Menstruation: Frauen bluten heute anders

Lassen Sie uns über die Menstruation reden. Nicht über die Erdbeerwoche. Denn während die eine Hälfte der Menschheit seit jeher versucht, das Blut zu vertuschen, hat die andere zu wenig Ahnung.
Starten wir mit ein paar Fakten. 49,7 Prozent der Weltbevölkerung ist weiblich, das bedeutet, dass fast 50 Prozent der Menschen rund 40 Jahre ihres Lebens einmal im Monat menstruieren, also aus ihrer Vagina bluten. Jeweils durchschnittlich sechs Tage lang. Pro Periode verliert man rund 60 Milliliter Blut.
Auf medizinische Details wird an dieser Stelle verzichtet - bei Bedarf, können diese leicht ergoogelt werden. Frauen menstruieren, weil sich ihr Körper jedes Monat aufs Neue darauf vorbereitet, schwanger zu werden - und das, es sei nur kurz erwähnt, nicht rein körperlich, sondern auch hormonell. Die Schleimhaut an der Innenwand der Gebärmutter wächst, damit sich eine befruchtete Eizelle in ihr einnisten kann. Geschieht dies nicht, wird diese Schleimhaut zusammen mit etwas Blut aus der Scheide ausgestoßen.
Ein Zyklus, der sich über Jahrzehnte wiederholt. Einer, der meist unbemerkt vonstatten geht, da es gute Methoden gibt, das Blut geruchs- und spurenlos in den Müll oder Abfluss zu befördern.

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Eine Information noch am Rande: Während der Periode kann man bedenkenlos Baden gehen. Egal ob in Salz-, Chlor- oder in Seewasser.
Einfach laufen lassen?

Wenn man nicht Teil der wachsenden "Free-Bleeding"-Community ist, die das Blut öffentlich sichtbar machen will, es also einfach rinnen lässt, hat man mehrere Methoden zur Auswahl, die Blutung zu stoppen. Die gängigsten werden nachfolgend zusammengefasst:
• Tampons
Waren Tampons lange die bevorzugten Menstruations-Hygieneartikel, so nimmt die Beliebtheit heute stark ab. Tampons bestehen hauptsächlich aus stark komprimierter Watte und fangen das Blut schon im Körper ab. Manche Frauen berichten von einem immer unangenehmer werdenden Tragegefühl. Auch wurden Tampons wegen toxischer Stoffe kritisiert, die sie beinhalten. Hat man das selbe Exemplar länger als acht Stunden im Körper, besteht die Gefahr eines toxischen Schocks, an dem schon Frauen verstorben sind. Ist ein Tampon voll, wird es aus dem Scheideneingang mittels Rückholfädchen entfernt und im Müll entsorgt.
• Slipeinlagen und Binden
Binden verursachen auch vor allem sehr viel Müll. Die Einweg-Artikel nehmen bis zu fünf Milliliter Blut auf, das ist ungefähr ein Teelöffel. Dann kommen sie in den Abfall und werden durch eine neue Binde ersetzt. Ein Tampon schafft es im Vergleich dazu bis zu 21 Milliliter Flüssigkeit zu speichern. Es gibt Binden in unterschiedlichen Längen und Größen, mit- oder ohne Flügel. Als umweltfreundlichere Alternative gibt es mittlerweile auch wieder verwendbare Einlagen, die man ausspülen, in der Waschmaschine waschen und wieder benutzen kann.
• Periodenslips
Ähnlich funktionieren Periodenslips. Sie sind in jedem Drogeriemarkt erhältlich und haben nichts mehr mit der überdimensionalen Oma-Unterwäsche gemein, der ihre Vorgänger-Modelle früher glichen. Auf Tragekomfort wird mittlerweile geachtet, sowie auf Design. Es gibt sie als Tangas und in allen Farben. Bis 35 Milliliter Blut kann so ein Slip daran hindern, an den Innenschenkeln hinabzulaufen. Bis zu zwölf Stunden soll man sie tragen können, ohne "auszulaufen". Entscheidet man sich für diese Alternative, tut man nicht nur etwas Gutes für die Umwelt, sondern auch fürs Geldbörserl - eine solche Unterhose gibt es ab 10 Euro. Wobei in der Praxis zumindest drei solcher Slips benötigt werden.
• Menstruationstasse
In den vergangenen Jahren erfreut sich auch die Perioden- oder Menstruationstasse immer größerer Beliebtheit. Ähnlich wie ein Tampon wird das Blut schon im Köper aufgefangen. Jedoch besteht keine Gefahr eines toxischen Schocks, nur die einer überlaufenden Tasse. Die weiche Silikontasse gibt es in unterschiedlichen Formen zu kaufen - und es gehört ein bisschen Übung und Geschick dazu, sie richtig zu bedienen. Wer den Dreh raus hat, will sie nicht mehr missen. Bis zu 35 Milliliter Blut kann eine größere Tasse fassen. Die volle Menstruationstasse wird aus dem Körper gezogen, das Blut in die Toilette gespült, sie wird gereinigt und wiederverwendet. Preise variieren zwischen 15 und 60 Euro.
Teure Blutungen
Laut einer Studie der Britischen Huffington Post gibt eine Frau jährlich durchschnittlich 540 Euro für Hygieneartikel und Schmerzmedikamente gegen Periodenschmerzen aus. Großbritannien zählt zu den teuersten Ländern Europas. In einer repräsentativen Umfrage aus dem Jahr 2021 ("Menstruation im Fokus"), gaben 23 Prozent der befragten Frauen an, die monatlichen Ausgaben für die Periode seien für sie eine finanzielle Belastung. Jede Zehnte zögert den Wechsel von Tampons oder Binden bewusst hinaus, um länger auszukommen.
Periodenarmut betrifft Frauen weltweit. 2021 wurde in Österreich die Mehrwertsteuer auf Periodenartikel von 20 auf 10 Prozent gesenkt. Immer wieder entflammt die politische Diskussion, Frauen freien Zugang zu Periodenartikeln zu gewähren - sie also per Gesetz jedem gratis zur Verfügung zu stellen. Schottland ist bislang das einzige Land, das dies auch umgesetzt hat.
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