BMW: Zipse löste Krüger ab
MÜNCHEN. E-Mobilität und Brexit als Herausforderungen für den neuen Vorstandschef.
Im Münchner Vierzylinder-Hochhaus, Hauptverwaltungsgebäude und Wahrzeichen des Autobauers BMW, residiert seit gestern, Freitag, ein neuer Vorstandschef: Oliver Zipse hat sein Amt als Nachfolger von Harald Krüger angetreten. Dieser hinterlässt Zipse einige Baustellen: Es ist Krüger zwar gelungen, BMW im Dieselskandal eine saubere Weste zu bewahren. Außerdem wurden wichtige Partnerschaften bei Mobilitätsdiensten und beim autonomen Fahren geschlossen: So hat BMW etwa 2016 eine Kooperation mit dem Chiphersteller Intel und dem israelischen Kamerahersteller Mobileye geschmiedet.
Kritiker monieren aber, dass Mercedes BMW bei den Verkaufszahlen überholt hat. Und die Vorreiterrolle bei der Elektromobilität hat BMW eingebüßt: Bei Krügers Amtsantritt 2015 gab es mit dem BMW i3 bereits ein innovatives Elektroauto. Mittlerweile können Kunden zwischen neun unterschiedlichen Elektro-Modellen wählen – die meisten sind allerdings Hybridautos, also eine Kombination aus E-Auto und traditionellem Verbrennungsmotor. Es ist Krüger nicht gelungen, während seiner Amtszeit ein weiteres reines Elektromobil auf den Markt zu bringen.
Konkurrenz holt bei E-Autos auf
Die Konkurrenz war in der Zwischenzeit nicht untätig: Tesla hat Model X und Model 3 auf den Markt gebracht, Audi den e-tron und Mercedes den EQC.
Immerhin: Bis 2023 sollen mindestens 13 vollelektrische Modelle der Marken BMW und Mini auf den Markt kommen. Dazu sind ein Dutzend Hybrid-Modelle geplant.
Wie andere Autobauer auch kämpft BMW mit einer weltweit schwächeren Nachfrage und mit neuen Zollhürden. Da Großbritannien für die Münchner der viertgrößte Markt ist, stellt der im Oktober anstehende Brexit besonders BMW vor Probleme. Zusätzlich baut der Konzern dort die Modelle Mini und Rolls-Royce.
Außerdem stehen Investitionen in selbstfahrende Autos und Mobilitätsdienste an, um nicht als bloßer Zulieferer der finanzstarken IT-Konzerne dazustehen.
Zipse war bisher als Produktionschef für die weltweit 31 BMW-Werke verantwortlich. Vor Amtsantritt gab es Vorschusslorbeeren: "Mit Oliver Zipse übernimmt ein führungsstarker Stratege und Analytiker den Vorstandsvorsitz", sagte etwa Aufsichtsratschef Norbert Reithofer. Die Internationale Automobilausstellung Anfang September in Frankfurt/Main wird Zipses erster großer Auftritt als BMW-Chef werden. Im Vorstand reißt seine Berufung eine Lücke: Wer das Produktionsressort übernimmt, ist noch unklar.