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Wenn das nicht bitter ist

Von Bernhard Lichtenberger, 25. August 2018, 04:37 Uhr
Wenn das nicht bitter ist
Die Hopfenpflanzen klettern sieben Meter in die Höhe. Bild: Alexander Schwarzl

Das Mühlviertel ist die Hochburg der österreichischen Hopfenbauern. Die Frucht ihrer Arbeit verleiht dem Bier die Seele.

Zart mutet sie an, in den kräftigen, nach zupackendem Fleiß aussehenden Händen von Josef Reiter. Mit den Fingern bricht der 61-Jährige den hellgrünen Körper der Dolde auf, reibt an deren Hälften und versenkt schnuppernd die Nase darin. Der prüfende Blick folgt der Pflanze, die sich im Uhrzeigersinn dem wolkenlosen Mühlviertler Himmel entgegen reckt. "Schau ma, wia da Hopfn wird heuer", sagt Reiter.

Seit acht Jahren steht der Landwirt aus St. Peter am Wimberg der Hopfenbaugenossenschaft in Neufelden als Obmann vor. 43 Hopfenbauern, 37 aus dem Mühlviertel und sechs aus dem Waldviertel, ziehen darin an einem Strang. Dass Reiter seine Berufung unter die Haut geht, entblößt sein linker Unterarm. Drei prächtige Dolden hat die Nadel eines Tätowierers vor rund einem Monat darauf verewigt. "Das hab’ ich bei einem in Deutschland gesehen und gesagt, das muss ich auch haben", sagt er. An diesem Nachmittag Mitte August führt er eine Kenner-Karawane zu ausgesuchten Hopfenfeldern.

Das Gold im Hopfen

Johann Jäger zieht es in die schmale Gasse, an deren Rändern die Ranken zwischen den Hopfenstangen Spalier stehen. Er beugt sich über eine Frucht, die er behutsam geöffnet hat. Gelbe Punkte leuchten wie Goldblättchen hervor. "Lupulin", sagt der Linzer. Er ist bei der Brau Union für den Rohstoffeinkauf zuständig. "Lupulin verleiht dem Bier die Bittere. Je mehr Lupulin im Hopfen ist, desto wertvoller ist er für den Brauer", erklärt der Experte. Mit der Männlichkeit haben die Hopfenbauern übrigens gar nichts am Hut. Sie kultivieren nur die weiblichen Pflanzen. Die Manderl werden ausgerissen. Deren Dolden enthalten Samen und diese wieder Öle, von denen der Bierbrauer nichts wissen will.

Der Anbau des Hopfens hat im Mühlviertel Tradition. Ein Wilheringer Urbar erwähnte ihn im Jahr 1206 zum ersten Mal. Um 1880 machte sich das Hanfgewächs auf rund 1000 Hektar breit. 1939 ordnete ein Berliner Reichserlass an, die letzten verbliebenen 32 Hektar zu roden. Heute ist das Mühlviertel mit 146 Hektar wieder Österreichs Hopfen-Hochburg. Im Waldviertel werden 14 Hektar bepflanzt, im steirischen Leutschach 90 Hektar. 13 Sorten gedeihen im oberösterreichischen Granitland, davon elf Aroma- und zwei Bittersorten, die klingende Namen wie Golding, Aurora, Saphir, Cascade, Comet oder Taurus tragen.

Josef Reiter nimmt einen aromareichen Saphir in Augenschein, der in sandigem Boden wurzelt. "Der hat heuer schöne große Dolden. Der will den September sehen", sagt er. Damit meint er den idealen Zeitpunkt für die Ernte. Dann kommt die Maschine in Gang, welche die rund sieben Meter hohe Pflanze und den Draht, der ihr zum Aufstieg verholfen hat, abreißt. Den Rest, das Trennen der Dolden, besorgt die Pflückmaschine. Gleich darauf muss die Frucht auf zehn bis elf Prozent Feuchtigkeit getrocknet werden.

Der Hopf ist ein Tropf

"Das Trocknen", sagt Reiter, "ist Chefsache. Da kommt es auf Fingerspitzengefühl und Erfahrung an. Schließlich heißt es ja: Der Hopf ist ein Tropf. Er will jeden Tag seinen Herrn sehen." Zwischen 250 und 270 Tonnen Rohware, zu Ballen gepresst, bringt die Genossenschaft jährlich an die Brauer. Die Brau Union, die seit 2003 zum Heineken-Konzern gehört, nimmt fast die Hälfte ab. Das Kilogramm wird zwischen sechs und neun Euro gehandelt. "Das Malz bringt den Körper ins Bier, der Hopfen die Seele", sagt Johann Jäger, der sich Anfang Oktober mit vier Braumeistern und zwei Hopfenbauern an die Bonitierung machen wird. Dabei wird die Güte der Ernte festgestellt. Natürlich erhoffen sich alle 100 Prozent erste Qualität.

Trockenheit und Hitze sind dieses Jahr nicht spurlos am Hopfen vorübergegangen. "Mehr als 30 Grad sind jedenfalls nicht förderlich", sagt Nikolaus Starlinger, Hopfenbauer aus Haslach. "Der Hopfen stellt dann den Wuchs ein, Spinnmilben vermehren sich. Dafür war die Laus heuer kein Thema." Johann Jäger sieht trotzdem keinen Grund zum Jammern: "Summa summarum schaut es positiv aus."

Auch Josef Reiter ist zuversichtlich. Nach der Begehung wird angestoßen. Natürlich mit Bier. "Zum Wohl, auf a guade Ernte!"

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7  Kommentare
7  Kommentare
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( Kommentare)
am 25.08.2018 15:58

Aufgeschnittene Hopfendolde

Das Gelbe ist das Lupulin

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Tailtwister (498 Kommentare)
am 25.08.2018 15:08

https://www.ederbraeu.at/brauerei-biere/

Neue Biere braucht das Land !

Interview mit der Hopfenbäuerin aus dem Jahr 2013:

https://www.dropbox.com/s/z2fzctl70qpzcue/08%20BierBuschenSchank_Eder_Braeu.wav?dl=0

https://www.dropbox.com/s/d2tnf38klh5zv7u/09%20Antwort_zu_08.wav?dl=0

https://www.dropbox.com/s/6qmcjp2rnxqi3eh/13%20Hobbybrauer_Antwort.wav?dl=0

https://www.dropbox.com/s/ruactp91ahkjiax/15%20Hofpenernte_Frage.wav?dl=0

https://www.dropbox.com/s/adv6x0zyk3p7el3/16%20Hopfenernte_Antwort.wav?dl=0

https://www.dropbox.com/s/zrxkw2562aw0l6l/21%20BierBuschenSchank_Top_Bier_Lokal.wav?dl=0

https://www.dropbox.com/s/42rp3tz6v6vkdkx/22%20BierBuschenschank_Top_Bierlokal_Antwort.wav?dl=0

https://www.dropbox.com/s/yx9mbleizi9hi4g/25%20Verleih_e_Bike.wav?dl=0

https://www.dropbox.com/s/cc4mhvc63sbhfls/26%20VerLeih_e_Bike_Antwort.wav?dl=0

https://www.dropbox.com/s/wfah68q3e5l6h87/32%20Topografie_Antwort_1.wav?dl=0

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Tailtwister (498 Kommentare)
am 25.08.2018 15:15

https://www.dropbox.com/s/ulgyme0gl1eueyg/33%20Topografie_Antwort_2.mp3?dl=0

https://www.dropbox.com/s/rm5z269dyg0wp0k/35%20Hopfen_Info_1.wav?dl=0

https://www.dropbox.com/s/ncushl8leypfdy3/36%20Hopfen_Info_2.wav?dl=0

Interview 2013 mit Alexander Jäger, Prof. an der FH Wels und Experte für Biotechnologie http://research.fh-ooe.at/staff/1391

https://www.dropbox.com/s/xyuf7fykwgrarg1/38%20Bier%20selbst%20herstellen.wav?dl=0

https://www.dropbox.com/s/q4yxq4dp29hfdp8/40%20Bier%20Biotechnik%201.wav?dl=0

https://www.dropbox.com/s/9umnm8n1u0l2t9q/42%20Bier%20Biotechnik%202.wav?dl=0

https://www.dropbox.com/s/jryuv14a6icy85f/44%20Bier%20Vorschriften.wav?dl=0

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Harbachoed-Karl (17.883 Kommentare)
am 25.08.2018 08:40

Ich stelle mir vor, dass die Leute durch das heurige Jahr auch klimamässig aufgewacht sind, vielleicht noch nicht ganz?

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am 25.08.2018 10:22

Nö, dazu müsste wohl erst die Hopfenernte ausfallen und somit ein Bier-Mangel herrschte.
Die Glyphosphat-Kritik erreichte auch erst ihren Höhepunkt, als verlautet wurde, dass man (geringe Dosen) im Bier gefunden hätte...

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am 25.08.2018 12:58

Glyphosphat war nie im Hopfen, es wurde nur in Deutschland, in einigen Braugersten nachgewiesen, weil verbotener Weise kurz vor der Ernte noch einmal gespritzt wurde.

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am 25.08.2018 15:45

passivlesender_EX-Poster,
Hopfen gehört zur Gruppe der Zweikeimblättrigen (Rosopsida) und wird daher vom Unkrautvernichtungsmittel Glyphosat als Unkraut angesehen und vernichtet. Gerste (Malz) ist jedoch in der Gruppe der Einkeimblättrigen und wird daher von Glyphosat nicht vernichtet.

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