Bootsverleiher arbeitet dort, wo andere Urlaub machen

„Die nächsten drei, vier Stunden hält das Wetter auf jeden Fall“, sagt Huber nach seinem prüfenden Blick gegen den Himmel. Der 23-jährige Bootsverleiher verlässt sich lieber auf seine eigene Wetterbeobachtung als auf Prognosen der Meteorologen.

Und sein Geschäft ist wie kaum ein zweites vom Wetter abhängig. Der gelernte Bootsbauer ist Herr über 28 Elektro- und drei Tretboote sowie ein Segelboot. Jeden Tag bringt er die Flotte vom Bootshaus bei der Marina zur Esplanade, wo Freizeitkapitäne ab acht Euro ein Boot für eine halbstündige Spritztour ausleihen können. In dieser Zeit ist eine Runde in der Gmundner Bucht von der Esplanade über Schloss Ort zum Gasthaus Grünberg und retour möglich. Eine große Seerundfahrt bis zum 13 Kilometer entfernten Ebensee hingegen dauert etwa vier Stunden.

Eine Irrfahrt wie beim fliegenden Holländer hat es am Traunsee noch nie gegeben, versichert Huber. „Bei uns ist noch jeder gut und glücklich zurückgekommen.“ Hin und wieder könne es allerdings vorkommen, dass Ausflügler auf dem See von einem rasant aufziehenden Gewitter überrascht werden. Dann schleppt der Bootsverleiher die Kunden mit seiner Motorzille an die Esplanade.

Das Geschäft der Bootsverleiher gibt es in der Traunseestadt seit der Kaiserzeit. In der Hochblüte hat es zehn Verleiher gegeben, heute sind es nur noch zwei. „Den Bootsverleih Oberleitner hat mein Vater vor dem Krieg gegründet“, schildert Walter Oberleitner (64), der zwar in Pension ist und den Betrieb verpachtet hat, aber dennoch „mit Leib und Seele“ mitarbeitet, „weil’s so schön ist“.

In der Saison steht Huber jeden Tag von 9 bis 20 Uhr an der Esplanade. „Es gibt keinen Ruhetag und keine Mittagspause.“ Dennoch hat er es nie bereut, den Betrieb fortzuführen. „Ein Kunde hat einmal zu mir gesagt, er möchte so schön Urlaub machen wie ich arbeiten kann.“