Wettbewerb um Studenten aus dem Ausland: Neue Idee für "Austria College"
LINZ. Die Initiative Wirtschaftsstandort Oberösterreich hat ein Konzept erstellt, das junge Talente anlocken soll.
Die Zahl von Österreichern, die ein Studium in den MINT-Fächern (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik) absolvieren, würde trotz ausgezeichneter Bedingungen und vielen Bemühungen seit Jahren stagnieren, sagt Bruno Buchberger. Der Professor für Computer-Mathematik hat unter anderem den Softwarepark Hagenberg gegründet.
Nun setzt er sich gemeinsam mit der Initiative Wirtschaftsstandort Oberösterreich (IWS) dafür ein, eine Einrichtung namens "Austria College" zu gründen, um ausländische Studenten ins Land zu holen.
"Es ist höchste Zeit, das zu machen. Um mit den Spitzenregionen mitzuhalten, brauchen wir diese jungen Talente", sagt Buchberger. An den führenden Universitäten in den USA, Kanada oder in den Niederlanden betrage der Anteil von Studenten aus dem Ausland 70 Prozent. An Österreichs Hochschulen liege er dagegen meist unter zehn Prozent, das liege auch an einer fehlenden Willkommens- und Integrationskultur.
Studieren und leben in Oberösterreich
Angeworben werden sollen etwa angehende Studenten aus Ägypten, Georgien oder der Ukraine. Angedacht sind englischsprachige Bachelorprogramme, die acht Semester lang dauern. Diese sollen gemeinsam mit den bestehenden Universitäten und Fachhochschulen in Oberösterreich durchgeführt werden. Studiengänge wie Computer Science, Computer Engineering oder Data Science würden in Frage kommen.
Die ersten drei Semester sollen im Fernstudium erfolgen. Nach einem Auswahlverfahren würden die besten Talente dann für die letzten vier Semester nach Oberösterreich kommen. Hier sollen sie dann gemeinsam an einem College-Standort leben und lernen.
Für ihren Aufenthalt sollen die Studenten Stipendien erhalten, die Kosten würden Unternehmen tragen. Im Gegenzug könnten die jungen Talente dann Praktika in den Betrieben absolvieren. Nach ihrem Abschluss könnten sie weiterstudieren oder zu arbeiten beginnen. "Wir bemühen uns, Partner dafür zu gewinnen", sagt IWS-Geschäftsführer Gottfried Kneifel. Er nennt dafür die Wirtschaftskammer oder die Industriellenvereinigung.
Mehrere Standorte möglich
Mit dem "Austria College" sollen jedes Jahr mehrere hundert - im Idealfall tausend - 18- bis 25-Jährige nach Oberösterreich geholt werden. Als Standort für das College-Gebäude schweben Kneifel und Buchberger mehrere Möglichkeiten vor: Es käme etwa der JKU/IT:U-Campus, der Softwarepark Hagenberg, die Tabakfabrik oder ein Areal neben dem Leondinger Schulzentrum in Frage.
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Die Kosten für das "Austria College" - geschätzt werden insgesamt 150 Millionen Euro pro Jahr - sollen von der öffentlichen Hand sowie einzelnen Firmen und Wirtschaftsorganisationen getragen werden. Laut dem von Buchberger erstellten Konzept brauche es kein neues Gesetz für die Einrichtung. Die wesentliche Aufgabe wäre die Anwerbung und Betreuung der ausländischen Studenten: Damit sie in Oberösterreich bleiben und hier arbeiten oder eigene Unternehmen gründen.
Wenn daraus ein "gekommen, um zu bleiben" wird...
Sonst haben wir nur die Ausbildungskosten übernommen.