Unglücklich ist, wer auf den Tod vergisst
Götz Spielmann über wirkungslose Klischees und Umgang mit dem Sterben.
Die Mutter aus Wels, der Vater aus Tirol. Regisseur Götz Spielmann, 52, sieht sich deshalb als „tirolerisch-oberösterreichisch-Wiener“-Mischung. Auf die Linzer Premiere am Dienstag freut er sich sehr. Vorher erklärt er im OÖN-Interview Hintergründe seines neuen Schwestern-Dramas „Oktober November“.
Was hat Sie inspiriert, gerade von Frauen zu erzählen?
Spielmann: Es war die Basis-Idee. Und die werden einem geschenkt (lacht). Mit zwei Männern könnte ich mir die Geschichte schwer vorstellen. Was sie erzählt, hat sehr viel zu tun mit der Suche nach dem, wer man wirklich ist. Ich kann es nicht erklären, aber es erscheint mir zurzeit interessanter, das anhand weiblicher Figuren zu thematisieren.
Der Film erzählt Sonjas und Verenas Schicksal chronologisch. Das unterscheidet ihn stark vom konventionellen Erzählen im Kino. Wie kam es dazu?
Erst mal finde ich es grundsätzlich absolut interessant, nach anderen Wegen des Erzählens zu suchen. Die Konventionen sind doch mittlerweile auch schon Klischees. Und Klischees haben einfach nicht so eine starke Wirkung. Sie hört sich einfach irgendwann einmal auf. Deshalb versuche ich, neue Türen zu öffnen, um intensive Geschichten zu erzählen. Zweitens war für mich am Anfang auch der Wunsch da, auf sehr pure, einfache Art und Weise vom Leben zu erzählen. Ich glaube, es hat eher nicht diese eine bestimmte, dramatische Struktur. Es hat einen anderen Rhythmus, eine andere Musikalität.
Ein Tabuthema zeigt Ihr Film sehr offen: das Sterben eines Menschen in der Familie. Was muss die Gesellschaft im Umgang mit dem Tod neu lernen?
Ich glaube, wenn man den Tod, das Sterben so sehr verdrängt, wie wir es in unserer Gesellschaft tun, macht das unglücklich. Das Leben ist schöner, reicher, dichter, intensiver und besser gelebt, wenn man sich der Gewissheit und dieses Mysteriums des Todes gewahr ist. (nb)