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Wenige Tage nach der Lehman-Pleite standen auch bei uns die Räder still

Von Hermann Neumüller, 13. September 2018, 00:04 Uhr
Wenige Tage nach der Lehman-Pleite standen auch bei uns die Räder still
Die Sozialpartner beschließen im Februar 2009 eine Kurzarbeits-Vereinbarung (v. li.): Herbert Tumpel (AK), Erich Foglar (ÖGB), Christoph Leitl (WKÖ), Veit Sorger (IV) Bild: APA

LINZ. Auswirkungen auf die Realwirtschaft wurden von den Experten völlig unterschätzt.

Die Lehman-Pleite war nicht der Beginn der Finanzkrise. Lange wurde die geplatzte US-Immobilienblase bei uns als Problem der USA bzw. der Banken abgetan. "Wir haben primär eine Bankenkrise, keine Konjunkturkrise", sagte der voestalpine-Generaldirektor Wolfgang Eder im Frühjahr 2008.

Er war mit seiner Meinung nicht allein. Auch unter Wirtschaftsforschern und selbst in den Banken war man noch gelassen. Der 15. September 2008, der Tag der Lehman-Pleite, änderte alles. Die sogenannte Realwirtschaft war nicht immun. Innerhalb von wenigen Wochen krachte es auch bei uns im Gebälk – und zwar gewaltig.

Industrie massiv betroffen

Gerade die oberösterreichische Industrie war massiv betroffen. Die Aufträge blieben aus. Innerhalb kürzester Zeit ging die Arbeit aus. Um ihre Fachkräfte nicht kündigen zu müssen, wurden seitens der Sozialpartner großzügige Kurzarbeitsregelungen beschlossen. Trotzdem mussten sich auch namhafte Industriebetriebe um Landeshaftungen anstellen, nur um über die Runden zu kommen (siehe unten).

Wie dramatisch der Einbruch war, zeigte sich in den Bilanzen des Jahres 2009. Der Innviertler Fahrzeugbauer Schwarzmüller musste einen Umsatzrückgang um 54 Prozent hinnehmen, bei Kunststoff-Maschinenbauer Engel in Schwertberg waren es 37 Prozent, und auch bei der voestalpine waren es 27 Prozent.

Die Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt waren entsprechend. 301.529 Österreicher hatten Ende Jänner 2009 keine Arbeit, um 32.700 Personen oder 12,2 Prozent mehr als im Jänner des Jahres 2008. 22.400 Menschen waren zum selben Zeitpunkt in Kurzarbeit. Auch wenn die Kurzarbeit auf 50.000 Personen steigen sollte, sei die Finanzierung gesichert, sagte der damalige Sozialminister Rudolf Hundstorfer. Geld spielte offenbar eine untergeordnete Rolle.

So dramatisch der Absturz Ende 2008 / Anfang 2009 auch war, die Erholung kam unerwartet schnell. "Entspannung ja, Entwarnung nein", sagte der damalige Chef des Wifo, Karl Aiginger, bei der Präsentation der Konjunkturprognose Ende Juni 2009. Er forderte die Regierung auf, die stimulierenden Maßnahmen für die Wirtschaft auf keinen Fall zu früh zurückzufahren. Dann sprach er wahrhaft prophetische Worte: "Wir können nicht mit Sicherheit sagen, ob nicht hinter den Hügeln sich wieder ein Tal auftut."

Wenige Monate später tat sich ein Abgrund auf: Die Griechen mussten eingestehen, dass sie mit ihren Budget-Daten ihre Europartner hinters Licht geführt hatten. Aus der Finanzkrise wurde die europäische Schuldenkrise. Jahre der Hilfspakete und der wirtschaftlichen Stagnation folgten. Die Europäische Zentralbank ist nach wie vor im Krisenmodus. Die Leitzinsen betragen immer noch null Prozent. Im kommenden Jahr, so sieht es derzeit aus, wird es die erste Zinserhöhung geben.

Morgen lesen Sie: Haben wir aus der Lehman-Pleite gelernt?

 

"Das war keine Sterbehilfe für marode Betriebe, sondern ein gutes Geschäft"
Lenzing AG: Das Land bürgte für 350 Millionen Euro. Bild: Lenzing

„Das war keine Sterbehilfe für marode Betriebe, sondern ein gutes Geschäft“

Die Folgen der Lehman-Pleite trafen die Firmen weltweit schneller als erwartet. „Und das große Problem war, dass Unternehmen praktisch über Nacht keine Kredite mehr bekamen, obwohl rein sachlich nichts dagegen sprach“, erinnert sich der damalige Landeshauptmann und Finanzreferent Josef Pühringer.

Das Land Oberösterreich sprang daher mit Landeshaftungen ein. Dieses Projekt entbehrte freilich nicht einer gewissen Pikanterie. Denn mit den Haftungen riskierte das Land Oberösterreich Geld der Steuerzahler. Umgekehrt wollte das Land auch nicht Tausende Arbeitsplätze aufs Spiel setzen.

„Ich habe daher der Landesregierung ein strenges Prüfverfahren vorgelegt, das auch strikt eingehalten wurde“, sagt Pühringer. „Das war nicht als Sterbehilfe für marode Firmen gedacht. Daher hat auch nicht jede Firma diese Landeshaftung bekommen.“

Tatsächlich zogen einige Betriebe ihre Anträge wieder zurück, andere bekamen die Haftung nach öffentlichem Protest nicht. Die Finanzdirektion prüfte die Anträge gemeinsam mit externen Beratern. Die Unternehmen mussten plausibel machen, dass sie ihre Kredite mit Sicherheit bedienen konnten.

Auch wenn die Landeshaftungen durchaus kritisch betrachtet wurden, rückblickend waren sie eine richtige Maßnahme. „Die Landeshaftungen waren für das Land ein gutes Geschäft“, sagt Pühringer heute.

Die Lenzing AG, der Motorradhersteller KTM, Quanmax, aber auch Gruber und Kaja mussten für die Haftungen Provision zahlen, damit diese EU-konform war. Das bescherte dem Land einen zweistelligen Millionenbetrag. Allein Lenzing zahlte 14 Millionen Euro. Keine Haftung wurde schlagend.

Neben den großen wurde auch den kleinen und mittleren Betrieben geholfen. Dafür gab es eigene Regelungen.(dm)
 

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5  Kommentare
5  Kommentare
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Orlando2312 (22.344 Kommentare)
am 13.09.2018 15:19

Lehrreiches zu diesem Thema:

https://www.youtube.com/watch?v=yJZP50X4ZIM

Wirklich sehenswert!!!

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herzeigbar (5.104 Kommentare)
am 13.09.2018 05:58

Weil die Immoblase die Einzige war.

Die DotCom Blase - die Technik Blase usw.

Die Imoblase ist noch immer nicht ausgestanden.
Weil derzeit nur Häuser geschaffen werden die unfinanzierbar sind und Arzt Praxen usw. die unbesetbar sind.

Soviele Leerstände in Oberösterreich in jedem Kaff gabs noch nie.

Und mit hereinholen der Ungarn - Rumänen - Polen usw. wurden die Immobilien auch nicht besetzt.

Es stehen sehr viele Objekte Häuser überall an neuralgischen Zentralen Punkten leer.

Manchmal betrifft es ganze Strassenzüge in den Städten.

Und mit Querfinanzierungen durch öffentliches Geld wurden die Milliarden Schulden zur Staats Finanz Krise was die Bevölkerung verarmen ließ und alt/krank werden.

Die Krankenhäuser sind voll mit kranken enschen.

Und viele toxische Papiere sind noch gar nicht ausgelaufen,
die kommen jetzt nach 10 Jahren Laufzeit zur Wertung.

Staatsanleihen können auch 15 Jahre 20 Jahre den Schein erwecken es sei alles palletti bis zur Tilgung.

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pepone (60.622 Kommentare)
am 13.09.2018 05:42

im Artikel :

Auswirkungen auf die Realwirtschaft wurden von den Experten völlig unterschätzt.

die Immokrise hatte schon 2007 im Herbst begonnen .
und erst 1 Jahr später kam der grosse BOOM als der US Finanzminister Lehman-Brothers die finanzielle Unterstützung verweigert hatte und sagte : ES WIRD SCHON NICHT SO SCHLIMM WERDEN !

heute könnte so eine Krise nicht mehr zustande kommen da die Finanzsysteme ganz auf Sicherheit umgestellt wurden .Man sieht es an den sehr niedrigen Schwankungen der Börsen .
Ausserdem steigen die Börsenwerte seit März 2009 , so lange wie nie zuvor .

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Orlando2312 (22.344 Kommentare)
am 13.09.2018 09:02

"...heute könnte so eine Krise nicht mehr zustande kommen..."

Da hört man von einigen Experten aber ganz was Anderes! Es wurde reguliert, ja, aber sehr sehr halbherzig.
Es ist nicht die Frage, ob die nächste Blase kommt, sondern wann und wie heftig.

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spacer (1.513 Kommentare)
am 13.09.2018 14:53

@pepone

Und wer war damals Finanzminister ?
Henry Merritt Paulson.
Am 30. Mai 2006 nominierte US-Präsident George W. Bush Paulson für das Amt des Finanzministers.

Und warum wollte er Lehmann keinesfalls retten?
Weil von 1999 bis 2006 war er Vorsitzender und CEO der Investmentbank Goldman Sachs.

Wer rettet schon gerne die eigene Konkurrenz 😎

Natürlich gilt die Unschuldsvermutung.

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