Marktforschung: Mit Ifes wird es noch enger in Linz
Ehemaliger ÖGB-Marktforscher startet Niederlassung in Oberösterreich.
Für die Markt-, Meinungs- und Sozialforschung ist Linz offenbar ein guter Boden. Seit Jahren konkurrieren die bundesweit erfolgreichsten Unternehmen. Jetzt wird es noch ein wenig enger. Kommende Woche wird das Marktforschungsinstitut Ifes seine Niederlassung offiziell eröffnen. Die Eigentümer und Akteure im Hintergrund sind keine Unbekannten.
Ifes wurde 1965 als Institut für empirische Sozialforschung von Karl Blecha gegründet. Es sollte Veränderungen in der Gesellschaft erforschen und diente in erster der Linie der SPÖ, Programm und Wahlkampf danach auszurichten. Das gute Wahlergebnis im Jahr 1970 und damit der Start der Regierung Bruno Kreisky waren nicht zuletzt auf die genaue Analyse der Bevölkerungsstruktur und der Bedürfnisse der Menschen zurückzuführen.
Später übernahm der ÖGB Ifes und nützte das Unternehmen, um vor allem die Geschehnisse auf dem Arbeitsmarkt zu untersuchen. Dieses Umfeld ist noch heute ein zentrales Forschungsthema. Ifes erstellt regelmäßig für die Arbeiterkammer Oberösterreich den Index für Arbeitszufriedenheit. „Mittlerweile ist das nicht mehr nur für die AK ein Thema. Auch viele größere Unternehmen lassen die Zufriedenheit der Mitarbeiter untersuchen“, sagt Ifes-Geschäftsführer Hermann Wasserbacher. Dabei arbeitet Ifes auch eng mit der Johannes Kepler Universität zusammen. „Für die Bewertung des Managements zählen nicht mehr nur harte Kennzahlen, sondern auch so genannte weiche Komponenten. Das wird nun abgefragt“, sagt Wasserbacher. Dazu kommt die Messung der Kundenzufriedenheit. Post und ÖBB zählen dabei zu den größeren Kunden. Freilich: Auch vor den jüngsten Wahlen war Ifes für die SPÖ aktiv. Wasserbachers Co-Geschäftsführerin Imma Palme lieferte Daten und Fakten für den Wahlkampf.
Da Linz ein prosperierender Raum sei und die Zusammenarbeit mit der JKU vertieft werden soll, hat Ifes nun auch in Linz ein Büro. Mit der ehemaligen market-Mitarbeiterin Bettina Müller wurde eine Geschäftsführerin gefunden. Vor allem mit Arbeitsmarkt-Spezialist Rudolf Winter-Ebmer besteht enger wissenschaftlicher Kontakt.
Bezug zu Oberösterreich
Auch sonst hat Ifes schon seit längerem einen Bezug zu Linz. Als der ÖGB nach Konsum- und Bawag-Krise seine Beteiligungen hinterfragte, wurden die größte (Bawag) und die kleinste (Ifes) verkauft. Ifes-Käufer war das Mitropa Institut für Wirtschafts- und Sozialforschung. Dieses gehört zu 75 Prozent Blecha und zu 25 Prozent seinem Freund Gerhard Wildmoser. Der Linzer Anwalt ist ein deklarierter VP-Mann, vertrat den früheren Bundespräsidenten Thomas Klestil und ist Aufsichtsratschef bei Asamer. Seine Kanzlei ist auch mit der Vertretung der Stadt Linz im Swap-Prozess betraut.
„Wir wollen in Linz niemanden angreifen“, sagt Wasserbacher im Gespräch mit den OÖNachrichten. Der Markt sei groß genug für alle.
Tatsächlich gibt es in Linz ein großes Angebot an Marktforschung. Ausgegangen war dies vom ältesten Institut Imas und dessen einstigen Chef Andreas Kirschhofer.
Imas wird heute von den Eigentümern Ansgar Löhner, Gernot Hendorfer und Ulrike Grabner geführt.
Erfolgreiche Folgegründungen
Zwei ehemalige Mitarbeiter des Imas haben sich selbstständig gemacht und selbst zwei große Firmen aufgebaut. Werner Beutelmeyer gründete market. Dieses Institut gehört mehrheitlich seiner Ex-Frau Dagmar Beutelmeyer. Geführt wird es von beiden. Die beiden Linzer Universitätsprofessoren Fritz Roithmayr und Gerhard Wührer haben kleine Anteile an market.
Ebenfalls aus dem Imas-Reich kam Klaus Nemetz. Dieser gründet Spectra, das sich ebenfalls rasch über Oberösterreichs Grenzen hinaus einen Namen gemacht hat. Nemetz ist mittlerweile in Pension und hat nur noch einen Minderheitsanteil. Mehrheitseigentümer bei Spectra ist Geschäftsführer Peter Bruckmüller. Gut 18 Prozent hält Rechtsanwalt Eduard Saxinger.