Entsteht vor Kopenhagen ein neues "Silicon Valley"? Dänemark will neun künstliche Inseln aufschütten
KOPENHAGEN. Spatenstich für das Jahr 2022 geplant: 380 Firmen mit 12.000 Arbeitsplätzen sollen angesiedelt werden.
Wo jetzt Meer ist, soll bald Land sein: Auf neun künstlich erschaffenen Inseln will Dänemark die Zukunft sichern. Eines der größten und nachhaltigsten Gewerbegebiete in Nordeuropa soll bis 2040 vor den Toren der Hauptstadt Kopenhagen entstehen.
Geschützt in der Køge-Bucht soll, so Bürgermeisterin Helle Moesgaard Adelborg, in der Kommune Hvidovre "Dänemarks Wachstumsmotor" entstehen, per Fahrrad von Kopenhagen aus erreichbar. Die Dimensionen sind gigantisch: Geplant ist eine aufgeschüttete Fläche von 3,1 Millionen Quadratmetern und 17 Kilometern Küstenlinie, mit Platz für 380 Firmen mit 12.000 Arbeitsplätzen.
Mit dem Projekt "Holmene", übersetzt "kleine Inseln", tritt Dänemark in den Wettlauf um ein europäisches Forschungs- und Innovationszentrum ein. "Ich glaube, dass die Inseln zu einem europäischen Silicon Valley werden können", sagte Brian Mikkelsen, Chef des dänischen Arbeitgeberverbandes Dansk Erhverv.
Wirtschaftsminister Rasmus Jarlov betonte, dass neben hochtechnologischen Firmen auch Industrieunternehmen auf den Inseln Platz finden sollen. Nach den Plänen der Mitte-rechts-Regierung erfolgt der Spatenstich 2022.
Bis die ersten Unternehmen angesiedelt werden, wird allerdings noch Zeit vergehen. Erst 2040 rechnet die Regierung mit der Fertigstellung der neun künstlichen Inseln. Über die Finanzierung gibt es bisher keine Informationen.
Dänemark, dessen Wirtschaft von der Landwirtschaft und von einigen globalen Unternehmen wie dem Spielzeughersteller Lego, der Container-Reederei Mærsk und dem Insulin-Produzenten Novo Nordisk dominiert wird, will mit dem neuen Insel-Projekt vor allem kleine innovative Firmen anlocken.
Auch Schutz vor Hochwasser
Nebenbei soll Kopenhagen besser vor Hochwasser geschützt sein. Neben den neun geplanten Inseln für das Gewerbe soll eine weitere Insel aufgeschüttet werden, auf der Wohnungen für bis zu 35.000 Menschen entstehen sollen.
Ganz uneigennützig dürfte der Zeitpunkt der Präsentation der rechtsliberalen Minderheitsregierung nicht gewählt gewesen sein. Es wird damit gerechnet, dass Premier Lars Løkke Rasmussen bald Neuwahlen ausruft. Und das Projekt könnte viele Menschen im Großraum Kopenhagen besänftigen, die sich in den vergangenen Jahren stark über die Dezentralisierungspolitik ärgerten.