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Warum muss immer zuerst etwas passieren?

Von Anneliese Edlinger, 04. März 2020, 00:04 Uhr
Warum muss immer zuerst etwas passieren?
Maria Navarro-Frischenschlager Bild: Weihbold

Die Linzer Anwältin Maria Navarro-Frischenschlager engagiert sich gegen Gewalt und Missbrauch. Wie sie eine Gewalterfahrung verändert hat und warum sie sich bis heute engagiert, erzählt Navarro beim OÖN-Frauentag.

Die Tat liegt 25 Jahre zurück, und trotzdem fällt es Maria Navarro-Frischenschlager bis heute nicht leicht, darüber zu sprechen. Es war eine sehr schlimme Gewalterfahrung, die die damals knapp 30-jährige Rechtsanwaltskonzipientin am 10. März 1995 im Bezirksgericht Urfahr erleben musste.

Der 64-jährige Rudolf Kehrer, den Navarro-Frischenschlager damals vertreten hatte, ging nach der Urteilsverkündung zur Garderobe, holte aus seinem Mantel eine Pistole und erschoss fünf Menschen. Der Grund: Der Richter hatte in einem Nachbarschaftsstreit nicht so entschieden, wie Kehrer das wollte.

Navarro-Frischenschlager bekam den Amoklauf aus nächster Nähe mit, wurde angeschossen und schwer verletzt. „Er schoss mir ins Knie, ich habe viel Blut verloren und bin bis heute zu 20 Prozent invalid“, sagt die auf Familienrecht spezialisierte Anwältin, die in der Linzer Innenstadt mit ihrem Gatten Aldo eine Kanzlei betreibt.

Wie hat die Tat ihr Leben verändert? Wie kann man verarbeiten, wenn neben einem Menschen getötet werden? Die zweifache Mutter hat es geschafft, indem sie sich intensiv mit dem Thema Gewalt auseinandergesetzt und für Opfer engagiert hat. Sie gründete den Verein „Waffen weg“ und kämpfte mehr als ein Jahrzehnt für das Verbot von Waffen in privaten Haushalten. „Der Fall hat damals viel Aufsehen erregt. Das habe ich genutzt, um etwas zu erreichen.“ Sie gab Interviews, ging in Fernseh-Talks und wurde nicht müde zu betonen, wovon sie bis heute überzeugt ist: „Waffen in privaten Haushalten fügen nur Schaden zu. Es gibt kaum Ereignisse, wo eine Waffe nachweislich genützt hat, aber unzählige Vorfälle, wo es zu Verletzungen und Tötungen kam.“ Der damalige Innenminister Karl Schlögl nahm das Anliegen auf, ein neues Gesetz wurde vorbereitet. In Kraft trat es nie, „weil dann Schwarz-Blau gekommen ist.“

Das Engagement ging weiter. Die zweifache Mutter brachte sich ehrenamtlich im Gewaltschutzzentrum und im privaten Verein Pia ein, der Beratung, Therapie und Prävention bei sexueller Gewalt bietet. „Warum muss es private Vereine wie Pia geben, die Präventionsseminare in Schulen machen? Warum macht das nicht die öffentliche Hand?“, sagt die Anwältin. Dass Fragen wie diese gesellschaftspolitisch diskutiert werden, ist ihr ein Anliegen.

Die Juristin ist überzeugt: „Engagement zahlt sich aus. Auch wenn ich ein Gesetz nicht ändern kann: Ich kann Menschen erreichen und vielleicht deren Bewusstsein verändern.“ Eine Gesellschaft sei dann gesund und stark, wenn sie sich mit einem Thema wie Gewalt „als Ganzes auseinandersetzt. Wenn jemand, der Zeuge eines Übergriffs wird, dann vielleicht aufsteht und sagt: Das geht zu weit.“ Dann sei viel erreicht. Apropos erreicht: Eine wichtige Veränderung hat der Amoklauf im Bezirksgericht gebracht. Seither gibt es Eingangskontrollen an Österreichs Gerichten, bei denen wiederholt auch Waffen abgenommen werden. Nur eine Frage bleibt: Warum muss immer zuerst etwas passieren, bevor es Verbesserungen gibt?

OÖN-Frauentag

Wie sie die Gewalterfahrung verändert hat und warum sie sich bis heute engagiert, erzählt Navarro beim OÖN-Frauentag am 6. März in den Linzer Promenaden Galerien.

Mehr Informationen auf frauenzeit.nachrichten.at.

 

 

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Autorin
Anneliese Edlinger
Leitende Redakteurin
Anneliese Edlinger

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