"Spüre beim Kämpfen keinen Schmerz"
BRAUNAU. Boxen: Ahmed Hagag ist in seiner Klasse die Nummer acht der Welt – Der 18-jährige Braunauer ist zudem der jüngste Staatsmeister der österreichischen Box-Geschichte
Ein gutes Herz, keine Angst, aber Respekt vor dem Gegner und unendlich viel Disziplin: Für Ahmed Hagag vom BC Braunau sind das die wichtigsten Voraussetzungen, um es sportlich bis an die Spitze zu schaffen. Der 18-Jährige ist auf dem besten Weg dahin: Hagag kürte sich vor einigen Wochen zum jüngsten Staatsmeister der österreichischen Box-Geschichte, war bei der Weltmeisterschaft in Budapest am Start, holte bei der Europameisterschaft 2016 die Bronzemedaille und hat sich auch für das Jahr 2019 viel vorgenommen. Darunter die Teilnahme an den European Games und der U22 EM in Russland. Um bei diesen Großereignissen erneut "zuzuschlagen", trainiert der Innviertler mit arabischen Wurzeln hart. Aktuell beim Bundesheer in Wien. Dort hat der 18-Jährige auch die passenden Gegner, die ihn fordern.
Auch Papa Hassan verlangt ihm viel ab. Dafür hat der Sohn seine bedingungslose Unterstützung. "Mein Vater hat auch geboxt. Ich habe mir Videos von seinen früheren Kämpfen angeschaut und wollte es dann selbst ausprobieren. Heute ist er mein wichtigster Partner", sagt Ahmed Hagag. "Er hat mir noch mehr beigebracht als der Bundestrainer. Nicht nur was den Sport betrifft. Mein Papa hat mich gelehrt, freundlich zu sein, andere Menschen in jeder Situation zu respektieren und nach dem Besten zu streben. Das versuche ich so gut es geht." Diese Eigenschaften hat das Schwergewicht (Hagag tritt in der Gewichtsklasse bis 91 Kilogramm an) so verinnerlicht, dass er 2018 in seiner Klasse zur Nummer acht der Welt aufgestiegen ist.
Adrenalin als Schmerzmittel
Ganz schmerzfrei war der Weg von Ahmed Hagag nicht. Bis zu zwei Wochen braucht der 18-Jährige, um sich von einem Kampf zu erholen. Doch für Selbstmitleid ist kein Platz. "Ich bin schon genäht worden und habe mir einmal die Nase gebrochen. Blaue Flecken sind sowieso Standard. Aber während eines Kampfes spüre ich keine Schmerzen. Das viele Adrenalin, das im Ring durch den Körper gepumpt wird, verhindert das", sagt der Innviertler. Um künftig noch besser zu werden, nimmt Hagag seine Kämpfe auf Video auf. Daheim werden sie von Vater und Sohn gemeinsam analysiert. "Wenn ich Fehler mache, hat mein Papa immer eine Lösung. Das ist wichtig, denn boxen ist zu hundert Prozent Kopfsache."
Außerhalb des Rings ist Ahmed Hagag ein ganz anderer Mensch. "Ich käme nie auf die Idee, Probleme mit den Fäusten zu lösen. Meine Eltern haben mich gelehrt Menschen so zu behandeln, wie ich es selbst möchte und daran halte ich mich." Ein Charakterzug, den auch seine drei Nichten und der Neffe zu schätzen wissen. Vor allem, wenn der Onkel Schokolade kauft. Sie sind es auch, die den schlagkräftigen Braunauer weich werden lassen. "Immer, wenn ich nach Hause komme, umarmen sie mich voller Freude. Das geht mir wirklich nahe", sagt der 18-Jährige. Emotionen, die er bei oder nach einem Kampf nicht zulassen würde. "Es kommt vor, dass ich von den Punktrichtern ungerecht behandelt werde. Aber selbst dann versuche ich, ruhig zu bleiben. Alles andere bringt nichts. Außerdem darf mir der Gegner nie anmerken, dass ich mich ärgere", sagt Ahmed Hagag.
Beistand von oben
Kraft gibt dem Braunauer nicht nur seine Familie, sondern auch der Glaube. Das Gebet vor und nach jedem Kampf ist für Hagag ein genauso wichtiger Teil der Vor- und Nachbereitung wie das Aufwärmen. Vielleicht läuft es für den 18-Jährigen auch deshalb so gut. Aber noch ist der Braunauer längst nicht am Ziel. Er möchte einen Profivertrag und Olympiasieger oder Weltmeister werden. Unmöglich ist das beim Talent des Innviertlers sicher nicht. Eventuell wird er schon bei den Spielen 2020 in Tokio wieder Schlagzeilen machen.
Super Typ und für sein Alter schon so reif. Die Eltern können stolz auf ihn sein.
Oh, das wird den R-Prolos nicht schmecken ...
So, so.