folgt auf Eva Maier aus Mettmach – mit Christina verheiratet. Und es stolziert auch schon wieder ein Spross der Familie durch das Haus: Sohn Felix. Den Fünfjährigen drängt – so der Papa – niemand in die Familientradition. Was wohl nicht nötig sein wird, denn Felix’ Lieblingsort ist die Gasthaus-Küche.