Thomas Stipsits, Gigolo der Herzen
"Love Machine": Der Kabarettist gibt ab heute im Kino den Callboy.
Wenn Mann nicht viel kann und auf einmal nichts mehr hat, bleibt ihm eine letzte Ressource: der Körper. Um damit etwa durch Boxen Kapital herauszuschinden, fehlen Georg "Schorschi" Hillmaier aber die wesentlichen Anlagen. Statt Waschbrettbauch hat der mit Thomas Stipsits herrlich passend besetzte Anti-Held den berühmten "Waschbärbauch".
Schorschi, der sich mit Freund Waldemar als Musiker für Feste von der Wiege bis zur Bahre durchlaviert, ist im Grunde gewöhnt, mit ein "bisserl" Einsatz gerade einmal so etwas zu erreichen: Gratis-Bier, billige Flirts. Als Waldemar, sein "Mädchen für alles Erwachsene", stirbt und er Mitte dreißig auf allen Ebenen feststeckt, greift er auf das zurück, von dem er ausnahmsweise mehr zu haben scheint. Besser gesagt, lässt er Frauen darauf zugreifen.
Jede Frau eine neue Lektion
Hillmaier, der meistens aussieht, als wäre er als Letzter aus dem Beisl gerollt, will Callboy werden. Eine Mission, die den Film von Andreas Schmied ("Harri Pinter") zur reinsten Boulevard-Komödie werden lässt. Wenig kopflastig, aber nie dumm oder dreist. Im Sinne, dass versucht wird, Tiefschürfendes vorzugaukeln, wo von vornherein ein solcher Schatz nicht zu heben gewesen wäre. Es ist und bleibt ein Spaß, weil Stipsits für jede krude Unbill auf dem Weg in die Betten – und auch darin – das ideale Gesicht findet. Entspannt, fast lässig, wenn er den Lehrbuben im Schönheitssalon seiner Schwester Gittl bittet, er möge von seinem besten Stück Werbefotos schießen. Es muss halt getan werden! Diese Einstellung legt er auch bei den Ladies an den Tag.
Jede von ihnen eine längst nötig Lektion – nicht als Gigolo, sondern als Mann, der endlich wie ein solcher handeln sollte: empathisch, respektvoll, selbstständig. Ein wilder Ritt für Schorschi, ein spielerisches Vergnügen für Barbara Schöneberger, Ulrike Beimpold oder Adele Neuhauser. Die Wadeln richten ihm aber Schwester Gittl so richtig nach vorne – von der Linzerin Julia Edtmaier im doppelten Sinne stark in den Hintern tretend gespielt – und eine ganz Bestimmte: Waldemars Schwester Jadwiga.
Claudia Kottal ist es, die Schorschi, der nie wirklich eine "Sexmaschine" war, zur titelgebenden Liebe führt. Sie versetzt dem Klamauk eine erdige, doch zarte, verletzliche Note, die einige Penis-Episoden vergessen macht. Für Hartholz-Witze unsäglicher Art gibt es ohnehin längst einen Platz im Kino – im amerikanischen.
"Love Machine": A 2018, 97 Min., Regie: A. Schmied
OÖN Bewertung:
Stipsits morgen auf Kino-Tour: Kino Kirchdorf, 18 Uhr; Star Movie Regau, 19 Uhr; Cineplexx Linz, 20 Uhr; Moviemento Linz, 20.30 Uhr
3 Fragen an Thomas Stipsits
Hauptdarsteller, „Love Machine“
Morgen tourt der Kabarettist und Schauspieler (35) durch das Land, um seinen neuen Film zu präsentieren. Die OÖN haben mit ihm seine Rolle diskutiert.
Der Mann, den Sie spielen, ist einerseits sympathisch, andererseits hinterlässt er durchaus verbrannte Erde. War Ihnen Georg immer sympathisch?
Es gab schon Momente, in denen ich mir gedacht habe: Sag der Jadwiga (in die er sich verliebt hat, Anm.), dass du als Callboy arbeitest! Aber er tut im Grunde nichts aus Kalkül, sondern weil er niemanden verletzen will.
Seine Art, lange gerade so mit allem durchzukommen, kann einen auch aufregen?
Ja. So einer kann dich narrisch machen, weil man sich fragt: Wie kann man nur in so einem extremen Ausmaß in den Tag hinein leben? Aber er hat halt lange das Glück, dass sich das alles für ihn irgendwie noch ausgegangen ist.
Obwohl die Hauptfigur ein Mann spielt, ist „Love Machine“ ein Film der Frauen. Sehen Sie das auch so?
Absolut. „Love Machine“ tragen die starken Frauenfiguren. Und ich bin überzeugt: Hätte er mit ihnen nicht diese vielen Erfahrungen gemacht, würde er diese eine Frau, Jadwiga, nie erreichen können. Er hätte sich ja sonst nie gewandelt.