Wenn das Herz schwächelt
Zuerst spürt man die Anstrengung nur beim Stiegensteigen, später auch im Sitzen oder Liegen – eine Herzschwäche entwickelt sich meist schleichend.
Rund 140.000 Menschen in Österreich leben mit der Diagnose Herzinsuffizienz. Tatsächlich leiden bis zu 300.000 an der Herzschwäche – oft wird sie nicht oder erst spät diagnostiziert. Unter den 70-Jährigen sind es bereits zehn Prozent. "In den vergangenen 30 Jahren hat sich die Zahl der Diagnosen verdreifacht. Vermutlich wegen besserer Überlebensraten nach einem Herzinfarkt, weil die Menschen insgesamt älter werden und wegen der Zunahme von Diabetes und Bluthochdruck", sagt Primar Franz Gebetsberger, Kardiologe und stellvertretender ärztlicher Direktor im Klinikum Bad Hall.
In Europa hatte jeder zweite Herzinsuffizienz-Patient zuvor einen Herzinfarkt. Die Herzschwäche kann aber auch als Folge eines Herzklappenfehlers, von Herzmuskelentzündungen oder von unbehandeltem Bluthochdruck auftreten.
Immer weniger belastbar
Die Herzinsuffizienz komme plötzlich oder ganz schleichend, erklärt Gebetsberger. Die typischen Symptome sind Kurzatmigkeit (durch die vermehrten Wassereinlagerungen in der Lunge), ein allgemeines, anhaltendes Schwächegefühl und eingeschränkte Belastbarkeit.
"Man fühlt sich zunehmend schwächer. Zuerst spürt man die Atemnot nur beim Stiegensteigen, später auch beim Gehen in der Ebene, und schließlich bekommen die Betroffenen schon beim Liegen im Bett keine Luft mehr", erklärt der Kardiologe. Männer seien häufiger betroffen: Im Schnitt sind sie 55 Jahre alt, Frauen sind 65, wenn die Herzschwäche diagnostiziert wird. "Mein jüngster Patient war 14 Jahre alt."
Bei den Herz-Kreislauf-Erkrankungen mit tödlichem Ausgang sind rund 15 Prozent auf Herzschwäche zurückzuführen. "Es besteht die Gefahr von Herzrhythmusstörungen wie etwa Kammerflimmern. Das kann unbehandelt zum Tod führen", sagt Gebetsberger.
Als Prophylaxe werde in diesem Fall ein Defibrillator implantiert. Dieser gibt beim Aussetzen des Herzens automatisch einen elektrischen Impuls und animiert das Herz zum Weiterschlagen. "Das ist eine eingebaute Lebensversicherung, und man kann damit ganz normal am Leben teilhaben."
Neben der medikamentösen Therapie hilft vor allem eines: Bewegung. "Je nach Ursache für die Herzschwäche kann man mit moderatem Herz-Kreislauf-Training die Pumpleistung wieder verbessern", sagt Gebetsberger. Wandern und Walking seien auch Teil der Reha im Klinikum Bad Hall. "Die Reha ist auch gleichzeitig die Prävention – um weitere Herzerkrankungen zu verhindern."
Erholt sich der Herzmuskel nicht mehr, bleibt als letzte Möglichkeit nur die Herztransplantation, bei älteren Patienten gibt es die Möglichkeit der Implantation eines Kunstherzens (Herzpumpe).