Lade Inhalte...
  • NEWSLETTER
  • ABO / EPAPER
  • Lade Login-Box ...
    Anmeldung
    Bitte E-Mail-Adresse eingeben
    Bitte geben Sie Ihre E-Mail-Adresse oder Ihren nachrichten.at Benutzernamen ein.

gemerkt
merken
teilen

Partnerschaft als große Herausforderung

Von Alexander Ritzinger, 19. April 2011, 00:04 Uhr

Zwischenmenschliche Partnerschaften zu erleben, ist eine ungemein spannende Entdeckungsreise. Oft sehr beglückend, aber auch dann und wann sturmgebeutelt.

Denn eine Partnerschaft ist eine sehr fragile Konstruktion. Die verbindende Harmonie ist zwar ein ersehntes, aber nicht immer reichlich gestreutes Gewürz. Nach der US-amerikanischen Ehetherapeutin Liberty Kovacs lassen sich sechs deutlich voneinander abgrenzbare Phasen einer (Ehe-)Partnerschaft unterscheiden.

Zunächst beginnt es mit einer Schwärmerei: Die Partner betrachten sich gegenseitig als nahezu ideal, sie sind bereit, sich auf den anderen ganz einzulassen, sie wollen die Wünsche des anderen erfüllen, die Sehnsucht nach Nähe, das sogenannte „Verliebtsein“, steht im Mittelpunkt.

In der zweiten Phase treten dann die Verschiedenheiten und Schwächen zu Tage. Die Partner kümmern sich wieder mehr um ihre eigenen Interessen, die Alltagspflichten und Gewohnheiten gewinnen mehr an Kraft. Bald kommt es zu ersten Enttäuschungen und Ernüchterungen. Das Glücksgefühl, im „siebten Himmel“ zu schweben, wird brüchig.

Darauf folgt der dritte Abschnitt: Einer versucht den anderen zu verändern, ihn nach seinen Erwartungen zu formen. Dabei kommt es zu Misstrauen und Schuldzuweisungen.

Nach Kovacs’ Modell folgt das so oft zitierte „verflixte siebente Jahr“. Dabei fühlen sich ein oder beide Partner eingeengt und verspüren den Drang, die Partnerschaft zu lösen.

Wenn sich diese Irritation auflösen lässt, kommt es zu einer Versöhnung, oder es werden Arrangements getroffen, Kompromisse eingegangen. Die Partner nähern sich wieder einander an, weil sie akzeptiert haben, dass der andere eben nicht zu 100 Prozent den eigenen Erwartungen entsprechen kann oder muss. Sie erkennen, dass eine Beziehung aus Geben und Nehmen besteht.

In der sechsten Phase finden beide Partner ein Gleichgewicht zwischen Nähe und Selbstständigkeit. Voraussetzung dafür ist ein Reifungsprozess, der einem zeigt, dass Krisen und Unzufriedenheit normale Begleiterscheinungen in einer Partnerschaft sind. Wichtig ist, dass sich jeder Partner weiterentwickeln kann, ja, das tun muss.

Diese Entwicklungsphasen sind in der Theorie leicht nachvollziehbar, in der Praxis aber schwer umzusetzen. Wenn wir die noch immer klassische Partnerschaft, also die Ehe, betrachten, geht es immer um eine Beziehung mit hohem Risikopotential. Mittlerweile werden rund 50 Prozent aller Ehen geschieden. Die Machtkämpfe und Schwächen reißen einen zu tiefen Graben auf.

Der Dichter Rainer Maria Rilke sagte einst: „Es fällt niemandem ein, von einem Einzelnen zu verlangen, dass er glücklich sei – heiratet aber einer, so ist man sehr erstaunt, wenn er es nicht ist!“ Jedenfalls ist eine Partnerschaft wie eine Pflanze, die gehegt und gepflegt werden muss. Diese so selbstverständlich klingende Erkenntnis gilt naturgemäß nicht nur für Ehebeziehungen, sondern auch für Freundschaften, die ja auch einen wichtigen Teil der Partnerschaften in unserem Leben einnehmen.

Ohne verlässliche Partnerschaften kann es für den Menschen kaum ein erfülltes Leben geben. Der Mensch als „soziales Wesen“ ist auf die Wertschätzung und die wärmende Nähe anderer angewiesen. Sich aus diesem Kreis zu entfernen oder ihn nie zu finden, hat letztlich selbstzerstörerische Konsequenzen.

Allerdings nicht für alle: Denken wir beispielsweise an Eremiten, die in der Abgeschiedenheit leben. Aber auch die leben mit einem Partner: ihrer Spiritualität und einer Erkenntnis, die sie über die Wirren der menschlichen Zeitläufe hinweg hebt.

Alle anderen dürfen mit den Kompromissen innerhalb einer Paarbeziehung leben.

 

Problem „Liebesheirat“

Zwar werden rund die Hälfte aller Ehen geschieden, das bedeutet aber nicht, dass der Wert einer funktionierenden Partnerschaft verloren gegangen wäre. Aus einer Publikation der Katholischen Aktion Österreichs geht hervor, dass mehr als 90 Prozent der Jugendlichen und jungen Erwachsenen Ehe oder Partnerschaft als ihr erstrangiges Lebensziel sehen.
Die Erwartungen an Ehe und Familie liegen äußerst hoch. Das zeigt sich als Problem, denn sie sollen emotionale Sicherheit garantieren und sinnstiftend sein. Das setzt das Prinzip der „Liebesheirat“ voraus. Beide Partner projizieren ihre gesamten Glückswünsche aufeinander. Diese großen Erwartungen können dann schnell in Resignation umschlagen.

 

„Zu Ende ist es erst , wenn man sich nicht mehr riechen kann“

Die Linzer Psychologin und Autorin Isabella Woldrich hält glückliche Partnerschaften für ein Gut, das zu einem erfüllten Leben gehört.
OÖN: Warum scheitern Partnerschaften?
Woldrich: Das hat natürlich viele Gründe. Einer davon ist eine gewisse Betriebsblindheit. Viele Menschen belügen sich selbst, sind nicht bereit auf Veränderungen einzugehen, bis das Auge bricht.
OÖN: Was sind die deutlichsten Anzeichen für eine schwere Krise in der Partnerschaft?
Woldrich: Wenn das gegenseitige Interesse aneinander nachlässt. Dabei geht es Humor, um Sex und Freundschaft.
OÖN: Wenn diese Gefühle nicht mehr vorhanden sind soll man sich trennen?
Woldrich: Ja und nein. Zuerst sollte man alles versuchen, eine Beziehung zu retten, auch mit Hilfe von Experten. Eine voreilige Trennung kann sehr viel Schmerz verursachen. Aber das Gute ist, dass man sich heutzutage trennen kann, wenn es keine andere Lösung gibt
OÖN: Wenn einer der Partner fremd geht, ist das dann das Ende?
Woldrich: Solange der andere dabei Schmerz fühlt, sind noch immer viele Gefühle füreinander vorhanden. Darauf kann man aufbauen.
OÖN: Das funktioniert aber nur bis zu einer bestimmten Grenze.
Woldrich: Natürlich. Wenn man sich im wahrsten Sinn des Wortes nicht mehr riechen kann, dann ist es vorbei.
OÖN: Ist Partnerschaft ein Luxus?
Woldrich: Nein, die soll Teil einer erfüllten Lebens sein. Wir alle benötigen Partnerschaften und den damit verbundenen Zusammenhalt. Es gibt allerdings auch die Form einer lockeren Beziehung, die beiden Partnern viele Freiräume lässt, aber das muss jeder für sich entscheiden.

mehr aus Einfach leben

Gummihüpfen statt Gameboy spielen

Die große Sehnsucht nach der Stille

Besser leben mit Manieren und Respekt

Marsch-Erleichterung auf dem Weg durchs Leben

Lädt

info Mit dem Klick auf das Icon fügen Sie das Schlagwort zu Ihren Themen hinzu.

info Mit dem Klick auf das Icon öffnen Sie Ihre "meine Themen" Seite. Sie haben von 15 Schlagworten gespeichert und müssten Schlagworte entfernen.

info Mit dem Klick auf das Icon entfernen Sie das Schlagwort aus Ihren Themen.

Fügen Sie das Thema zu Ihren Themen hinzu.

1  Kommentar
1  Kommentar
Die Kommentarfunktion steht von 22 bis 6 Uhr nicht zur Verfügung.
Neueste zuerst Älteste zuerst Beste Bewertung
( Kommentare)
am 19.04.2011 09:46

...und die "spannende Entdeckungsreise" endet mit Totalabsturz.
Die Gefallenen sind psychisch traumatisiert und wirtschaftlich erledigt. Hauptleidtragende sind ihre Kinder!

lädt ...
melden
Aktuelle Meldungen