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Jens Harzer erhält den Iffland-Ring, den Schmuck des würdigsten Schauspielers

Von Peter Grubmüller, 23. März 2019, 00:04 Uhr
Jens Harzer erhält den Iffland-Ring, den Schmuck des würdigsten Schauspielers
Das Iffland-Ring-Testament von Bruno Ganz Bild: APA

Eine Auszeichnung, die vor Legenden, Gerüchten und Mystik nur so strotzt.

Josef Meinrad soll geweint haben, als ihm 1959 von Werner Krauß der Iffland-Ring für den "würdigsten Schauspieler deutscher Zunge" vermacht wurde. Krauß hatte diesen 46-Jährigen allen lauernden Bühnen-Titanen wie Gustaf Gründgens, Ewald Balser, Ernst Deutsch oder Will Quadflieg vorgezogen. Sogar Oskar Werner schaute durch die weiterhin unberingten Finger, obwohl sich der als Oskar Josef Bschließmayer zur Welt gekommene Bühnen- und Filmstar nur wegen Werner Krauß in Oskar Werner umbenannt hatte.

Meinrad vermachte den Iffland-Ring 1996 testamentarisch an Bruno Ganz. Seit gestern steht fest, dass der am 15. Februar im Alter von 77 Jahren an einer Krebserkrankung gestorbene Schweizer die mystische Auszeichnung auf Lebenszeit "für den bedeutendsten Bühnenkünstler des deutschsprachigen Theaters" an den deutschen Schauspieler Jens Harzer weitergereicht hat.

Der 47-Jährige, der unter anderem bei den Salzburger Festspielen 2001 bis 2004 als "Tod" im "Jedermann", 2011 in der Uraufführung von Peter Handkes "Immer noch Sturm" und erst im vergangenen Sommer als Achilles in "Penthesilea" brillierte, ist seit 2009 Ensemble-Mitglied des Thalia Theaters in Hamburg.

Freund von Goethe und Schiller

Erst über die Jahre wurde der Ring wieder zum strahlenden Schmuck für Schauspiel-Glanz poliert. Die einstige Vergabe an Krauß hatte die Ehrung ins Gerede gebracht. Doch beginnen wir mit dem Ring-Stifter: August Wilhelm Iffland (1759–1814) war ein Zeitgenosse von Friedrich Schiller und Johann Wolfgang von Goethe, mit beiden arbeitete er zusammen. In der Uraufführung von Schillers "Räuber" (Nationaltheater Mannheim, 1782) spielte er Franz Moor und war dann Intendant des Königlichen Hoftheaters am Berliner Gendarmenmarkt.

Belegt ist, dass Iffland plante, einige Ringe anfertigen zu lassen und als Zeichen eines Bundes an Freunde zu verschenken. Einen der Ringe soll Iffland dem Schauspieler Ludwig Devrient überreicht haben, der ihn wiederum bei seinem Tode, 1832, seinem jüngsten Neffen, Emil Devrient, vermachte (siehe Kasten).

Krauß: "Mein Rat ist..."

Mit Albert Bassermann (Ring-Besitzer 1911–1952) begann das Schlamassel: Weil seine drei Ring-Kandidaten (Alexander Girardi, Max Pallenberg, Alessandro Moissi) vor ihm starben, überantwortete er die Auszeichnung dem Wiener Bundestheatermuseum. Egon Hilbert, damals Leiter der Bundestheaterverwaltung, schlug 1953 Werner Krauß als Würdenträger vor – ausgerechnet jenen, der 1933 von NS-Propagandaminister Joseph Goebbels zum stellvertretenden Präsidenten der Reichstheaterkammer ernannt worden war und in Veit Harlans Propagandafilm den "Jud Süß" verkörperte.

Krauß galt als "dämonisches Schauspiel-Genie", aber auch als wütender Antisemit. Auf dem Totenbett soll Krauß auf die Frage, wer den Ring bekommen solle, geflüstert haben: "Mein Rat ist...". Damit war sein Leben ausgehaucht. Alle Anwesenden vermuteten, Josef Meinrad sei gemeint. Bei Bruno Ganz und Jens Harzer lief es nachweislich anders.

 

Die Träger des Iffland-Rings

Der Iffland-Ring zeigt das Porträt seines Stifters August Wilhelm Iffland. Der diamantbesetzte Eisenring wird von seinem Träger testamentarisch verliehen. Die Tradition verlangt, dass der Ausgezeichnete männlich ist. Seit 1954 ist der Ring zweckgebundenes Eigentum der Republik Österreich

Ludwig Devrient

 

Ludwig Devrient (1784-1832), ein Freund E.T.A. Hoffmanns und von Iffland geförderter Schauspieler, erhielt den Ring als Erster. Am Totenbett reichte ihn dieser an seinen Neffen Gustav Emil Devrient (1803-1872) weiter – zu Beginn war die Prozedur also eine Familien-Angelegenheit. Mit Theodor Döring (1803-1878) werden die Spuren des Rings belegbar: Er hinterließ ihn seinem Kollegen, dem angeblich eitlen Modeakteur Friedrich Haase (1825-1911), der den Schmuck mit Stolz trug. 

Werner Krauß

 

Haase vermittelte in einem Brief an den Schauspieler Albert Bassermann (1867-1952), dem er den Ring 1908 vermachte, auch dessen Legende. Weil Bassermanns drei Kandidaten vor dessen Tod starben, überantwortete er den Ring dem Wiener Theatermuseum, das Werner Krauß (1884-1959) als Träger bestimmte.

Die Träger des Iffland-Rings
Bild: ORF

Josef Meinrad

 

Zur Überraschung aller folgte ihm Josef Meinrad (1913-1996). Eine Enttäuschung, über die Oskar Werner den Rest seines Lebens nicht hinweg kam. Anstatt der damals favorisierten Klaus Maria BrandauerHelmut LohnerMichael Heltau oder Gert Voss bestimmte Meinrad den Schweizer Bruno Ganz (1941-2019, Bild), der die Ehre nun Jens Harzer zuteilwerden ließ.

Die Träger des Iffland-Rings
Bild: APA/AFP/JOHN MACDOUGALL

Bruno Ganz

 

 

Ein Porträt über Jens Harzer lesen Sie hier.

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2  Kommentare
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Akroatis (1 Kommentare)
am 26.03.2019 07:47

Nun kann man Herrn Redakteur Grubmüller eine gewisse rudimentäre Kenntnis des Nachkriegstheaters nicht absprechen. Allerdings ist er auch einer derjenigen, welcher diverse Gerüchte und Mythen weiterhin am Leben erhält: Oskar Werner hat sich hinsichtlich seines Künstler-Nachnamens nicht an Werner Krauss orientiert und dies auch 1981 in einem Interview klargestellt (siehe CD/LP/MC "Unser Charakter ist unser Schicksal", Preiser Records). Und hinsichtlich des Iffland-Rings gibt es mehrere Statements von Oskar Werner selbst und über seine Gespräche darüber mit Werner Krauss (siehe u.a. DVD "Ich durfte am Tisch der Götter sitzen" über eine Aufzeichnung eines Gesprächs im seinem Todesjahr 1984). Die Behauptung von Herrn Grubmüller, Oskar Werner hätte nicht verwunden, den Iffland-Ring nicht erhalten zu haben, lässt sich auch nur unter "Legendenbildung" einordnen. Fakten sind halt a Hund. Besonders für jene Profession, welcher nur der "Wahrheit" verpflichtet sein müsste.

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decordoba (3.803 Kommentare)
am 23.03.2019 15:33

Der Bruno Ganz war in seiner Schauspielkunst unerreicht. Er hat viele Rollen perfekt verkörpert - ausdrucksstark !
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https://youtu.be/t7PmzdINGZk
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Es hat mich niedergehauen, wie sehr ich dem Hitler ähnlich bin !

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