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"Auch für mich gibt es Überraschungen"

Von Martin Roithner, 12. August 2023, 04:30 Uhr
"Auch für mich gibt es Überraschungen"
Die strahlenden Sieger aus dem Vorjahr Bild: Volker Weihbold

LINZ. Am 16. November vergeben die OÖN und ihre Partner den Digitalos. Die OÖN sprachen mit Vorjahressieger und KI-Koryphäe Sepp Hochreiter.

"Was ChatGPT kann, habe ich schon vor zwei Jahren an der Uni erklärt", sagt Sepp Hochreiter. Über den Stellenwert des Digitalos, Sprachmodelle und den Kampf mit dem Handy spricht er mit den OÖN.

OÖN: Welche Bedeutung hat der Digitalos für Sie als Preissammler?

Sepp Hochreiter: Den Digitalos finde ich gut, weil er das Lokale wertschätzt: meine Arbeit in Linz, die JKU und wie ich versuche, den Firmen zu helfen. Das macht natürlich besondere Freude, dass die Leute sehen, dass man honoriert wird.

Ist es gerade in Ihrem Beruf schwierig, die Arbeit für die breite Masse sichtbar zu machen?

Ja, durchaus. Künstliche Intelligenz ist auch oft negativ konnotiert. Manche haben Angst davor, manche haben Sorge, ihren Job zu verlieren, und manche sehen vielleicht auch Chancen. Aber keiner weiß wirklich, was dieses Ding ist. Ist das gut, was der Sepp macht, oder soll ich mich fürchten? KI ist schwierig, weil es keiner versteht.

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Verstehen Sie es selbst?

Schon, ich bin ja seit 30 Jahren da drin. Bei manchen Systemen hätte man früher nicht gedacht, dass sie einmal das oder jenes können. Aber bei vielen Sachen, die für die meisten jetzt erstaunlich sind, hätte ich mir schon gedacht, dass das einmal passiert, etwa bei ChatGPT. Aber es gibt auch für mich immer wieder Überraschungen, wie viel man schon erreichen kann.

Haben Sie Angst um Ihren Arbeitsplatz durch KI?

Momentan noch nicht. Bei mir gibt es zwei Bereiche: Forschung und Lehre. Und wenn es bei der Lehre Standardmethoden gibt, kann ich mir vorstellen, dass irgendwann eine KI Grundlagen besser beibringen kann. In der Forschung wird es länger dauern, denke ich.

Es wird viel diskutiert über ChatGPT. Was sagen Sie dazu?

Das, was ChatGPT kann, habe ich schon zwei Jahre vorher in meinen Vorlesungen erklärt. Und das Transformer-Language-Model ist ein Nachfolgemodell von LSTM (Long Short-Term Memory). ChatGPT selbst hat mich nicht so überrascht. Überrascht hat mich, dass die Öffentlichkeit so baff war.

foto: volker weihbold digitalos 2022 promenadengalerien linz Bild: Volker Weihbold

Sie haben ja auch selbst ein ähnliches Modell entwickelt.

Ich habe mit XLSTM, dem Nachfolger von LSTM, etwas Besseres als ChatGPT. Und es wurde in Linz entwickelt. Darum sehe ich das mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Bei großen Datensätzen haben wir nicht die Rechenpower, aber bei kleinen Datensätzen sind wir besser als ChatGPT. Ich könnte jederzeit zu Meta oder Google gehen, die würden es sofort nehmen.

Sie sind aber in Linz. Was bräuchten Sie, um das Programm zu skalieren? Leute? Geld?

Vor allem Computer, aber auch die Leute. Selbst wenn ich 50 oder 100 Millionen Euro hätte, die Leute sind nicht auf dem Markt. Die sind jetzt gerade bei den größeren Firmen.

Wie würden Sie Ihre Forschungsbasis in Linz beschreiben?

Viel hat sich stabilisiert, es kommen immer mehr Leute aus den KI-Studien raus. Und es gibt immer mehr interessierte Firmen aus Oberösterreich und Süddeutschland. Wir haben auch Projekte, die in Richtung Sicherheit von Sprachmodellen und Klimaschutz gehen.

Die Pflöcke für die neue Digital-Uni in Linz sind nun eingeschlagen. Ihre Meinung?

Ich war nicht beteiligt und weiß nicht, wo es hingeht. Auch mit der neuen Rektorin habe ich noch nicht gesprochen. Ich warte einmal ab.

Digitalisierung ist angekommen, spätestens mit Corona. Glauben Sie, der Trend hält an, oder gibt es eine Gegenrichtung?

Es gibt immer Gegenrichtungen, wenn man zu viel am PC oder am Handy ist. Aber ich glaube, der Trend hält an. Digitalisierung macht vieles einfacher, bequemer.

Wie geht es Ihnen da damit?

Manchmal kämpfe auch ich mit dem Handy, weil ich das Bankkonto nicht aufmachen kann oder mich vertippe. Für mich ist es aber beruflich gut, weil man effizient zusammenarbeiten kann, auch wenn man nicht am gleichen Ort ist. Trotzdem ist der persönliche Kontakt nicht zu ersetzen.

Zur Person

Auf dem Gebiet künstlicher Intelligenz und maschinellen Lernens hat Sepp Hochreiter (56) bahnbrechende Arbeit geleistet. Seine „Long Short-Term Memory“-Technologie ist Grundlage für die Spracherkennung von Handys und Navigationssystemen. 2006 kam Hochreiter nach Linz und übernahm das Institut für Bioinformatik an der JKU, das heute als „Institut für Machine Learning“ geführt wird. Der gebürtige Bayer ist verheiratet und hat drei Kinder.

 

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Autor
Martin Roithner
Redakteur Wirtschaft
Martin Roithner

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