Bei den Grabungen wurden fünf historische Brennöfen entdeckt
STEYR. Im Mittelalter wurden mitten auf dem Steyrer Stadtplatz einfach Löcher in die Erde gegraben, um Gebrauchskeramiken zu brennen.
"Das sind jetzt nicht die großartigsten historischen Funde, aber im geschichtlichen Zusammenhang sind sie durchaus von Interesse", sagt Gabriele Schnabl, die oberste Steyrer Denkmalschützerin. Bei den Grabungen für den neuen Kabelkanal unter dem Steyrer Stadtplatz, der unmittelbar vor der neuen Flaniermeile errichtet wird, wurden von den Arbeitern gleich fünf mittelalterliche Brennöfen gefunden.
Zwei Archäologinnen untersuchten daraufhin zwei Tage lang das Erdreich zwischen Rathaus und Marienkirche nach weiteren Spuren, legten die Brennöfen frei und fanden dabei eine Reihe von Tonscherben, die vermutlich aus dem 15. Jahrhundert, also aus der Zeit vor der Industrialisierung, stammen.
"Zuerst hat man gedacht, dass diese Öfen, in denen bis zu 1200 Grad erreicht wurden, zum Schmelzen von Eisen verwendet wurden", sagt Schnabl, "aber nun wissen wir, dass darin Keramiken für den Alltag gebrannt wurden."
Der Stadtplatz habe damals zwar schon die Grundform wie heute gehabt, viele Häuser, etwa das im Kern vermutlich aufs 13. Jahrhundert zurückgehende gotische Bummerlhaus, habe es bereits gegeben, der Platz im Zentrum sei allerdings noch nicht befestigt gewesen. Schnabl: "In das Erdreich wurden einfach diese Löcher gegraben und als Brennöfen ausgekleidet." Unterhalb der Granitsteine wurde auch das grobe Kiesel- und Flusssteinpflaster gefunden, das einst großflächig am Stadtplatz vorhanden war. "Es wurden aber auch die alten Fundamente des Leopoldibrunnens gefunden", sagt Thomas Bodory von der Altstadterhaltung. Dieser sei einst rund zehn Meter in Richtung Enge in etwa vor dem Cafe Hohlrieder platziert gewesen. Das Granitbecken des Brunnens stammt aus dem einstigen Kloster Windhaag im Mühlviertel und war erst 1682 am Stadtplatz aufgestellt worden. Die barocke Brunnensäule mit der Statue des heiligen Leopold kam dann erst in Steyr hinzu.