Der verhinderte Marathonmeister
LINZ. Warum der Linzer Isaac Kosgei seinen Staatsmeistertitel heuer nicht verteidigen durfte.
Wenn beim 19. Oberbank Linz Donau Marathon am kommenden Sonntag tausende Läufer auf den Beinen sind, darf Isaac Kosgei nicht fehlen. Für den 40-Jährigen ist das größte Laufereignis Oberösterreichs nicht nur ein Pflichttermin, sondern auch ein Heimspiel. 2016 holte er sich hier sogar den Sieg im Halbmarathon, bei dem er heuer wieder am Start stehen wird.
Dabei hat Kosgei schon mehrfach bewiesen, dass er es auch über die gesamten 42,195 Kilometer kann. Zweimal krönte er sich auf der prestigeträchtigen Langstrecke bereits zum Staatsmeister, wobei kurios war, dass er seinen Titel heuer nicht verteidigen durfte. Der Grund war eine Änderung des Verband-Reglements, das nun die österreichische Staatsbürgerschaft voraussetzt. So kam es, dass Kosgei beim diesjährigen Wien-Marathon zwar den Österreichischen Meistertitel der Ü40-Altersklasse gewann, allerdings der rund vier Minuten nach ihm ins Ziel gekommene Martin Mistelbauer Staatsmeister wurde.
Schäferhunde kosteten den Sieg
"So etwas stört ihn kaum", kennt Ehefrau Claudia ihren "Kosgei" – wie sie ihn nennt – am besten. Er habe eine sehr hohe Frusttoleranz, sagt sie und illustriert das mit einem Erlebnis vom Asberg-Gipfellauf, als ihn eine Begegnung mit zwei Schäferhunden eines gedankenlosen Zuschauers zehn Sekunden und letztlich den Sieg kosteten: ",Das ist halt so’, hat er danach gesagt, mehr nicht."
Nichtsdestoweniger werde nun ein zweiter Anlauf auf eine Einbürgerung unternommen. Die Integrationsfrage stellt sich bei genauerem Hinsehen praktisch nicht. Kosgei arbeitet bei Salesianer Miettex und findet neben dem zeitintensiven Training auch noch Zeit, sich bei "Essen auf Rädern" zu engagieren. Er helfe einfach gerne Menschen, ergänzt Claudia. Die Soziologin und Pädagogin hatte ihren Mann vor zehn Jahren kennengelernt, als sie ihre Diplomarbeit über kenianische Langstreckenläufer verfasste. Auch sie ist begeisterte Läuferin.
Bärenstarke Zehnkampf-Union
Bei einem ersten Staatsbürgerschaftsansuchen vor rund fünf Jahren war Kosgei noch nicht Teil der TGW Zehnkampf-Union. "Wir werden ihn dabei unterstützen", sagt Trainer Georg Werthner. Auf der Langstrecke ist Kosgei das Aushängeschild des Klubs, der sich heuer zum bereits neunten Mal zum erfolgreichsten österreichischen Leichtathletik-Klub gekürt hat. Dazu wurde der sogenannte ÖLV-Vereinscup gewonnen, in dem Punkte für Meisterschaftsplatzierungen und internationale Erfolge anhand eines Schlüssels vergeben werden. "Wäre die TGW Zehnkampf-Union ein eigenes Bundesland, wäre sie hinter Niederösterreich und Oberösterreich das drittbeste gewesen", rechnet Obmann Roland Werthner vor.
Das internationale Highlight der abgelaufenen Saison setzte Susanne Walli, die bei den Olympischen Spielen in Tokio sensationell in das 400-Meter-Halbfinale (20.) sprintete. "Es war ein absolutes Traumjahr", spricht die 25-Jährige nicht nur für sich, sondern auch für ihren Verein. (pue)
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