"Ni hao Wels": Erstmals maturieren Schüler in Oberösterreich in Chinesisch

"Ni hao China" – Guten Tag, China: Das Reich der Mitte ist derzeit in aller Munde. Bundeskanzler Sebastian Kurz kehrte soeben von einer Reise aus dem Riesenreich zurück, heimische Firmen exportieren Jahr für Jahr Waren im Milliarden-Wert, im Gegenzug besuchen Tausende Chinesen die Alpenrepublik.

"Eine der Zukunftssprachen"

Das Welser Gymnasium der Franziskanerinnen griff diesen Trend vor drei Jahren auf. Seither können Schüler ab der sechsten Klasse Chinesisch als Wahlpflichtfach wählen. Nun treten zwei Schülerinnen zur mündlichen Matura an – als Erste in Oberösterreich. "China, Japan und Korea haben mich schon immer fasziniert", sagt Michelle Nuhanovic. Die Welserin liebt asiatisches Essen, hört in der Freizeit gerne Korea-Pop. Auch Johanna Krennhuber zieht die fremde Kultur an: "Mich fasziniert, dass Menschen in der westlichen und östlichen Welt ganz anders denken und leben. Ich finde es toll, dass wir eine neue Sprache und damit eine ganze Kultur entdecken können."

Neun Schüler haben 2016 mit Chinesisch begonnen, sechs hielten bis zur Matura durch, Johanna und Michelle treten im Juni an. Das freut Direktor Georg König: "Chinesisch zu lernen, ist nicht leicht. Ich bin stolz, dass sich die Schüler so eingelassen haben."

Er ist überzeugt, dass diese Sprache, die von mehr als einer Milliarde Menschen gesprochen wird, eine der Zukunftssprachen ist: "Gerade in Oberösterreich gibt es viele Firmen, die nach China exportieren oder dort Standorte haben. Wer Chinesisch kann, hat viele Vorteile."

"Ziehe irgendwann nach Asien"

Der Schulleiter hat das Fach selbst initiiert und die aus Taiwan stammende Lehrerin Yu-Han Chen gefunden. Laut König ist sein Gymnasium in Oberösterreich das einzige, das Chinesisch als Maturafach anbietet, in ganz Österreich (neben dem Akademischen Gymnasium in Wien) nun das Zweite.

Doch wie gut lernt man Chinesisch in drei Jahren mit wöchentlich einer Doppelstunde? "Wir haben eine gute Basis", sagt Johanna. Auch wenn die Sprache nicht einfach sei, so Michelle: "Grammatik und Schrift sind komplett anders als bei uns. Eine falsche Betonung kann die gesamte Bedeutung verändern. Aber wenn man das System einmal verstanden hat, ist es nicht mehr so schwierig."

Beide haben nun Lust auf mehr: Johanna plant ein Austauschsemester in Taiwan. Michelle will vorerst Richterin werden: "Aber irgendwann werde ich nach Asien ziehen und dort leben."

 

Am Montag startet die Matura

6853 Maturanten starten ab kommender Woche in Oberösterreich mit der schriftlichen Zentralmatura. Rund 2600 besuchen Gymnasien, rund 4300 eine berufsbildende höhere Schule. Österreichweit sind es rund 42.000.

22 Prozent scheiterten im Vorjahr österreichweit an den schriftlichen Klausuren, vor allem in Mathematik, und mussten zur Kompensationsprüfung. Ab heuer gibt es Erleichterungen: Die Aufgaben werden kürzer und verständlicher, Lehrer können nun auch teilweise richtige Lösungen mit einem halben Punkt bewerten, und die Regelung, dass für ein Genügend aus dem ersten Teil 16 Punkte erreicht werden müssen – egal, wie gut Teil 2 ausfiel –, fällt.

 

Der Zeitplan für die Zentralmatura

Offiziell startet die österreichweit einheitliche Zentralmatura am kommenden Montag, 6. Mai. Allerdings stehen an diesem Tag Spanisch, Slowenisch, Kroatisch und Ungarisch auf dem Plan – sodass die Matura für die meisten mit einem freien Tag beginnt. Ernst wird’s am Dienstag mit Deutsch und am Mittwoch mit Mathematik. Mit Französisch (am Donnerstag) und Englisch (am Freitag) geht’s dann in das Wochenende.

In der folgenden Woche sind noch zwei Tage für die schriftliche Reifeprüfung reserviert: Am Montag, 13. Mai, werden Latein und Altgriechisch geprüft, bevor die Zentralmatura am Dienstag mit Italienisch beendet wird.