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Der Zeiger

Von Roman Sandgruber, 15. Juli 2017, 00:04 Uhr
Der Zeiger
Bild: APA

Mir geht das ganz schön auf den Zeiger", schrieb die grüne Bundessprecherin Ingrid Felipe auf Facebook, "wie jetzt auf den Grünen als Ganze herumgehackt wird."

Auch wenn die Grünen darin Meister sind, alles und jedes in dieser Welt zu gendern oder mit einem Binnen-I zu versehen, wird sich Felipe in diesem Fall schwertun, ist doch der Zeiger in jenem umgangssprachlichen Kontext, den Felipe verwendet, jenes Organ, das landläufig den Mann zum Mann macht und nur durch aufwändige chirurgische Eingriffe verändert werden kann.

Die Zeiger-Redewendung gehört, wie man sich durch einen Blick in zahlreiche Mundart- und Sprachlexika vom Mühlviertel bis zum Elsass überzeugen kann, in ein ganzes Bündel von Formulierungen, die in mehr oder weniger vulgärer und derber Form zum Ausdruck bringen, dass einem etwas lästig ist, vom Geist über die Nerven bis zum Sack, den Eiern und den Keks. Was sie gemeinsam haben, ist der Umstand, dass sie zumindest in den ordinären Varianten stark männlich-patriarchalisch gefärbt sind. Auch die Wendung "Das geht mir auf den Wecker" fällt da hinein. In diesem Fall hat es der Zeiger sogar in die Weltliteratur geschafft: "Höre, mein Lieber, sagte meine Mutter, hast du nicht vergessen, die Uhr aufzuziehen?" So beginnt einer der berühmtesten Romane des 18. Jahrhunderts, Laurence Sternes "Leben und Ansichten von Tristram Shandy, Gentleman". Tristram Shandys Vater, der "in allem, was er tat, mochten es nun Geschäftssachen oder Vergnügungen sein, der regelmäßigste Mann von der Welt" war, hatte es sich nämlich zur Gewohnheit gemacht, jeden Samstag zur Abendstunde zuerst die große Standuhr aufzuziehen und daran anschließend gleich auch noch seine ehelichen Pflichten zu erledigen, was Tristram Shandy in die Lage versetzte, die Stunde und den Tag seines Lebensbeginns ganz genau zu kennen. Die Formulierung wurde so populär, dass die bewussten Damen, sei es nun in London oder am Wiener Graben, nur mehr zu fragen brauchten: "Soll ich Ihnen die Uhr aufziehen, mein Herr?"

Der Zeiger, ob Uhrzeiger, Zeigefinger oder sonst was, ist Ausdruck einer patriarchalisch-autoritären Lebensordnung. Mit dem ausgestreckten Zeigefinger lässt der Maler Michelangelo Buonarroti im berühmten Fresko von der Erschaffung des Menschen in der Sixtinischen Kapelle den Lebensfunken überspringen. Der Lehrer mit dem erhobenen Zeigefinger ist Ausdruck einer längst vergangenen männlich-patriarchalisch geprägten Schulordnung.

Auch wenn die Zeiger auf fünf vor zwölf stehen, braucht das "nicht auf den Zeiger zu gehen", sondern sollte zum Nachdenken anregen.

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