Leopolds Schiele-Mammutwerk neu aufgelegt – mit Linzer Hilfe
Der Linzer Kurator und Autor Stefan Kutzenberger betreute die Neuauflage von "Egon Schiele. Gemälde – Aquarelle – Zeichnungen"
Es ist ein Mammutprojekt, das schlussendlich 48 Jahre auf seine Realisierung gewartet hat: das 1972 von Rudolf Leopold herausgegebene und bald vergriffene Standardwerk "Egon Schiele. Gemälde – Aquarelle – Zeichnungen" erscheint jetzt als 5,3 Kilo schwere Neuauflage mit aktualisiertem Werkverzeichnis. Zwei Punkte, streicht Sammlerwitwe Elisabeth Leopold heraus, hätten das Werk besonders gemacht: Einerseits wurden Schieles Zeichnungen zum ersten Mal gleichberechtigt neben seinen Ölgemälden betrachtet. Andererseits sei ihrem 2010 verstorbenen Mann eine "bis dato unerreichte Sicht auf Schieles Frühwerk" gelungen, das die "explosionsartige Phase" des Künstlers ins Zentrum rückte. Noch zu Lebzeiten hatte Rudolf Leopold begonnen, an einer aktualisierten Neuauflage des Buches zu arbeiten.
Kutzenberger federführend
Diese handschriftlichen Notizen waren schließlich auch für Stefan Kutzenberger, der das Projekt federführend betreute, die Basis für die nunmehr erfolgten Adaptierungen. Gerade in der Forschung habe sich gezeigt, "wie sehr dieses Buch fehlt", unterstreicht der Linzer Wissenschafter, Kurator und Schriftsteller (zuletzt: "Jokerman", 2020). Im Antiquariat sei es um bis zu 500 Euro gehandelt worden. Seit der Eröffnung des Leopold Museums im Jahr 2001 habe man sich mit dem Gedanken an eine Neuauflage getragen. Vor drei Jahren habe man sich dann – auch aufgrund der fortgeschrittenen Möglichkeiten der Digitalisierung – entschlossen, eine Neuauflage zu wagen, für die alle Werke neu abfotografiert wurden und nun auch in Farbe zur Verfügung stehen. Rudolf Leopolds Texte habe man nicht angegriffen. "Rudolf Leopolds Sicht ist unerreicht, er hatte ein einzigartiges Auge", so Kutzenberger. Sehr wohl aktualisiert ist das Werkverzeichnis der 300 Ölgemälde, das nun mit jüngsten Erkenntnissen der Provenienzforschung und Namen aktueller Besitzer versehen ist.
Rudolf Leopold: "Egon Schiele. Gemälde – Aquarelle – Zeichnungen", hrsg. von Elisabeth Leopold. Unter Mitwirkung von Stefan Kutzenberger, Sonja Niederacher und Michael Wladika, Hirmer Verlag, 736 Seiten, 931 Abbildungen