Ana Roxana Lehaci und Viktoria Schwarz: Zwei vom neuen Schlag
MONTEMOR-O-VELHO. Ana Roxana Lehaci und Viktoria Schwarz greifen ab morgen mit ihrer neuen Schlag-Technik bei der Kanu-Weltmeisterschaft in Portugal nach Spitzenplätzen.
Es gibt Dinge, die man zwar schon tausend Mal gemacht hat, die man aber erst wahrnimmt, wenn man auf sie aufmerksam gemacht wurde. Ein Gefühl, von welchem Ana Roxana Lehaci und Viktoria Schwarz ein Lied singen können. Österreichs derzeit beste Flachwasser-Kanutinnen, die mit dem Vorlauf über 500 Meter morgen in die WM im portugiesischen Montemor-o-Velho starten, paddeln seit Kindesbeinen an, doch erst vor wenigen Monaten änderte sich ihr Blick auf sich und ihre Konkurrentinnen grundlegend. "Früher ist mir das nie aufgefallen, aber wenn ich mir jetzt Videos von uns oder anderen anschaue, kann ich es ganz deutlich sehen", sagt Schwarz mit hörbarer Verwunderung und meint damit die Paddel-Technik.
Vorne einstechen, kraftvoll nach hinten ziehen – so könnte die Sichtweise eines Laien klingen. Wenig überraschend: So simpel ist es nicht. "Bisher haben wir zu weit nach hinten gezogen, wodurch das Paddel zum Ende des Schlags das Boot sogar gebremst hat", erklärt die 33-Jährige. Nun muss sie feststellen: "Eigentlich alle Top-Boote machen das anders." Lehaci/Schwarz nun auch.
Konzentration auf eine Strecke
Aufgefallen war dies Stjepan Janic. Mit dem Kroaten arbeitet das Duo seit dem Frühjahr zusammen und legt seither den Fokus auf den Krafteinsatz im vorderen Teil des Schlags. Die ersten Früchte dieser Umstellung können sich sehen lassen. "Von den Zeiten waren wir heuer so schnell wie noch nie", sagt Lehaci. Auch wenn der neue Stil noch nicht verinnerlicht ist, es noch an Stabilität mangle, sehen sich die Linzerinnen auf gutem Weg in Richtung der Olympischen Spiele 2020 in Tokio. Zwar werden die Startplätze dafür erst in einem Jahr vergeben, nichtsdestoweniger stellt die anstehende WM eine – wenn man so will – Overtüre dar: Wo steht man, wo die anderen?
Lehaci/Schwarz werden in Monemor-o-Velho auf die nicht-olympische 200-Meter-Distanz verzichten, sich auf den 500er konzentrieren. "Weil das 200er-Finale am Samstag nur zwanzig Minuten vor dem 500er-Endlauf ist", sagt Schwarz. Die Zielsetzung ist der Einzug in das Finale der besten Neun. Im Vergleich zur EM, bei der das Duo Sechster wurde, kommt in Montemor-o-Velho vor allem noch das neuseeländische Boot hinzu, welches als Titelfavorit gilt.
Während die beiden gestern in den Flieger Richtung Portugal kletterten, traten ihre Eltern bereits drei Tage zuvor die Reise zur WM an – allerdings mit dem Auto. Lehacis Trainer-Vater Vasile fuhr die Rennkanus die rund 2600 Kilometer in den Westen des Kontinents. "Eine der längsten Strecken, welche die Boote gefahren werden", sagt Schwarz, deren Eltern "nicht so gerne fliegen", die Fahrt deshalb mit ein paar touristischen Zwischenstopps aufpeppten. Auch Lehacis Mutter meidet Flugzeuge. "Sie ist daheimgeblieben", verrät die Tochter.
Zwei WM-Starts von Swoboda
Para-Kanute Mendy Swoboda wird in der KL2-Klasse einen neuen Versuch unternehmen, die Vormachtstellung von Paralympicsieger Curtis McGrath (Aus) zu brechen.
Erstmals bei einer WM wird der beinamputierte Altenberger in der Ausleger-Klasse VL3 starten. In dieser trifft Swoboda auf querschnittgelähmte Athleten mit Beinen.