Rotes Fleisch vielleicht doch nicht ungesund?
Studie stellt bisherige Ernährungsempfehlungen in Frage.
Seit Jahren wird in vielen Ländern routinemäßig dazu geraten, der Gesundheit zuliebe weniger rotes Fleisch und Wurst zu essen. Doch Forscher aus sieben Ländern kommen nach Auswertung zahlreicher Studien zu dem Schluss, dass das Risiko von Krebs- oder Herzerkrankungen durch das Fleisch sehr gering ist beziehungsweise die Beweislage für erhöhte Gesundheitsrisiken sehr dürftig. Sie empfehlen deshalb, am gewohnten Fleischkonsum festzuhalten.
Studie erntet auch Kritik
Ihr Rat wird allerdings sehr kontroversiell aufgenommen: Im Schnitt konsumieren Europäer drei bis viermal in der Woche rotes Fleisch. Seit langem heißt es, dies erhöhe die Gefahr von Krebs, Herzkreislauferkrankungen und Diabetes.
Mit ihren Empfehlungen wollen die Forscher rund um Epidemiologie-Professor Bradley Johnston auch bewusst die üblichen Ernährungsempfehlungen aufbrechen. Seine Kollegen und er wollten den Menschen helfen, "wohlinformierte eigene Entscheidungen zu treffen", statt sich ihre Ernährungsweisen von Organisationen vorschreiben zu lassen.
Giota Mitrou von der Krebsvorsorgeorganisation World Cancer Research Fund erklärte, die Stiftung werde an ihren bisherigen Empfehlungen für einen geringen Konsum von rotem Fleisch und Wurst festhalten.
Einer der großen Kritiker der Ernährungsstudien, John Ioannidis, dagegen begrüßte die neuen Empfehlungen. Man müsse ehrlich sein, wenn die bisherigen Beweise "von minderer Qualität sind", sagte der Medizin-Professor an der US-Eliteuniversität Stanford.
Die jahrelange Fixierung auf "gute und schlechte Lebensmittel hat uns von einfacheren und wichtigeren Botschaften abgelenkt, wie etwa die Notwendigkeit, sich beim Essen zu mäßigen und nicht fettleibig zu werden".