Tanzen: Gesund für Mensch und Hund
Hier eine Drehung, da ein gekonnter Hüpfer. Das so genannte »Hundetanzen« macht dem Terrier »Benny« sichtlich Spaß. Auch wenn der Trend aus Amerika nicht jedermanns Sache ist, Hundetrainer und Tierärzte bezeichnen ihn als sinnvolle Bewegungstherapie.
„Faszinierend, wie schnell Hunde bestimmte Bewegungen zur Musik lernen können“, sagt Anna Schmitt. Eine Woche lang hat sie sich in einem Tanzkurs für Hunde eingebucht, um ihren quirligen Terrierrüden geistig und körperlich zu fordern. „Für einen schweren Hund ist langsamer Walzer besser, ein kleiner könnte auch Rock ‘n’ Roll tanzen“, sagt die Tierärztin und Verhaltenstrainerin Viviane Theby. Das „A und O“ bei der Sache seien die Belohnungen, die fleißigen Hundetänzern beim Training zugesteckt werden. „Hier lernt der Mensch, wie er seinem Hund Schwieriges beibringen kann“, so Theby.
„Dogdancing fördert die Verständigung zwischen Mensch und Tier“, ist die Hundeerzieherin Michaela Hares überzeugt. Sie unterrichtet seit zehn Jahren Hundetanz und gilt mit Theby als Pionierin dieser Sportart in Europa.
Das Hundetanzen hat seinen Ursprung in den USA und ist laut Hares inzwischen so populär, dass es viele Turniere und Schautänze gibt. Die Vorteile dieser Sportart liegen für sie auf der Hand: „Frauchen und Hund kommen sich beim Training näher. Und der Hund wird vielseitig beschäftigt, statt nur Gassi zu gehen oder auf der Couch zu liegen.“ Ob Slalom durch die Beine, ein Sprung durch die Arme oder Schritte auf zwei Beinen: Der Hund muss sich ordentlich konzentrieren.
„Vor einem Jahrzehnt war Dogdance in Europa noch unbekannt“, sagt Horst Gehrke, Vorsitzender des neu gegründeten Vereins Dogdance International. Mittlerweile werde dieser Sport jedoch von vielen Hundeschulen angeboten. Zu 98 Prozent buchen die Kurse Frauen.
Buchtipp: „Dogdance/ Erfolgreiches Training für Einsteiger und Fortgeschrittene“, Inka Burow, CADMOS, 27,70 €
3 Fragen an ... Sabine Macherhammer
Was sie von Tanzkursen für Hunde hält, erläutert die Tierpsychologin Sabine Macherhammer im Interview.
OÖN: Ist Tanzen Ihrer Ansicht nach eine geeignete Sportart für Hunde?
Macherhammer: Das kommt auf die Rasse an. Aber für sehr aktive Hunde, wie zum Beispiel Bordercollies oder Australische Shepherds ist es eine gute Beschäftigungsmöglichkeit. Sie haben viel Energie und müssen die in irgendeiner Weise rauslassen. Vor allem für Hüterhunde ist dieser Sport gut geeignet. Weniger empfehlen kann ich ihn bei Wachhunden wie Dobermännern. Die sind von ihrer Konstitution und ihren Fähigkeiten her nicht geeignet dafür. Er wird zwar mitmachen, wenn es sein Herrl oder Frauerl will, wird aber sicher nicht glücklich dabei sein.
OÖN: Können Hunde gesundheitliche Schäden davontragen, wenn sie beim Tanzen zu viel auf den Hinterbeinen stehen?
Macherhammer: Es ist ja nicht so, dass die Tiere beim Hundetanzen nur auf den Hinterbeinen stehen. Sie laufen auch zwischen den Beinen ihrer Besitzer durch und bewegen sich auf allen vieren im Einklang mit dem Besitzer zur Musik. Hundetanzen ist nichts anderes als eine Abwandlung von Agility. Es geht dabei vor allem um Bewegung und Lernspiele für den Hund. Würden Hunde zu viel auf den Hinterbeinen herumhüpfen, hätte das natürlich schon negative Folgen.
OÖN: Welche Sportarten sind noch empfehlenswert für Hunde?
Macherhammer: Eigentlich ist alles gut, was im langsamen Trab passiert und was die hinteren Beine trainiert. Angefangen von Schwimmen über Wandern bis zu Bergsteigen können Hunde alles machen, was auch uns Menschen fit hält. Wichtig ist, dass man sie langsam an größere Anstrengungen gewöhnt. Bewegung ist grundsätzlich für alle Hunde gut. Denn unterforderte Tiere entwickeln Verhaltensauffälligkeiten, werden ungehorsam, aggressiv, bellen viel oder beißen sich im Extremfall selbst in den Schwanz. (gul)