Charlotte-Taitl-Haus: Gedenken mit Hilfe neuer Technologien
Im 2017 eröffneten Lern- und Gedenkort in Ried werden Zeitgeschichte und historische Dokumentation digital aufbereitet
RIED. Multimedial aufbereitete Zeitgeschichte erwartet die Besucher des Charlotte Taitl-Hauses in Ried. Der dortige Lern- und Gedenkort bietet umfassende Informationen zu einem besonderen Kapitel der Geschichte und widmet sich dem Gedenken an die 196 Opfer des Nationalsozialismus in Ried.
Das Charlotte Taitl-Haus am Roßmarkt (benannt nach einer Riederin, die als Jüdin wegen ihres Umganges mit "Deutschblütigen" nach Auschwitz deportiert und dort umgebracht wurde) wird als Außenstelle des Museums Innviertler Volkskundehaus geführt. 2017 wurde die Dokumentationsstätte eröffnet. Der Besuch wird zur digitalen Zeitreise. Denn dort werden die 196 Opfer der Nazizeit aus Ried und Umgebung dokumentiert. Die Einzelschicksale von 26 Opfern werden akribisch aufbereitet dargestellt. Auf Stelen sind Porträts der Opfer und ihre Geschichte abgebildet. "Zitate und Fotos aus dem Leben dieser Menschen vermitteln einen Eindruck vom Wesen dieser Menschen und deren Situation", sagt Museums- und Kulturamtsleiterin Sieglinde Frohmann.
Wichtige Recherchearbeit
Das Bildungs- und Informationsangebot ist in erster Linie an Schulen gerichtet. "Ein Anstoß für die Errichtung des Lern- und Gedenkortes ist auch von einer Schülergruppe gekommen", sagt Sieglinde Frohmann in einem früheren Interview mit der Rieder Volkszeitung. Dass der Lern- und Gedenkort zustandegekommen ist, ist auch dem Rieder Zeitgeschichtler Gottfried Gansinger zu verdanken, der im Zuge der Arbeiten für sein Buch ("Nationalsozialismus im Bezirk Ried") eine wichtige Vorarbeit geleistet und die Grundlage gesetzt hat. Die digitale Aufbereitung ist absolut zeitgemäß: Thematische Infos, eine historische Zeitleiste mit Schwerpunkt Bezirk Ried sowie Audio-Beiträge von Rieder Zeitzeugen ergänzen die Informationen, die Daten sind zudem als Kurz-Information an einem PC abrufbar. Mit der Leicht-Lernen-App "capito" können leicht verständliche Informationen auch am Smartphone abgelesen werden.
Sämtliche Informationsstellen im Lern- und Gedenkort sind mit akustischen, leicht lesbaren Erläuterungen versehen, diese sind auch in Brailleschrift (Blindenschrift) angebracht, und sogar Videos in Gebärdensprache sind an einzelnen Stationen abrufbar. Die Öffnungszeiten sind mit jenen der Stadtbücherei gekoppelt.