Lade Inhalte...
  • NEWSLETTER
  • ABO / EPAPER
  • Lade Login-Box ...
    Anmeldung
    Bitte E-Mail-Adresse eingeben
    Bitte geben Sie Ihre E-Mail-Adresse oder Ihren nachrichten.at Benutzernamen ein.

gemerkt
merken
teilen

"Wir geben allen eine Chance"

Von Valentin Bayer, 25. März 2024, 18:29 Uhr
Lisa Leeb
Lisa Leeb (33) begleitet Haftentlassene zurück in den Alltag. Bild: privat

WELS. Lisa Leeb ist die neue Leiterin des Caritas-Projekts "WEGE" für Haftentlassene in Wels.

Seit 31 Jahren betreuen die Mitarbeiter von "WEGE" Haftentlassene in Wels und helfen ihnen, wieder Fuß zu fassen. In WGs und eigenen Wohnungen werden sie von Mitarbeitern des Caritas-Projekts und mehreren ehrenamtlichen Helfern bei Arbeitssuche, Alltagsbewältigung und "Resozialisierung" unterstützt. Gottfried Boubenicek, der das Projekt mit aufgebaut hat, verabschiedete sich kürzlich in die Pension. Seine Nachfolgerin Lisa Leeb, 33 Jahre alt, hat mit der Welser Zeitung über ihre Arbeit und deren Wert für die Allgemeinheit gesprochen.

Dass Haftentlassene überhaupt Hilfe und Begleitung bekommen, ist umstritten – Gegner argumentieren, dass die Betroffenen sich selbst in diese Situation gebracht haben. Warum helfen Sie?

Lisa Leeb: Zum einen gehört es zum Grundauftrag der Caritas, dass wir allen eine Chance geben – auch jenen, die von der Gesellschaft weniger respektiert werden. Zum anderen fangen wir Personen in kritischen Situationen auf, damit sie nicht wieder obdachlos werden oder in die Kriminalität zurückfallen. Es geht also auch um die Sicherheit der gesamten Gesellschaft. Davon profitieren alle.

Was sind die Herausforderungen, mit denen Haftentlassene in Österreich kämpfen?

Die Jobsuche ist ein großer Punkt, das war besonders in der Coronazeit schwierig. Bei Leuten mit langer Hafterfahrung kommen oft ein gewisses Alter oder gesundheitliche Beschwerden hinzu, die auf dem Arbeitsmarkt auch hinderlich sind. Es geht oft darum, ganz alltägliche Dinge wieder zu erlernen – Bananen abwiegen im Supermarkt oder eine Selbstbedienungskasse zu nutzen. Letzteres hat es zum Beispiel vor 20 Jahren nicht gegeben, technische Neuerungen sind oft eine große Herausforderung. Wir unterstützen die Haftentlassenen aber auch dabei, ein neues soziales Umfeld zu finden. Da sind insbesondere Kollegen häufig Anknüpfungspunkt.

Wie sieht es bei Angeboten an Betreuungsplätzen und der Nachfrage aus?

Wir haben in Wels zwölf Betreuungsplätze in den WGs in unserem Haupthaus und acht Einzelwohnungen, die wir weitervermieten. Hinzu kommen einige Klienten, die bereits in eigenen Wohnungen wohnen. Prinzipiell sind wir voll und haben eine Warteliste. Insgesamt ist die Lage aber in Ordnung, es gibt viele Einrichtungen in diesem Bereich. Ein Großteil hat in den vergangenen Jahren auch ausgebaut, weil man gesehen hat, dass das Angebot sinnvoll ist. In den meisten Fällen, gerade bei Menschen mit längeren Haftaufenthalten, wird ihr Umzug zu uns aber lange im Voraus geplant. Das läuft dann recht entspannt ab.

Welche Menschen können das Angebot der "WEGE" in Anspruch nehmen?

Wir haben Ausschlusskriterien, keine akute Suchtmittelabhängigkeit und keine akuten psychiatrischen Krankheiten. Die Bewerber müssen auch zeigen, dass sie betreuungswillig sind. Wir sind keine Notschlafstelle, bei uns findet Betreuung statt. Wenn jemand in der Vergangenheit zum Beispiel ein Alkoholproblem hatte, gibt es Auflagen wie regelmäßige Alkoholtests. Das übernehmen die Richter bei der Entlassung meistens auch als Weisung.

Wie lange bleiben die Klienten im Schnitt?

Wir haben einen Zeitrahmen von einem Jahr bis zum Ende der Probezeit, das sind zum Teil fünf Jahre. Unsere Sozialarbeiter erarbeiten mit den Haftentlassenen immer eine Zielvereinbarung dazu, was sie in ihrer Zeit bei uns erreichen wollen.

Lässt sich statistisch festmachen, wie erfolgreich die Arbeit der "WEGE" in Wels ist?

Leider nicht. Wenn die Leute bei uns ausziehen, wissen wir nur noch über die Bescheid, die Kontakt mit uns halten. Wenn jemand nach Wien zieht und dort nach drei Jahren wieder eine Straftat setzt, erfahren wir das nicht. Aber es gibt österreichweite Studien, die bestätigen, dass die Rückfallquote durch solche Nachsorge-Angebote deutlich sinkt.

Ihr Job ist sicher oft psychisch belastend – warum haben Sie sich für die Arbeit in diesem Bereich entschieden?

Ich habe ursprünglich Opferarbeit gemacht, aber schnell gemerkt, dass das nichts für mich ist. Während der Ausbildung zur Sozialarbeiterin habe ich ein Praktikum bei der "WEGE" gemacht und schnell gemerkt, dass mir das gefällt. Wir betreuen die Menschen recht lange. Man freut sich dann mit ihnen, wenn sie einen Arbeitsplatz finden oder die Wohnung herzeigen, in der sie seit einem Jahr erfolgreich gelebt haben. Da merkt man, dass unsere Arbeit sinnvoll ist.

mehr aus Wels

Neues Leben in alten Gemäuern: Alte Hutfabrik wird 150 Jahre alt

"Tag der Streuobstwiese" im Obst-Hügel-Land

Pkw krachte in Steinerkirchen in Linienbus: 32-jähriger Autofahrer verletzt

Welser Abfallverwertung: Umweltstadtrat fordert von Energie AG Zugeständnisse

Autor
Valentin Bayer
Redakteur Oberösterreich
Valentin Bayer
Lädt

info Mit dem Klick auf das Icon fügen Sie das Schlagwort zu Ihren Themen hinzu.

info Mit dem Klick auf das Icon öffnen Sie Ihre "meine Themen" Seite. Sie haben von 15 Schlagworten gespeichert und müssten Schlagworte entfernen.

info Mit dem Klick auf das Icon entfernen Sie das Schlagwort aus Ihren Themen.

Fügen Sie das Thema zu Ihren Themen hinzu.

1  Kommentar
1  Kommentar
Neueste zuerst Älteste zuerst Beste Bewertung
KlausBrandhuber (2.066 Kommentare)
am 26.03.2024 08:07

Und wie läuf die Kooperation mit Neustart?

lädt ...
melden
antworten
Aktuelle Meldungen