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„Die Zeiten waren immer zu schnell“

Von Nada Weigelt, 25. Juli 2012, 00:04 Uhr
Sten Nadolny
Sten Nadolny Bild: dpa

Sten Nadolny: Der Bestsellerautor („Die Entdeckung der Langsamkeit“) wird am Sonntag 70 Jahre alt.

OÖNachrichten: Ist es lästig, ständig am eigenen Erfolg gemessen zu werden?

Sten Nadolny: Ich finde es komisch, wenn jemand schreibt: „1983 veröffentlichte Nadolny einen Millionenseller. An diesen Erfolg konnte er nie wieder anknüpfen.“ Das ist, wie wenn man sagt: „1960 gewann er im Lotto. An diesen Erfolg konnte er nie wieder anknüpfen.“ Ich bin ja kein Bestsellerautor von Beruf, sondern es ist mir zufällig einer gelungen. Das ist ein durch nichts vorauszusehender Glücksfall. Es gibt so unglaublich viele sehr gute Bücher, die sich gar nicht sehr gut verkaufen. Deswegen ist es lächerlich, das an Verkaufszahlen festzumachen.

Sollten Schriftsteller wieder stärker Wortführer gesellschaftlicher Debatten sein?

Nein, das wünsche ich mir weder für heute, noch trauere ich dem sogenannten politischen Schriftsteller nach. Meine beiden Eltern waren Schriftsteller, und ich habe schon lange vor meiner eigenen Schreiberei viel von dem Beruf mitgekriegt. Mich hat immer ein bisschen gestört, dass da viel Wichtigtuerei und Ignoranz mitspielen. Da wird dann ein Empörungsthema gesucht, zu dem man große, löwenhafte Worte findet, aber die Sache hat man eigentlich nicht so richtig durchdrungen.

Ein Schriftsteller hat keinen gesellschaftspolitischen Auftrag?

Von wem sollte er den haben?
... oder eine moralische Verpflichtung, sich für eine bessere Gesellschaft einzusetzen?
Eine so besondere nicht, zweifellos aber die allgemeine als Bürger. Wäre ich in einem Land, in dem Diktatur und Folter herrschen, würde ich hoffentlich den Mut aufbringen. Aber wir haben eine andere Situation. Bei uns so zu tun, als würden wir unterdrückt, hielte ich für unseriös und wichtigtuerisch. Allerdings kann man darüber diskutieren, ob wir dabei sind, uns diese Demokratie aus den Fingern gleiten zu lassen.

„Die Entdeckung der Langsamkeit“ hieß Ihr Bestseller. Gelingt es Ihnen selbst, im Internetzeitalter nach Ihrem eigenen Rhythmus zu leben?

Das ist ein Privileg meines Berufs – aber auch sehr notwendig. Denn ich schreibe ja nichts Gescheites, wenn ich nicht genügend darüber nachgedacht und die Sache von allen Seiten betrachtet habe. Dazu ist der Liegestuhl geeignet. Ich glaube übrigens nicht, dass vor zehn oder zwanzig Jahren alles besser war. Die Zeiten waren immer zu schnell für das nötige Nachdenken, vielleicht sogar im Mittelalter. Man muss sich die Zeit für sich selbst einfach nehmen.

Was tun Sie denn, außer im Liegestuhl zu sitzen?

Ich lese gern Arbeiten von jüngeren Kollegen und halte das auch für eine Art Verpflichtung. Ich habe gemerkt, dass ich da durchaus Ratschläge geben kann. Und sonst mache ich das, was man so macht: Ich versuche mein Leben in Ordnung zu halten, meine bürgerliche Existenz hinzukriegen, Formulare auszufüllen und meinen Garten nicht verwildern zu lassen.

Woher kommt Ihr Name?

Nadolny ist ein slawischer Nachname, von dem ich bis heute nicht weiß, was er bedeutet. Der Vorname wird Ste(e)n gesprochen, mit langem „e“, und ist skandinavisch. In Schweden kommt er häufig vor. Aber meine Eltern haben mich Sten genannt und ich habe mein halbes Leben geglaubt, das sei richtig, bis ich der ersten Schwedin meines Lebens begegnete. Und als ich der sagte, ich heiße Sten, antwortete sie: Äh, das glaub ich nicht. Seither weiß ich, dass ich eigentlich anders heiße, als ich mich immer nenne.

 

Sten Nadolny

Herkunft: Nadolny wurde 1942 in Zehdenick (Brandenburg) geboren. Der Sohn des Autorenehepaares Isabella (1917–2004) und Burkhard (1905–1968) Nadolny wuchs am Chiemsee auf. Großvater Rudolf Nadolny (1873–1943) war Diplomat, Großvater Alexander Peltzer Maler.

Werdegang: Nach dem Abitur 1961 studierte er in München, Tübingen, Göttingen und Berlin Mittelalterliche und Neuere Geschichte sowie Politologie. Er promovierte 1976 („Abrüstungsdiplomatie 1932/1933“).

Wirken: Seine Stelle als Geschichtslehrer gab er 1977 auf, um ins Filmgeschäft zu wechseln. Er wurde Aufnahmeleiter und plante eine Regisseur-Karriere, als ihm die Romane „Netzkarte“ (1981), sein Welterfolg „Die Entdeckung der Langsamkeit“ (1983) dazwischen kamen.


 

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