Ein bunter Spaß voller Hymnen und Hadern
Begeistert beklatschte Premiere von Ralph Benatzkys "Im Weißen Rössl" im Linzer Musiktheater.
Wer es schafft, aus dieser Produktion ohne Heimweg-Ohrwurm herauszukommen, der muss während der Vorstellung eingenickt sein. Mörbisch-Routinier und Regisseur Karl Absenger biegt den Salzkammergut-Kitsch von Ralph Benatzkys "Im Weißen Rössl" zur kunterbunten Mitmach-Unterhaltung um. Am Samstag wogte die begeistert beklatschte Premiere durch das Linzer Musiktheater.
Hirsch und Wildsau schunkeln im Hintergrund, während vorne der unheilbar verknallte Zahlkellner Leopold (schauspielerisch und stimmlich überzeugend: Matthäus Schmidlechner) der Rössl-Wirtin (authentisch resch, stimmlich zu behutsam: Gotho Griesmeier) mehr als bloß Avancen macht.
Das Ballettensemble wirft abwechselnd im Kuh-Kostüm, in der Krachledernen und im mondänen Federn-Revue-Auftritt die Beine in die Luft. Wenn Leopold zu seiner Chefin "Sie werden sich noch wundern, was alles geht" sagt, kommentiert der Abend augenzwinkernd, aber vor allem geht es um ungefilterten Spaß, der durch liebevoll entwickelte Details und vordergründige Hingucker zündet.
Wie im Friedrichstadt-Palast
Karl Absenger, Karin Fritz (Bühne) und Götz Lanzelot Fischer (Kostüme) protzen mit Effekten, als sitze man im Berliner Friedrichstadt-Palast: Das Publikum wird zum Walzertanzen abgeholt, zur Begrüßung von Kaiser Franz Joseph (Gerhard Brössner) winken im ganzen Saal kleine Fähnchen, nur die Aufforderung zum Mitsingen geht weitgehend ins Leere. Günter Rainer bringt als Berliner Urlauber Wilhelm Giesecke komödiantisch erstklassig österreichisch-deutsche Minikonflikte ans Licht. Fenja Lukas glänzt als seine Tochter Ottilie, die Dr. Siedler (archetypischer Rechtsanwalt mit beachtlichem Tenor: Kim Schrader) den Kopf verdreht.
Sven Hjörleifsson ist als schöner Sigismund die Mensch gewordene Selbstironie und Theresa Grabner gelingt als dessen Angebetete mit Sprachfehler das Kunststück, lispelnd zu singen. Florens Matscheko kassiert als ständig abgewatschter Jungkellner Gustl die Sympathie des Publikums ab, und Alfred Rauch wechselt als Professor Hinzelmann, Bürgermeister und Oberförster spielerisch die Rollen. Köstlich überhöht: das Jodeln von Ulrike Weixelbaumer als Kathi von der Post. Dass die Musik wie ein warmer Hymnen- und Hadern-Regen niedergeht, verantwortet das Bruckner Orchester unter der Leitung von Marc Reibel. Hingehen und sich gut unterhalten fühlen.
"Im Weißen Rössl" von Ralph Benatzky, Regie: Karl Absenger, Musik-Leitung: Marc Reibel, Daniel Linton-France, Premiere: 10. 12., Musiktheater Linz. Termine: 13., 17., 21., 31. Dezember; 15., 17., 25. Jänner; 9., 13., 16., 19., 21. März; 6., 13., 19., 29. April; 12. Mai. Karten-Tel: 0800 218 000. www.landestheater-linz.
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