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Prozess: Schlecker-Gründer weist Bankrott-Absicht zurück

Von OÖN, 07. März 2017, 00:04 Uhr
Prozess: Schlecker-Gründer weist Bankrott-Absicht zurück
(Symbolbild) Bild: dpa/Martin Gerten

STUTTGART. Verfahren gegen Familie Schlecker hat begonnen und wird bis in den Herbst dauern.

Aschfahl sitzt Anton Schlecker auf der Anklagebank im Saal 18 des Stuttgarter Landgerichts. Sein Gesicht zeigt kaum eine Regung, gelegentlich spielt er mit seinem goldenen Ehering. Schlecker bleibt stumm.

Sein Verteidiger Norbert Scharf dagegen spricht: Der ehemalige Drogeriemarkt-König hat die drohende Pleite seines Unternehmens bis zuletzt nicht wahrhaben wollen. Der Anwalt wies am Montag zu Prozessbeginn vor dem Landgericht Stuttgart den Vorwurf des betrügerischen Bankrotts zurück: "Die Insolvenz seiner Kette war für ihn schlicht nicht vorstellbar. Die Firma war sein Lebenswerk – und blieb es bis zuletzt."

Vorwürfe in 36 Fällen

Die Staatsanwaltschaft wirft dem heute 72-Jährigen vorsätzlichen Bankrott vor. In 36 Fällen soll er Vermögenswerte in Millionenhöhe zur Seite geschafft haben. Das Geld sei seinen Kindern zugute gekommen. In ihrer Anklageschrift kommt die Staatsanwaltschaft auf eine Summe von mehr als 20 Millionen Euro. Außerdem soll Schlecker falsche Angaben in den Bilanzen des Drogerie-Diskonters gemacht haben.

Die einst größte deutsche Drogeriekette habe seit 2004 nur noch in einem Jahr – 2006 – operativ Gewinne geschrieben, sagte Staatsanwalt Thomas Böttger. Spätestens 2009 habe Schlecker gewusst, dass seinem Unternehmen der Zusammenbruch drohte. Da habe es keine Aussicht mehr gegeben, mittelfristig in die Gewinnzone zurückzukehren. Schlecker habe zu diesem Zeitpunkt weder nennenswertes Vermögen gehabt, um die Dauer-Verluste auszugleichen, noch Aussicht auf Kredite. Dass er die Insolvenz vermeiden wollte, stehe nicht im Widerspruch zur Anklage, betonte der Staatsanwalt. Schlecker haftete als "eingetragener Kaufmann" allein für den Konzern aus Ehingen bei Ulm.

Schlecker-Verteidiger Scharf kritisierte die Anklage: Jeder dürfe Schenkungen vornehmen und Kosten übernehmen. "Nach der Ratio der Anklage darf ihm nur eines nicht passieren: Später in die Insolvenz gehen." Er monierte außerdem, dass vorab Einzelheiten an die Öffentlichkeit gelangt waren. "Der Sachverhalt, um den es geht, ist komplex und verschließt sich einer einfachen und schnellen Beurteilung", sagte Scharf.

Auf betrügerischen Bankrott steht eine Freiheitsstrafe von sechs Monaten bis zu zehn Jahren. Lars und Meike Schlecker sowie ihre Mutter Christina sind unter anderem wegen Beihilfe zum Bankrott angeklagt. Die Anklage umfasst daneben Insolvenzverschleppung, Untreue und eine falsche eidesstattliche Versicherung vor dem Insolvenzrichter. Auch zwei Wirtschaftsprüfer von EY (Ernst & Young), die falsche Bilanzen von Schlecker abgesegnet haben sollen, stehen vor Gericht. Bei der Pleite haben mehr als 23.000 meist weibliche Mitarbeiter ihre Arbeit verloren. Die Gläubiger blieben auf mehr als einer Milliarde Euro Forderungen sitzen.

Schlecker soll jahrelang Millionen auf die Logistik-Gesellschaft LDG umgeleitet haben. Diese belieferte die Filialen mit Waren aus dem Zentrallager und gehörte nicht zum Konzern, sondern Schleckers Kindern Lars und Meike. Die Staatsanwaltschaft glaubt, dass Schlecker "zum Wohle seiner Kinder" bewusst überhöhte Preise an die LDG gezahlt und sein Unternehmen damit geschädigt hat.

Das Verfahren dürfte sich mindestens bis in den Herbst ziehen. Alle Angeklagten wiesen die Anklage zunächst pauschal zurück.

Millionen-Klage gegen die Schleckers auch in Österreich eingebracht
2013 ging das Geld aus. Bild: (uru)

Millionen-Klage gegen die Schleckers auch in Österreich eingebracht

Den Vorwurf, kreativ Millionen verschoben zu haben, gibt es gegen die Familie Schlecker auch aus Österreich. Die lange gut laufende Österreich-Tochter soll Gewinne in Form von Darlehen an die Mutter abgeführt haben.

So seien „gesetzwidrig und schuldhaft existenzbedrohende Kredite“ gewährt worden, ohne dass diese je zurückbezahlt werden konnten. Deshalb hat der Masseverwalter der österreichischen Schlecker-Nachfolge-Gesellschaft dayli, Rudolf Mitterlehner, im Jänner eine zivilrechtliche Klage gegen Christa Schlecker und ihre Kinder Lars und Meike beim Landesgericht Linz eingebracht. Um einen Schaden von bis zu 172 Millionen Euro soll es dabei gehen, bestätigt Masseverwalter Mitterlehner. In der Klage geht es vorerst um 20 Millionen Euro. „Wir stehen noch ganz am Anfang“, sagt Mitterlehner.

Wegen des gleichen Verdachts hat Mitterlehner im Jahr 2016 eine Strafanzeige in Stuttgart eingebracht. In den Jahren vor der Insolvenz seien „sehr hohe Summen“ von Schlecker Österreich nach Deutschland abgeflossen.
Im dayli-Insolvenzverfahren ist laut Mitterlehner vorerst „kein Ende abzusehen“. Im April kommt es zu einer Ausschüttung einer ersten Teilquote an die Gläubiger. Zehn Prozent der anerkannten Forderungen von gut 100 Millionen gehen an die Kreditgeber.

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4  Kommentare
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mitreden (28.669 Kommentare)
am 07.03.2017 08:43

Schlecker hatte sich ein Beispiel an so manchen Politikern genommen.
Schnell noch nicht unbeträchtliche Summen auf die Seite schaffen, bevor die Unausweichlichkeit der Pleite da ist.
Moralisch unter jeder Kritik - auf Kosten der Arbeitnehmer und Lieferanten.
Pfui Teufel!

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Biobauer (6.035 Kommentare)
am 07.03.2017 08:54

Mein lieber mitreden, wieviele Arbeitsplätze haben sie schon geschaffen, wieviele Löhne haben sie schon ausbezahlt?
Herr Schlecker hat über Jahrzehnte sehr viel Löhne bezahlt, Mieten bezahlt und Arbeitsplätze für Frauen geschaffen die sonst nie eine Arbeit bekommen hätten.

Das sein Konzept in die Hose gegangen ist, das ist Risiko von jedem Unternehmen.
Wenn er wie Heute so viele sein Strauß Unternehmen am Höhepunkt an der Börse verkauft hätte wer er der große Held gewesen.

Er hat immer als Kaufmann mit seinem ganzen Privatvermögen gehaftet und anscheinend in den guten Zeiten nichts herausgenommen.
Die Panikreaktionen zum Schluss sind zwar nicht Gesetzeskonform aber menschlich nachvollziehbar.

Ein Pfuiteufel hat ein Mensch der soviel bewegt hat mit Sicherheit nicht verdient.

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mitreden (28.669 Kommentare)
am 07.03.2017 09:16

Sehen Sie, Herr Biobauer, und das ist der große Unterschied.
Ich hatte nie mit meiner Firma auf Risiko - auf Kosten meiner Arbeiter - gesetzt.
Ich habe halt keine Millionen verdient oder gar auf die Seite geschafft, dafür meine Leute bestens bezahlt. Und keiner murrte, wenn wir - auch ich - während der Saison (kein Gastgewerbe, sondern schwere, körperliche Tätigkeit) oft bis zu 16 Stunden am Tag arbeiteten. Im Gegenteil.
Und nach dem Verkauf meiner Firma gab es keinen Euro, den ich irgendwem schuldig war.
Deshalb bleibe ich bei meiner Aussage.

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aeck (2.060 Kommentare)
am 07.03.2017 09:30

Und dass du deine Mitarbeiter gesetzeswidrig ausgebeutet hast findest du voll ok?

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