"Ich liebe die Männer – ich kann ohne sie nicht leben"
Musiksommer Bad Schallerbach: Chris Pichler ist morgen mit ihrem Solo als Romy Schneider zu Gast, die heuer 80 Jahre alt geworden wäre
Als die Schauspielerin Chris Pichler ab 2008 mit ihrem Soloprogramm "Romy Schneider – Zwei Gesichter einer Frau" die wichtigsten deutschsprachigen Bühnen (Berliner Ensemble, Deutsches Schauspielhaus Hamburg, Frankfurt, Stuttgart, Köln ...) eroberte, überboten einander die Kritiker beim Suchen und Finden von Superlativen. Das Programm wurde zum Hörspiel und Pichler zur Ö1-Schauspielerin des Jahres gekürt. Am 23. September wäre Romy Schneider (1938–1982) 80 Jahre alt geworden, morgen zeigt die in Wels und St. Marien aufgewachsene Pichler ihr anrührendes und zupackendes Porträt dieser durchlässigen, filterlosen Frau. Natürlich hört und sieht man Pichler, aber Rhythmus, Melodie der Sprache sowie Mimik und Geste sind Schneider so sensibel wie verblüffend abgeschaut, dass es eine Wonne ist.
"Ich spiele diesen Abend so unwahrscheinlich gerne, weil es darum geht, ob wir es schaffen, so großzügig zu sein, einander in der Gesellschaft ausreichend Raum zu lassen", sagt Pichler im Gespräch mit den OÖN.
Pichler sei eine ungewöhnliche Schneider-Beobachterin, weil sie als Mädchen nicht für die Sissi-Filme geschwärmt, sondern diese gar nicht gesehen hat. Pichler: "Ich hab’ während des Schauspiel-Studiums ihre französischen Filme nachgeholt und erst während der Recherche für dieses Programm die Sissi-Trilogie. Insofern war Romy für mich nie diese junge Kaiserin. Von ihrer Authentizität in frühen Jahren war ich dennoch fasziniert, wie beeindruckend ungeschützt sie sich der Welt gezeigt hat." Bis zu ihrem Ende sei es Romy Schneider nicht gelungen, "eine dicke Haut zu kriegen". Schneiders Stärke seien nicht ihre Worte gewesen, sondern ihr Wesen, "das in jeden eindrang und das man über all die Jahre mit besonderer Intensität spürte."
Harry Meyen, Alain Delon, ihr Privatsekretär Daniel Biasini, den sie 1975 heiratete – Pichler durchstreift natürlich auch Schneiders Liaisonen. Die Sehnsucht nach der unverstellten Liebe sei ohnehin ihr Antrieb zu allem gewesen. Pichler: "Der vorletzte Satz des Programms lautet: ,Ich liebe die Männer. Ich kann ohne sie nicht leben.‘ Wenn man diesen Satz tatsächlich so meint, ist es ein Geschenk. Diese Großzügigkeit, diese Offenheit dem anderen Geschlecht gegenüber – wenn uns das als heutige Frauen gelingt, und es umgekehrt auch den Männern gelänge – das wäre mein Traum."
24. August, 19.30 Uhr: "Romy Schneider – Zwei Gesichter einer Frau", von und mit Chris Pichler, Atrium, Europasaal Bad Schallerbach. Karten: musiksommerbadschallerbach.at, 07249/420 710 (OÖNcard-Ermäßigung)