Das Stodertal fand am Wochenende die Ideallinie
HINTERSTODER. Mehr als 21.000 Fans feierten beim Ski-Weltcup in Hinterstoder ein Volksfest.
Der Fasching ist noch nicht vorbei. Zumindest wirkt das so, wenn Kornelia Hamberger im farbenfrohen Kostüm über die Tribüne hüpft. Dann wird geklatscht, getrommelt, gepfiffen und gesungen. Immer aus voller Kraft, aber besonders laut, wenn ein Österreicher im Ziel abschwingt. 54 Mitglieder des Bad Haller Carnevalclubs (BHCC) kamen gestern ins Stodertal, trugen rot-weiß-rote Fahnen auf den Wangen und begleiteten die alpine Kombination mit Pauken und Trompeten.
Mit der "Gugga-Musi" ging die Narrenzeit in die Verlängerung. Da war es auch egal, dass diesmal kein Österreicher aufs Stockerl fuhr. Denn narrisch waren nach dem Super-G-Sieg von Vincent Kriechmayr im Stodertal ohnehin schon alle. "Wir wissen hier alle genau, was wir an Hinterstoder haben", sagt BHCC-Choreografin Hamberger. Denn ohne das kleine Gebirgsdorf würde der Ski-Weltcup einen großen Bogen um Oberösterreich machen.
Er kam, sah und siegte
So aber kamen sie alle. Mehr als 21.300 waren es am Wochenende. Aus Niederösterreich, wo Stefan Lebinger und seine Freunde am Samstag im Waldviertler Ort Ullrichs in den Bus gestiegen waren: "Das hier ist ein richtiger Ausnahmezustand!" Oder Lisa Ofensberger, die aus Mattighofen angereist war: "Es ist beeindruckend, was die hier auf die Beine gestellt haben."
Und natürlich jene knapp 300 Fans aus Gramastetten, die mit ihren blauen Hauben auf einem eigenen Teil der Tribüne Platz nehmen durften. Mit vier Bussen war der Fanclub "Veni-Vidi-Vinc" ins Stodertal gereist. Und sie konnten sich lange nicht sicher sein, ob Kriechmayr auch tatsächlich kam, sah und siegte. Weder Martin Schöllhammer, der mit seinem zum Dirigentenstab umfunktionierten Wanderstock den Takt vorgab, noch die 60 Musiker aus Gramastetten, Lichtenberg und vom Pöstlingberg. Denn als nach Vincent Kriechmayrs Fahrt über die Hannes-Trinkl-Piste die "Eins" aufschien, hatte noch kein anderer im weichen Schnee hinter der Ziellinie abgeschwungen.
Bildergalerie: Heimsieg! So feierten Kriechmayrs Fans in Hinterstoder
Galerie ansehenDas "Vinc-Palast-Trio" ertönte trotzdem so laut, als wäre das Rennen schon beendet. Es war eine von vielen Eigenkompositionen, die sich die Musiker – sie hatten sich zur "Vinc-Musi" zusammengeschlossen – einfallen hatten lassen. Nur ganz kurz wurde es noch einmal still: als die Zwischenzeit des Schweizers Mauro Caviezel auf der Leinwand im Zielbereich falsch angezeigt wurde. "So viel Vorsprung, gibt’s doch nicht!", war sich die Fantribüne einig. Gab es wirklich nicht. 0,05 Sekunden lag der Eidgenosse schließlich hinter Kriechmayr. Und als Matthias Mayer von der "Vinc-Musi" mit "Immer wieder, immer wieder, immer wieder Österreich" ins Ziel begleitet wurde und dort 0,08 Sekunden hinter Kriechmayrs Zeit ankam, war für viele auf der Tribüne klar: "So, und jetzt hat er’s gwunna."
Ein Ort hält fest zusammen
Wirklich sicher war Kriechmayrs Sieg spätestens, als der Kärntner Otmar Striedinger mit Startnummer 50 ins Rennen ging – und es leider vorzeitig beenden musste. Die "Vinc-Musi" stimmte Queens Klassiker "We are the Champions" an, und Vincent winkte lachend herauf. Zufrieden stieß Onkel Martin Schöllhammer seinen Stab in die Luft.
Doch was hatte diese in gelbe Alufolie eingewickelte Kugel mit der Haube auf dem Kopf eigentlich zu bedeuten? "Das ist die Sonne. Sie scheint für den Vincent überall", sagt er. Und hier in Hinterstoder strahlte sie besonders hell. Die Siegerehrung im Ortskern wurde zu einem wahren Volksfest.
Bildergalerie: Vincent Kriechmayr gewinnt Super-G in Hinterstoder
Galerie ansehenDieses Volksfest hatten die zahlreichen Helfer auf und neben der Piste garantiert. Alle Räder griffen am Wochenende ineinander, der ganze Ort hielt fest zusammen. Auch Michael Heinrich, Wirt des Prielschutzhauses, hatte seinen wohlverdienten Urlaub unterbrochen, um zu helfen. Gemeinsam mit den Mitarbeitern der "Fleischerei" in Hinterstoder betreute der Luftenberger einen Stand im Zielgelände. "Mir geht’s gut. Wie kann’s auch anders sein, bei diesem Wetter?", sprach er damit das aus, was sich viele in der Nacht gewünscht hatten: endlich keine Turbulenzen mehr. Der zweite Anlauf, nach der Absage am Freitag, war geglückt.
Mit dem heutigen Riesentorlauf geht die große Party im Stodertal in die Verlängerung. Und dann kann es nach einer längeren Verschnaufpause wieder heißen: "Auf Wiedersehen beim Weltcup!"
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Schönes Sportevent! Leider werden sich sehr viele mit dem Corona Virus angesteckt haben! Sportbegeisterte aus aller Herren Länder waren im Stodertal! Zu verantworten hat das der Landeshauptmann! Wirtschaftliche Interessen gehen vor Gesundheit des Volkes! Schade für so eine Haltung! SCHADE! Der Schaden wird groß sein!
Sie sind ein seltsamer Mensch
Ein ganz große Gratulation an die Veranstalter.
Der Wermutstropfen erscheint für mich dass die Werbung großer internationaler Konzerne vollkommen fehlte.
Damit war es eine lokale Veranstaltung für Oberösterreich.
Eigentlich schade doch die Welt kennt Hinterstoder nicht somit wird es weiterhin ein verschlafenes Dorf in einem Gebirgstal bleiben. Mich freut es dass es so bleibt, die Einheimischen wahrscheinlich weniger.