FDP stimmt Aufnahme von Verhandlungen über Ampel-Koalition zu
BERLIN. Die FDP hat den Weg für Koalitionsverhandlungen mit der SPD und den Grünen freigemacht.
Einen entsprechenden Beschluss fassten am Montag der Bundesvorstand und die neugewählte Bundestagsfraktion einstimmig, wie die dpa von Teilnehmern einer Sitzung erfuhr. Ein Verhandlungsteam um den Bundesvorsitzenden Christian Lindner hatte dies empfohlen, nachdem in der vergangenen Woche in einem Sondierungspapier bereits Grundzüge einer künftigen Koalition ausgehandelt wurden.
Die beiden anderen Parteien haben bereits zugestimmt. Nachdem der SPD-Vorstand am Freitag einstimmig für formelle Gespräche über eine Ampel-Koalition votiert hatte, stimmte am Sonntag auch ein Kleiner Parteitag der Grünen bei zwei Nein-Stimmen und einer Enthaltung zu. Die Verhandlungen könnten nun schon in wenigen Tagen beginnen.
Video: Birgit Schwarz, Leiterin des ORF-Büros in Berlin, spricht über den Stand der Koalitionsverhandlungen in Deutschland.
Ressortdiskussion "verfrüht"
Vor allem um die Besetzung des Finanzressorts bahnt sich eine Auseinandersetzung zwischen Grünen und FDP an. Vor allem Lindner signalisierte bisher Interesse. Zugleich äußerte er die Erwartung, dass ein Ministerium geschaffen wird, das sich federführend um den Klimaschutz kümmert. "Das ist aber keine bereits bestehende Verabredung", betonte er im ZDF. Zuvor hatte er in der ARD gesagt: "Es gibt das Bundeskanzleramt, es gibt das Finanzministerium, es gibt ein neues Klimaministerium. Und ich bin der Meinung, jeder der Partner muss eine Möglichkeit haben, auch gestalterisch zu wirken."
Mehrere Spitzenpolitiker der Ampel-Parteien versuchten, die Personaldebatte auszubremsen. SPD-Chef Norbert Walter-Borjans drang darauf, zuerst über Inhalte zu sprechen. "Wir reden jetzt nicht darüber, was an einzelnen Ministerien wie zugeschnitten wird", sagte er am Montag im "Frühstart" von RTL und ntv. "Ich erwarte, dass wir das machen, was wir auch verabredet haben: Nämlich, dass wir zuerst über die Inhalte reden." Lindner wolle scheinbar bereits Pflöcke einschlagen für Verhandlungen.
Auch Lindners Parteifreund Wissing bezeichnete Ressortdiskussionen als verfrüht. "Natürlich müssen am Ende, wenn man Koalitionsverhandlungen abgeschlossen hat, auch Ressortfragen geklärt werden", sagte er. "Aber die jetzt zu thematisieren, halte ich nicht nur für verfrüht, sondern auch für wenig hilfreich, weil es von den Inhaltsfragen ablenkt." Personaldebatten überlagerten "ganz schnell auch die politischen Gespräche". "Das hilft jetzt niemandem."
Der Bundesgeschäftsführer der Grünen, Michael Kellner, erklärte im RTL/ntv-"Frühstart": "Ich finde, über Personal muss geredet werden, aber ehrlicherweise: Das macht man am Ende von Verhandlungen." Grünen-Chef Robert Habeck sagte in der ARD, es gehöre "zur Fairness, zum guten Ton und auch zur politischen Klugheit", jetzt keine Personaldebatten aufzumachen.
SPD will Quotenregelung
SPD-Kanzlerkandidat Olaf Scholz will sein Kabinett indes paritätisch, also mit gleich vielen Frauen wie Männern besetzen. Davon zeigten sich führende FDP-Politiker wenig begeistert. "Bei der Besetzung von Kabinettsposten sollte immer die Qualifikation und die Fähigkeit, ein Ministerium zu führen, eine Hauptrolle spielen", sagte FDP-Vize Wolfgang Kubicki den Zeitungen der Funke-Mediengruppe. Starre Quotenregelungen seien "in der Regel kontraproduktiv". FDP-Vorstandsmitglied Marie-Agnes Strack-Zimmermann erklärte, zuallererst müsse die fachliche Kompetenz eine Rolle spielen.
Die Frauen in der SPD forderten ihre Fraktion auf, eine Frau für das Bundestagspräsidium zu nominieren. Es müsse "zwingend" eine Nachfolgerin für Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble (CDU) geben, sagte die Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft Sozialdemokratischer Frauen, Maria Noichl, dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. "Im Zukunftsprogramm der SPD wird das Jahrzehnt der Gleichstellung gefordert. Diese Worte fordern Taten", sagte Noichl.
Am Freitag hatten die Unterhändler der Parteien ihre Sondierungen beendet und ein Ergebnispapier vorgestellt. Das zwölfseitige Papier hat zum Teil auch von politischen Gegnern Anerkennung erhalten. Es soll als Grundlage für die bevorstehenden Koalitionsverhandlungen dienen. Doch es gibt auch Kritik: Insbesondere bei den Grünen ist nicht jeder zufrieden mit dem Resultat. So könnten die anstehenden Beratungen über einen Koalitionsvertrag an der einen oder anderen Stelle holprig werden.
Walter-Borjans sagte, jetzt werde "auf der Grundlage dessen, was wir hier als Rahmen definiert haben, diskutiert, debattiert und am Ende 'ne einvernehmliche Lösung gefunden". Grünen-Bundesgeschäftsführer Michael Kellner interpretierte das Sondierungspapier anders. Angesprochen auf das Thema Erbschaftsteuer sagte er im "Frühstart": "Es war sehr deutlich, dass wir uns drauf verständigt haben, dass Substanzsteuern außen vor sind."
Die Drei von der Tankstelle....
Um an den Geldursch zu komnen wird alles über Bord geworfen: Moral- gegenseitige Abscheu und total verschiedene Ansichten, bei den Piefkes und auch im Ösiland.
Woher nehmen Sie die "gegenseitige Abscheu"? Wie es scheint, ist es gelungen, eine Vertrauensbasis zwischen den handelnden Personen herzustellen.
Die unterschiedlichen Ansichten bei FDP und Grünen bestehen im Weg; in den Zielen sind sie sich grösstenteils einig (Klimawandel, Digitalisierung, Infrastruktur).
Na da bin ich gespannt was dabei rauskommt! Benzin kostet ja jetzt schon 1,70 und mehr bei unseren Deutschen Nachbarn. Ich ahne böses....
Die Liberalen die neue Volkspartei in Deutschland?
In dieser Zusammensetzung werden sie nicht lange am Ruder sein!
Armes Deutschland.
Kennen Sie eine bessere Alternative?
Grüne und FDP sind - im Gegensatz etwa zur Union, aber in Teilen auch zur SPD - klar zukunftsorientiert und könnten eine Modernisierung Deutschlands auf den Weg bringen. Offensichtlich geben sie dieser Zukunftsorientierung mehr Chancen in einer Koalition mit der SPD, die geeint scheint (ganz im Gegensatz zur total fragmentierten Union).
Wenn diese Koalition gelingt, wäre das auch ein mögliches Szenario für Ö. Grüne und NEOS einigen sich auf eine "Vision für Ö" und finden eine dritte Partei, die diesen Weg mitgeht. Die Schwierigkeit sehe ich dabei nicht bei diesen beiden Parteien, sondern in der Uneinigkeit innerhalb sowohl der SPÖ als auch der ÖVP.