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Das Heilige Land zwischen Vision und Realität

Von Heinz Niederleitner aus Galiläa/ Israel, 22. Februar 2014, 00:04 Uhr
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Bildergalerie Baden im Toten Meer
Baden im Toten Meer  Bild: Heinz Niederleitner

NATTERNBACH. Der Bibelwissenschaftler Johannes Marböck über die Faszination der Bibel und die Diözesanwallfahrt nach Israel.

Mit seinen 79 Jahren gehört Johannes Marböck zu den ältesten Teilnehmern an der Diözesanwallfahrt nach Israel und in die Palästinensergebiete. Als Bibelwissenschaftler kennt er die Bibel und ihre Orte natürlich bestens. Warum er sich trotzdem mit mehr als 200 Pilgern auf den Weg in den Nahen Osten gemacht hat, erzählt er im Interview.

 

OÖNachrichten: Sie werden auf der Diözesanwallfahrt kaum etwas über die Bibel erfahren, das Sie nicht schon wissen. Warum sind Sie trotzdem mit dabei?

Marböck: Ich wurde gefragt, ob ich mitfahre, weil ich Vorsitzender der Freunde des Linzer Bibelwerks bin. Vor allem wollte ich selbst noch einmal ins Land der Bibel kommen – ich weiß ja nicht, ob ich das noch einmal schaffe. Ich war immer wieder im Land, aber 2000 konnte eine Reise mit Studenten wegen der Sicherheitslage nicht durchgeführt werden. Also habe ich jetzt die Gelegenheit genutzt. Das Land berührt mich, seit ich kurz nach dem Sechstagekrieg 1967 hier ein Jahr studieren konnte.

Es heißt manchmal, das Heilige Land – Israel und die Palästinensergebiete – sei neben den biblischen Büchern das fünfte Evangelium, das zum Verständnis der Texte notwendig sei.

Das ist sogar eine Untertreibung, denn es geht nicht nur um die Evangelien im Neuen Testament, sondern auch um die Bibel Israels, die wir das Alte Testament nennen. Das gehört auch zu diesem Land. Denn die Bibel ist nicht einfach ein Buch, das "von oben" kommt. Es geht um Ereignisse und Erfahrungen, die in diesem Land und unter den Menschen hier geschehen sind. Die Menschwerdung Gottes passiert in diese Wirklichkeit hinein. Das fasziniert mich.

Die Verknüpfung der Bibel mit dem Land hat auch eine Kehrseite, die Bibel wird politisiert: Gerade hier in Israel und den Palästinensergebieten wird mit Verweis auf die Bibel Anspruch auf Land gestellt.

Das Alte Testament reicht weit über diese Dinge hinaus. Im Zentrum steht die Vision Jesajas, dass Völker nach Jerusalem ziehen, weil dort Recht gesprochen wird, weil man dort "Schwerter in Pflugscharen" und "Lanzen in Winzermesser" umschmiedet. Es geht also letztlich darum, zu zeigen, wie Menschen in einer Gemeinschaft des Friedens miteinander leben können. Auch dann, wenn diese Vision nie verwirklicht wurde. In der Bibel kommen Menschen in ihrer ganzen Realität vor. Auch die sogenannten Großen der Bibel können menschliche Abgründe haben. Insofern schaut man auch hier im Land beiden Dingen ins Auge: einer Vision und der Realität.

Welche Station auf der Wallfahrt war Ihnen besonders wichtig?

Natürlich Jerusalem. Und dann Bethlehem, weil dort über die Geburt Jesu, des Messias aus dem Hause David, Altes und Neues Testament miteinander verknüpft sind. Auch die Wüste ist faszinierend.

Was würden Sie denn jemandem raten, der sagt: Ich würde mich gerne mit der Bibel beschäftigen, habe aber keine Ahnung, wo ich anfangen soll?

Ich würde sagen, lies einmal den einen oder anderen Psalm, zum Beispiel Psalm 23 ("Der Herr ist mein Hirte", Anm). Diese Texte sprechen über Grenzen hinweg Menschen an – auch über Religionsgrenzen hinweg. Faszinierend ist unter den vielen Erzählungen auch das Buch Ruth, wo zwei Frauen die Handelnden sind.

Sie beschäftigen sich praktisch schon fast Ihr ganzes bisheriges Leben mit der Bibel…

Und ich bin lange noch nicht fertig – und werde sicher in meinem Leben nicht damit fertig. Das ist ein so reiches Buch, in dem es immer wieder Stellen gibt, die für die jeweilige Lebenssituation passen und so lebendig werden. Da berührt mich plötzlich ein Text, der mich jahrzehntelang nicht berührt hat.

Welche Eindrücke werden Sie von der Diözesanwallfahrt mitnehmen?

Ich nehme sehr gute Eindrücke mit: von der Gruppe, aber auch von den Menschen, denen wir hier begegnen – über Religionsgrenzen hinaus. Ich habe aber auch erstmals die Mauer (die international umstrittene israelische Sperranlage, Anm.) zwischen Bethlehem und Jerusalem gesehen. Und das ist etwas, das mich schon berührt. Es wäre ein echtes Wunder, wenn es einmal Frieden zwischen Israelis und Palästinensern, Muslimen, Juden und Christen gibt.

Johannes Marböck

Der 79-Jährige stammt aus Natternbach. Er ist emeritierter (pensionierter) Universitätsprofessor für das Alte Testament der Bibel und lehrte zunächst in Linz, dann zwischen 1976 bis 2003 in Graz. Heute ist Marböck Mitglied der Kommission, die die Einheitsübersetzung der Bibel überarbeitet. Als Priester lebt und wirkt er bei den Kreuzschwestern in Linz.

„Das ist nicht irgendeine Reise“

„Jesus verließ Nazareth, um in Kafarnaum zu wohnen, das am See Gennesareth liegt.“ Damit leitet das Matthäus-Evangelium das öffentliche Auftreten Jesu ein. Genau in den Ruinen jenes Kafarnaum feierten gestern die 220 Teilnehmer der Diözesanwallfahrt mit Bischof Ludwig Schwarz den Abschlussgottesdienst ihrer Fahrt.

Auf der Wallfahrt ging es darum, eine Verbindung zwischen der Bibel und dem Land der Bibel herzustellen: „Es ist nicht irgendeine Reise, die man hier macht, sondern man geht an jene Orte, wo Jesus Christus gewirkt hat“, sagte Bischof Schwarz. Die Reise ging unter anderem von der überlieferten Geburtsstadt Bethlehem nach Jerusalem.

Unübersehbarer Konflikt

„Es war spirituell sehr aufbauend für mich und hat mir viel gegeben, die Orte zu besuchen, wo Jesus lebte“, sagte etwa Herbert Preis aus Linz-Ebelsberg. Mit der Teilnahme an der Reise feierten er und seine Frau verschiedene Anlässe: „Vergangenes Jahr wurde meine Frau 60, ich 65 Jahre alt, außerdem bin ich in Pension gegangen und darüber hinaus sind wir 40 Jahre verheiratet.“ Herbert Preis hat auch die anderen beiden Weltreligionen in Jerusalem beobachtet: „Juden und Muslime leben hier ihren Glauben sichtbar, sie schämen sich dessen nicht. Da könnten wir Christen etwas lernen.“

Unübersehbar auf der Pilger-Reise war der Nahost-Konflikt: Ob es die israelische Sicherheitsmauer ist, die palästinensische Gewaltakte verhindern soll, gleichzeitig aber Leid für die überwiegende Mehrheit der gemäßigten Palästinensern bringt. Oder ob es auf den Golanhöhen die unbetretbaren Flächen sind, wo sich Landminen aus der Zeit der Kriege Israels mit Syrien befinden.

Immerhin haben die Oberösterreicher Orte und Menschen besucht, die das Leid lindern wollen: Etwa das Caritas Baby Hospital in Bethlehem, oder Schwester Hildegard Enzenhofer aus Vorderweißenbach, die in Qubeiba in den Palästinensergebieten ein Altenheim für Frauen leitet, dem auch eine Krankenpflegeschule angeschlossen ist. In der Kirche in Qubeiba feierten die Oberösterreicher einen Gottesdienst: „Die Kirche war schon lange nicht mehr so voll und wer weiß, wann sie es wieder sein wird“, sagte Sr. Hildegard nun ihren Landsleuten.

Zwischen Angst und Glauben

Noch eine Oberösterreicherin im Heiligen Land ist Sr. Bernadette Schwarz aus Traberg. Sie ist Vize-rektorin des österreichischen Hospizes in Jerusalem, wo sie manche Busgruppen der Pilgerfahrt mit Schnitzel oder Apfelstrudel stärkten. „Mich beeindruckt, dass so viele Oberösterreicher mit dem gleichen Gedanken ins Heilige Land kommen, obwohl manche ein bisschen Angst gehabt haben“, sagte die Reiseteilnehmerin Margareta Haider aus Traun.

Heute Nachmittag kommen die Pilger in Linz-Hörsching an. Dass es nicht nur eine schöne, sondern auch eine fordernde Reise war, war auch zu hören. Für Margareta Haider, die schon zum zweiten Mal in Israel und den Palästinensergebieten war, ist es die Mühe wert: „Ich glaube, ich werde noch ein drittes Mal hierher kommen“, sagt sie.

Link: Blog von Heinz Niederleitner

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9  Kommentare
9  Kommentare
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asklinz (703 Kommentare)
am 23.02.2014 00:25

Kurzstrecken eine First class an.. Der Hass gegenüber pühringer muss ja groß sein wenn er so oft vor kommt bei den Platin posts.

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jago (57.723 Kommentare)
am 23.02.2014 19:21

Das ist berufliche Notwendigkeit grinsen.

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jago (57.723 Kommentare)
am 22.02.2014 21:43

freuen können. Ich gebs zu: wider Erwarten.

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platin (1.739 Kommentare)
am 22.02.2014 21:17

So wie Pühringer mit seinem "Friedenslichtschmäh" jährlich Jerusalem besucht, trottet Bischof Schwarz mit seinen Schäfchen durch die Stätten des Heils.

Nur Pühringer reist mit seiner Entourage in der FirstClass auf unsere Kosten, die Pilger zahlen sich alles selbst.

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Gugelbua (32.028 Kommentare)
am 22.02.2014 10:30

um all die wundersamen Geschichten zu glauben, auch ich hab das Land bereist allerdings mit einem realistischen Blick. zwinkern

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( Kommentare)
am 22.02.2014 13:30

haben

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Ameise (45.683 Kommentare)
am 22.02.2014 08:36

ein erfüllendes Erlebnis...

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Harbachoed-Karl (17.883 Kommentare)
am 22.02.2014 08:49

Lesen des Artikels.

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Ameise (45.683 Kommentare)
am 22.02.2014 08:57

Ging mir auch so...

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