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„Es war schlimm, alle Gäste im Lokal haben geweint“

Von Thomas Plauner und Helmut Steiner, 19. November 2014, 00:04 Uhr
Hausexplosion Steiermark
Die beiden Männer hatten in einem Wirtschaftsgebäude mit einem "hochexplosiven Pulver" hantiert. Bild: APA

KAPFENSTEIN. Eine Explosion erschüttert ein Dorf in seinen Grundfesten. Ein Lokalaugenschein in Kapfenstein am Tag nach einer schrecklichen Nacht.

Diese gewaltige Explosion, die Montagabend einen Vater und seinen Sohn jäh aus dem Leben riss, die enormen Sachschaden anrichtete, sie hat auch ein ganzes südoststeirisches Dorf in seinen Grundfesten erschüttert.
Bleiern hängen die Regenwolken der Nacht an diesem Novembermorgen über der 1598-Einwohner-Gemeinde Kapfenstein, Nebelschwaden kriechen die Weingärten empor.

Einer dieser Weingärten liegt vor dem Anwesen von Franz Nell. „Ich habe einen lauten Kracher gehört und aus dem Fenster gesehen. Auf einmal brennt es da im Weingarten unterhalb der Straße. Dann habe ich Rauch auf dem Hügel gesehen und vermutet, was passiert ist“, schildert Kapfensteins Altbürgermeister die nächtlichen Ereignisse.
Rund 500 Meter Luftlinie entfernt, oben auf dem erwähnten Hügel, dort wo der kleine Weiler Pretal liegt, da herrscht zu dieser frühen Stunde schon reges Treiben. Es ist das Epizentrum einer Katastrophe, die die Menschen fassungslos macht. Weiträumig ist das Anwesen der Familie F. von der Polizei abgesperrt. Ermittler um Ermittler trifft ein, ein Fernsehteam ist bereits da, die Anwohner stehen in kleinen Gruppen zusammen. Die Zahl der Schaulustigen, die einen Blick auf das zerstörte Gebäude erhaschen wollen, steigt stetig. Die Feuerwehrmänner, die an der Absperrung stehen, wirken betroffen. Andreas Lamprecht, dem stellvertretenden Kommandanten der Feuerwehr Pretal fehlen angesichts des tragischen nächtlichen Ereignisses die Worte. „Sein“ Kommandant ist nicht da. Thomas F. ist der Sohn und der Bruder der beiden Getöteten. Er wurde bei der Explosion leicht verletzt.

Feuerball & Riesenknall

Sein Vorgänger Ernst Baumgartner war einer der längst dienenden Kommandanten im Bezirk. Die Explosion hat er im nahen Rüsthaus erlebt. „Ich bin dort gesessen. Mir hat es den Kugelschreiber aus der Hand gerissen, ich habe geglaubt, das Rüsthaus fliegt weg.“ Riesenglück hatte eine Nachbarin, die mit Tränen in den Augen vor ihrem Haus steht. Sie war mit ihrer kleinen Tochter zum Zeitpunkt der Explosion zu Fuß auf der nahen Straße unterwegs. „Plötzlich ist ein Feuerball hochgegangen, ich habe nur noch gehofft, dass er nicht auf uns zukommt. Ich bin froh, dass wir noch leben“, sagt die Frau mit leiser Stimme und der Schock steckt ihr sichtlich noch in den Knochen.
Mit versteinerter Miene macht sich auch Bürgermeister Ferdinand Groß ein Bild von der Katastrophe. „Ich wohne drei Kilometer entfernt, aber auch bei mir zu Hause war dieser Knall unfassbar laut zu hören“, schildert das Gemeindeoberhaupt den Moment der Explosion. „Ganz Kapfenstein trauert um einen Familienvater und seinen Sohn. Beide waren im dörflichen Leben integriert und beliebt. Wir haben auch ein Spendenkonto für die Familie eingerichtet.“
Josef F. etwa war Fahnenoffizier beim örtlichen Kameradschaftsbund und Stammgast im Gasthaus „Zur Dorfwirtin“. Jeden Tag ist der Pensionist ins Lokal von Angelika Luttenberger gekommen. „Immer am Vormittag ist er gekommen, hat seinen Verlängerten getrunken und mit mir oder meiner Kellnerin eine Runde Karten gespielt. Und pünktlich um 12 Uhr war er wieder zu Hause“, erinnert sich die Wirtin.

Lauffeuer & Leidenschaft

Auch am Tage seines Todes war er da, der Josef. Am Abend hat dann die Explosion auch das Gasthaus erschüttert. Und wie ein Lauffeuer machte die Nachricht von der Tragödie die Runde. „Es war schlimm, alle Gäste im Lokal haben geweint“, sagt Angelika Luttenberger mit tränenerstickter Stimme.
Groß ist die Trauer auch bei der Firma „Kiefer technic“ in Bad Gleichenberg. Dort hat der getötete Bernhard F. seit 14 Jahren als Metallbautechniker gearbeitet. Schon als Lehrbub war er zum Unternehmen gekommen. „Er war ein humorvoller, liebenswerter und hilfsbereiter Mensch, der leicht und unbeschwert durchs Leben gegangen ist“, sagt Chefin Astrid Kiefer über den 29-Jährigen. Unter den Kollegen sei Bernhards Leidenschaft zur Pyrotechnik bekannt gewesen. Eine Leidenschaft, die ihm und seinem Vater nun das Leben kostete. Und die ein Dorf ein Dorf in Schockstarre hinterlässt.


Spendenkonto der Gemeinde Kapfenstein: „Spende Unglück Kapfenstein“, IBAN: AT60 3807 1000 0101 0719

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